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März 2014 www.trailer-ruhr.de

-ruhr.de Mehr Meinung. Service. Hintergrund. – In NRW. empfehlen | weitersagen | kommentieren Alle Texte. Ihre Stimme. Filmkritik im FORUM.

trailer-Thema.

Kino.

5 WOZU SCHULE Die Schule von heute zwischen Reformstau und Orientierungslosigkeit 6 Themeninterviews Wilfried Bos über die Weiterentwicklung des Bildungssystems SchülerInnen aus Südosteuropa benötigen besondere Förderung

Bühne. 10 Auftritt Großes Kino: Die „Republik der Wölfe“ – ein blutiges Psycho-Märchenmassaker in Dortmund 8 Consol Theater 9 Premiere Lisa Nielebock inszeniert Heinrich von Kleists „Amphitryon“ in den Bochumer Kammerspielen. 10 Ebertbad/Theater Oberhausen 11 Komikzentrum Ruhr Comedians ticken nicht sauber 14 Theater Duisburg/Schauspiel Essen 15 Theater Ruhr u.a. Susanne Linkes „Ruhr-Ort“ in Bochum 17 Prolog Das Theatertreffen in Duisburg 18 Theaterkalender Ruhr

Kultur in NRW. überregional 11 Musical in NRW Theater in NRW 13 Tanz in NRW 17 Oper in NRW 35 Popkultur in NRW Improvisierte Musik in NRW 36 Klassik in NRW 40 Kunst in NRW

BÜHNE

Foto: Diana Küster

trailer + trailer-ruhr.de

Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund

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Film-ABC/Vorspann Hintergrund – „Saving Mr. Banks“ KritikerspiegelRuhr/Kino-Kalender Ruhr Film-Kritik Roter Teppich Franziska Weisz in „Kreuzweg“ 27 Gespräch zum Film Arne Birkenstock über „Beltracchi – Die Kunst der Fälschung“ 29 Hintergrund – „Alles inklusive“ 32 Foyer „Ein Apartment in Berlin“ im Endstation BO „Die Frau, die sich traut“ in der Lichtburg OB

Thema 6 Wilfried Bos, Professor und Leiter des Instituts für Schulentwicklungsforschung, über die Weiterentwicklung des Bildungssystems und die Anforderungen an SchülerInnen. Wilfried Bos Foto: TU Dortmund Premiere 9 Lisa Nielebock über Aktualität und Umsetzung des Stücks „Amphitryon“ von Heinrich von Kleist, welches sie in den Bochumer Kammerspielen insezeniert.

Literatur.

Lisa Nielebock

Film 25 Franziska Weisz – zu sehen in „Kreuzweg“ von Dietrich Brüggemann – über traditionalistische Bruderschaften und den Berufswunsch Schauspielerin.

Kunst. 37 kunst & gut Karl Lagerfeld im Museum Folkwang in Essen 38 RuhrKunst u.a. Doll und Havekost in Gladbeck 39 Sammlung Inke Arns über die Ausstellung „World of Matter“ 40 Kunstwandel Das druckgraphische Werk von Christian Rohlfs 41 Kunst-Kalender – Museumslandschaft NRW

Franziska Weisz Film 27 Regisseur, Autor und Produzent Arne Birkenstock im Gespräch zu seinem neuen Film „Beltracchi – Die Kunst der Fälschung“.

trailer spezial. 4 Intro – „Der gedisste Jürgen“ 42 Verlagssonderseiten – trailer bildet 44 Auswahl – im März Veranstaltungs-Emfehlungen des Monats 47 Impressum

Premiere

9

KINO

„Saving Mr. Banks“

Foto: privat

33 Literatur-Portrait 34 Literatur-Kalender Ruhr

Arne Birkenstock

Lesen Sie mehr auf www.trailer-ruhr.de! Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg.

Hintergrund KINO

Roter Teppich KUNST

22

25

„Kreuzweg“

Foto: Wolfgang Ennenbach

kunst & gut

Selbstportrait, 2011, Aus der Serie Suite 3 Atelier Fendi, Inkjet auf Leinwand © 2014 Karl Lagerfeld

37

Intro

Juni 2009

Juni 2012 de www.trailer-ruhr.

März 2013

www.trailer-ruhr.de

www.trailer-ruhr.de

Kino. Kultur. Ruhr.

Kultur. KULTURKino.R .KINO.Ruhr. UHR. Europa gestalten.

www trail www.trailer-ruhr. de

September 2010

IM KUNSTMUSEUM BOCHUM REALITY CHECK IN EAST EUROPE MAI BIS 2. AUGUST 2009. VOM 23.

NEUE BILDER EINER

ANDAUERNDEN

KAIRO. OFFENE MUSEUM FOLKWANG,

ang.de

EIN PAAR LINKER SCHUHE

REVOLUTION

STADT

2. MÄRZ – 5. MAI

2013

August 2013

NAM JUNE PAIK MUSEUM KUNST

PALAST, DÜSSELD ORF 11.9. – 21.11.20 10

www.smkp.d e

OFF THE ARTS NAL FESTIVAL INTERNATION BER - 30. SEPTEM 17. AUGUSTT

www.museum-folkw

E

RUHRTRIENNAL

ale.de www.ruhrtrienn

WWW

Nam June Paik, Mercury, 1991, © Nam June Paik Kunststiftung NRW, Düsseldorf Estate, New York, 2010, Foto: Sascha Dressler

www.bochum.de/kunstmuseum

www.traile r-ruhr.de

DER NEUE

THE BLIN

www.the

blingring.

EIN FILM

de

November 2010

FILM MIT

EMMA WATS ON

G RING

VON SOFIA

(„Lost in

Translatio

COPPOLA

n“)

www.trailer-ruhr.de

ab 15.8.

im Kino

Mai 2013

www.trailer-ruhr. de

KULTUR.K

Europa

gestalte

n.

INO.RUHR. www.traile r-ruhr.de

Oktober 2010

DIE URAU

FFÜH

RUNG JEDE ME NGE KO GRILLO-TH HLE

JOHNNY CASH IN BLACK THE MAN ESSEN THEATER IM RATHAUS

PREMIERE: EATER ESSEN 2. OKTO BER

Foto: Ralph Lueger

hauspie

l-essen.

ER THEATER TAGE NRW

2013

www.stuecke. de

38. MÜLHEIM

11.-29. MAI

www.sc

STÜCKE www.theater-im-rathaus.de

de

16.12.10 BIS 16.1.11

2014 – 10 JAHRE TRAILER-RUHR

Der gedisste Jürgen

Zum Jubiläum erreichen uns zahlreiche erste Glückwünsche. Sie sind uns Ansp*rn, auf dem bisherigen Weg weiter zu machen.

Die Volksseele im östlichen Ruhrgebiet brodelt. Flegelrapper Bushido erwähnte in einem seiner aktuellen Liedtexte in rüpelhafter Manier den Trainer von Borussia Dortmund. „Hoffentlich erstickt dein fetter Vater an sei‘m Schweinefleisch, erstickt an seinem Dosenbier, der Jürgen Klopp in Birkenstock, lustig, lustig, wenn ich ihm sein Maul mit meinem Gürtel stopf“ Fast hätte das empörte Boulevard dabei übersehen, dass Klopp gar nicht selbst bedroht wird, sondern nur das potentielle Opfer des bösen Buben mit dem Erfolgscoach verglichen wird. Wirklich an den Kragen will Bushido nur seinem Ex-Kollegen Kay One und dessen Papa, was die Sache natürlich nicht appetitlicher macht. Denjenigen aber, die sich nun heftig aufregen, wird von anderen wiederum vorgeworfen, Bushido mit dieser Aufregung aufzuwerten. Dabei ist es doch so einfach. Das Kasperletheater braucht nicht nur den Kasper sondern immer auch das böse Krokodil. Nur schade, dass sich bei modernen Puppenbühnen der Vorhang niemals schließt. Der Flachbildschirm leuchtet ewig.

„Liebes Team vom trailer-ruhr-magazin! Für mein Team vom Schauspiel Essen gratuliere ich euch ganz herzlich zum Geburtstag und zum Erreichen der Zweistelligkeit. Das ist keine Selbstverständlichkeit in unserer schnelllebigen Zeit: Viele Magazine entstehen mit großem Elan und verschwinden dann schneller wieder vom Markt als man schauen kann. Zum Glück nicht das trailer-ruhr-Magazin, das ich für seine kompetente Premierenberichterstattung, seine spannenden und informativen Interviews mit Kunst- und Kulturakteuren der Region und seine kritische, aber auch stets faire Begleitung unserer Theaterarbeit sehr schätze. Ich freue mich auf viele neue Ausgaben eures für das Ruhrgebiet wichtigen Magazins. Herzliche Grüße, Christian Tombeil“ (Intendant des Schauspiel Essen)

Foto: Presse

Foto: Birgit Hupfeld

„Liebes „trailer“-Team,

Foto: Andreas Köhring

Der BVB trägt doch nicht Birkenstock, Foto: Francis Lauenau

herzlichen Glückwunsch zum 10-jährigen Bestehen wünscht das Schauspiel Dortmund. Danke für die spannenden Lesestunden, die Ihr uns geschenkt habt. Auf die nächsten 10 Jahre! Prost! Euer Kay Voges“ (Intendant Theater Dortmund) Sehr geehrter Herr Ortmann, Glückwunsch zu 10 Jahren! Als Museum für Moderne und zeitgenössische Kunst schätzen wir, dass sich Trailer mit einer eigenen Kunstredaktion ein eigenes Bild von der Vielfalt der Ausstellungen in der Region macht und dies gut vermittelt. Alles Gute für die nächsten 10 Jahre. Prof. Dr. Kurt Wettengl“ (Direktor Museum Ostwall im Dortmunder U) „Herzlichen Glückwunsch! Gemeinhin wünscht man zum Geburtstag vor allem Gesundheit und ein gutes neues Lebensjahr. Natürlich wünsche ich Ihnen das auch. Wichtig ist mir, dass Sie Möglichkeiten finden, den Qualitätsjournalismus, den Sie im Ruhrgebiet etabliert haben, fortentwickeln zu können, unabhängig und auch weiterhin so lustvoll. Das Wegsterben der Zeitungen samt der Feuilletons ist für uns alle ein Problem, insofern hoffen wir, dass Sie einen „langen Atem“ behalten, den wir auch halten, um das „Theater an der Ruhr“ nach seiner Gründung im Jahr 1981 durchzusetzen. Hoffen wir auf jene Zeiten des Glücks die Hegel „die leeren Blätter der Weltgeschichte“ nannte. Ihre Blätter aber möchte ich doch beschrieben lesen. Mit herzlichen Grüßen, Helmut Schäfer“ (Theater an der Ruhr)

Um Kinderkram geht es auch bei unserem Thema WOZU SCHULE. Wie müssen Lehranstalten aussehen, damit sie ihre Insassen erreichen und auf das Leben vorbereiten? Müssen wir den Lehrern das Lehren lehren? Nützt es, einem Schulsystem, das auf Differenzierung und also auf Selektion beruht, nun Inklusion zu verordnen? Nicht für Kinder ist das Märchenstück REPUBLIK DER WÖLFE gemacht, zu sehen im Theater Dortmund. Einhörner in Unterhosen, musikalisch begleitet von inzwischen einstürzenden Altbauten, machen neugierig auf Grimms Märchen als Splatter-Movie. Aus gänzlich anderem Holz sind die Werke geschnitzt, die im Osthaus Museum Hagen zu sehen sind. CHRISTIAN ROHLFS – DAS SIND SO NEUE, KÜHNE, ERNSTE SACHEN, DIESE SCHNITTE zeigt das Werk des berühmten Expressionisten, der 1938, von den Nazis verfemt, in seinem Atelier in Hagen stirbt. In unserem Komikzentrum berichten wir über die Seelenverwandtschaft von Kabarettisten und Schizophrenen. Ausnahmen jener Regel sind, so beweisen wir, die Kollegen HAGEN RETHER und THOMAS REIS, die das Ruhrgebiet in diesem Monat heimsuchen. Unsere Literaturecke berichtet von den beiden ungleichen Brüdern KLAUS und PETER MÄRKERT. Die Bochumer Gewächse bringen unabhängig voneinander ihre neuesten Bücher heraus. Nachgemalte Gemälde spielen die Hauptrolle bei dem Film BELTRACCHI – DIE KUNST DER FÄLSCHUNG. Regisseur ARNE BIRKENSTOCK erzählt uns über die Dreharbeiten im offenen Vollzug. Der Gauner, und das ist selten im Kino zu sehen, spielt sich nämlich selbst. Weiterhin zu sehen sein wird PHILIP SEYMOUR HOFFMAN, der kürzlich verstarb. Manche seiner Filme sind noch gar nicht angelaufen. Wir gedenken des großen HollywoodSchauspielers. Mit der Schauspielerin FRANZISKA WEISZ sprechen wir über ihren neuen Film KREUZWEG, der christlichen Fundamentalismus thematisiert. Die Frau aus dem Wiener Wald verfügt zwar selbst über katholische Wurzeln, ist aber inzwischen aus der Kirche ausgetreten und spielt nun die Glaubensstrenge. Ein langer, gewundener Weg...

LUTZ DEBUS

Foto Inhaltsverzeichnis: Mira Moroz

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Thema

Der Weg ist das Ziel? Die Schulbildung prägt den weiteren Lebensverlauf maßgeblich, Foto/Montage: Mira Moroz

Schule muss nachsitzen – Die Schule von heute zwischen Reformstau und Orientierungslosigkeit Nein, Schule mag sie nicht. Die 18-jährige mit den mühungen ist die Schule oft ein Ort, der Frust auf langen, dunkelblonden Haaren schlägt sich frö- Seiten von Schülern und Lehrern gleichermaßen stelnd die Kapuze über den Kopf. Judith besucht ein erzeugt. Grundsätzlich stellt sich die Frage, welche Gymnasium im westlichen Ruhrgebiet. Im April wird Lerninhalte wichtig sind. Die alte Schule, die sich sie ihren letzten Schultag haben, dann noch für die als Trichter begreift, dessen Funktion es ist, mögPrüfungen pauken und dann war‘s das mit Penne. lichst viel Wissen in die Köpfe der Kinder zu füllen, scheint passé. Aber das Sie muss schmunzeln, trailer-Thema im März: große Aufräumen, das wenn sie an ihren ersich viele Pädagogen sten Schultag vor knapp Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir. Bloße von der Einführung 12 Jahren denkt. Sie Wissensvermittlung scheint 2014 längst überholt, des Turbogymnasiums hatte sich so darauf gesoziale und kreative Kompetenzen müssen im Raherhofften, blieb doch freut. Doch schon in der men der schulischen Bildung gefördert werden. aus. Statt effizienteres dritten Klasse sah das Lesen Sie weitere Artikel zum Thema auch unter: Lernen zu ermöglichen, anders aus. Vielleicht choices.de/thema + engels-kultur.de/thema wurden zusätzliche ist sie zu rebellisch. Sie konnte nie verstehen, warum sie gerade das lernen Unterrichtsstunden auf die Nachmittage verlegt. musste, was sie nicht interessierte. Und dann hat- Oberschüler müssen so an manchen Tagen bis zu te sie auch Pech mit den Lehrerinnen. Die Grund- 11 Stunden absolvieren. Auch die anderen Schulschullehrerin heulte manchmal vor der ganzen formen, Haupt-, Real- und Gesamtschule kämpfen Klasse. Und auf der Oberschule hatte Judith eine mit dem Problem, dass zu viel in zu kurzer Zeit geKlassenlehrerin, der wuchsen so dicht die Haare aus lehrt werden muss. Dabei soll es, so der Wille der den Achseln, dass die Kinder immer feigsten, dass schulpädagogischen Fachwelt, viel mehr darum die alte Dame bestimmt Topfschwämmchen unter gehen, das Lernen zu erlernen. Die Informationsdie Arme geklemmt habe. Machen denn Äußerlich- flut der digitalen Gesellschaft macht es nicht mehr keit eine gute Lehrerin aus? „Die war auch sonst nötig, dass 11-Jährige alle Nebenflüsse des Rheins so“, antwortet die hochgewachsene Oberschülerin. aufsagen können. Ein kritisches Hinterfragen und Immer, wenn sie einen Lehrer oder eine Lehre- auch ein sinnvolles Verknüpfen von Informationen rin mochte, dann war sie auch gut in dem Fach. sind inzwischen viel wichtiger als das ReproduzieDer Englischlehrer vor drei Jahren war ein Chaot, ren längst bekannter Fakten. Hier hat sich die Schu„Wie der Typ bei FACK JU GÖHTE!“, erklärt Judith. le zwar schon partiell gewandelt, trotzdem scheint „Der hat uns jeden Scheiß erlaubt.“ Da stand sie in es, dass sie in diesem Punkt noch nachsitzen muss. Englisch Eins. „Und jetzt Fünf“, ergänzt das Mäd- Eine andere Baustelle ist auch noch nicht fertig. chen grinsend. Ihre momentane Englischlehrerin Noch nie waren die Schülerinnen und Schüler ein sei doof. Deshalb habe sie auch keinen Bock, etwas so heterogener Haufen wie jetzt. Die Trennung der für das Fach zu tun. Ansonsten hat sie Glück mit Geschlechter wurde ja bereits in den frühen 1970ihren Lehrern. Alle irgendwie okay. Sie wird wohl er Jahren peu à peu aufgehoben. Da inzwischen einen Schnitt von 2,5 im Abi schaffen. Irgendwie, aber etwa 40 Prozent eines Jahrgangs in NRW das so rutscht es der Schülerin am Ende des Gespräches Gymnasium besucht, sind die klaren Klassengrenzen, die noch zur Adenauerzeit das Schulsystem heraus, wird sie die Schule doch vermissen. Judith ist kein Einzelfall. Trotz vieler Reformbe- prägten, nicht mehr so entscheidend. Grundsätz-

Wozu Schule

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lich gilt nach wie vor, dass die Herkunft über die Schullaufbahn entscheidenden Einfluss hat, dies bemängeln internationale Beobachter regelmäßig am hiesigen Schulsystem. Aber es gibt sie zumindest, die Kinder aus sozial schwachen Familien auf Oberschulen. Vor 50 Jahren gab es so gut wie keine Proletarierkinder auf Gymnasien. Auch die kulturelle Vielfalt hat in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen. Schülerinnen und Schüler mit Migranten als Eltern oder Großeltern sind eher die Regel als die Ausnahme. Diese Vielfalt mag beängstigen, sie kann aber auch als Chance gesehen und genutzt werden. Neben dem Lernen des Lernens ist also die Vermittlung von Sozialkompetenz wichtig geworden. In diesem immer bunter werdenden Land muss Integration kultiviert werden. Ein Paradoxon wird hierbei allerdings sichtbar. Schulministerin Sylvia Löhrmann versucht seit Jahren, ihr Herzensprojekt Inklusion in die Praxis umzusetzen. Gleichzeitig gelingt es noch nicht einmal, die Kinder und Jugendlichen von Haupt-, Realschule und Gymnasium auf eine gemeinsame Schule zu inkludieren. Gerne schickt man diejenigen, die scheitern oder stören, auf die nächst weniger qualifizierte Schulform. Vielleicht sollte unsere Schulministerin den anderen Schulen zunächst die Exklusion abgewöhnen, bevor sie von Inklusion schwärmt. Oder wir erklären alle Schulen zu Förderschulen. Dort nämlich wird mit gut ausgebildeten Pädagogen und einem sehr viel besserer Stellenschlüssel gearbeitet. Vielleicht würde auch Judith wieder gern zur Schule gehen, würde sie eine gymnasiale Förderschule besuchen.

LUTZ DEBUS

Aktiv im Thema www.amg-koeln.de/theatermedien/theatermedienklassen www.ruhrfutur.de www.planerladen.de www.mit-menschen-wuppertal.de

Thema

Wikipedia macht den Globus als Lerninstrument arbeitslos, Foto: Mira Moroz

„Wissenschaft hat immer mit Herrschaft zu tun“ Wilfried Bos über die Weiterentwicklung des Bildungssystems

trailer: Herr Bos, wie muss sich Schule wan- jeden Text kritisch zu hinterfragen. Welche Hinterdeln, damit sie in Zukunft ihre Aufgabe erfüllt? gedanken hat die OECD, wenn sie die PISA-Studie Wilfried Bos: Schule musste und muss sich immer in Auftrag geben? wandeln. Den letzten großen Wandlungsprozess Die PISA-Studie hat etwas mit haben wir ja mit der Hinwen„Schule muss ihre Herrschaft zu tun? dung zur Kompetenzvermittlung SchülerInnen zu kritischen Ich habe nach 1968 studiert. gerade hinter uns. Es geht in der und kompetenten Bürgern Vielleicht bin ich dadurch etwas Schule nicht mehr nur um Inhalte. erziehen“ geprägt. Aber ich bin der ÜberDas soll nicht heißen, dass Komzeugung, dass Wissenschaft impetenzvermittlung inhaltslos ist. Aber wir haben nun gewisse Freiheiten. Die Analyse mer etwas mit Herrschaft zu tun hat und dass man von Texten kann ich mit Harry Potter genauso ler- Informationen bezüglich ihrer Quellen kritisch einordnen muss. nen wie mit Werken von Shakespeare. Es macht ja auch keinen Sinn mehr, alle Hauptstädte Europas auswendig zu lernen. Es gibt ja Wikipedia. Natürlich muss man sich einigen, welche Informationen SchülerInnen auf ihrer Festplatte im Kopf gespeichert haben müssen und welche sie von Wikipedia oder Brockhaus beziehen können. Junge Menschen sollten in der Schule befähigt werden,

Was hätte die OECD davon zu verbreiten, dass deutsche Kinder dumm sind? Die OECD als Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist daran interessiert Humankapital noch effizienter zu machen, damit man es noch wirtschaftlicher einsetzen kann. Aber ist das das Ziel von Schule? Brauchen wir nicht noch andere Kompetenzen als die, die PISA misst?

Welche zusätzlichen Kompetenzen brauchen die SchülerInnen noch? Das ist eine Frage, die in demokratisch gewählten Gremien zu klären ist. Ich persönlich finde, dass Fächer wie Kunst, Musik, Religion und Ethik wichtige Bestandteile des Lehrplans sind. Was muss die Schule in den nächsten zehn Jahren leisten? Sie muss weiterhin ihre SchülerInnen zu kritischen und kompetenten Bürgern erziehen.

INTERVIEW: LUTZ DEBUS

Lesen Sie die Langfassung unter www.trailer-ruhr.de/thema ZUR PERSON Wilfried Bos ist Professor und Leiter des Instituts für Schulentwicklungsforschung an der Technischen Universität Dortmund Foto: TU Dortmund

Kinder auffangen

SchülerInnen aus Südosteuropa stranden – nicht in Dortmund Die Mallinckrodtstraße in Dortmund wird inzwi- deren Kultur kennt keine Schriftsprache. Diese schen gern als Kulisse benutzt, wenn Fernsehsen- Kinder sind zudem schon oftmals in ihrer alten der über die neue Freizügigkeit in Europa berichten. Heimat nicht gefördert worden, können nur bruchDort stehen tagsüber dutzende Männer mit farb- stückhaft ihre eigene Sprache sprechen. Sei es ihre beklecksten Blaumännern und warten darauf, von Muttersprache Romanes oder die Amtssprache Auftraggebern, die Schwarzarbeiter suchen, in ihre Rumänisch. Bei den kleinen Einwanderern aus Transporter geladen zu werden. „Arbeiterstrich“ Bulgarien sieht es nicht besser aus. Kein Wunder, heißen die paar hundert Meter im Volksmund. Und allein zwei Drittel der bulgarischen Roma-Kinder diese neuen Zuwanderer, die selbst nicht wissen, mussten in ihrer Heimat gesonderte Schulen besuchen, deren Lehrer es als Strafe wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten sollen, haben meist „Die Kinder sind sehr motiviert empfanden, sie zu unterrichten. und entsprechen nicht den Die Kinder, die an die Dortmunihre Kinder mitgebracht. landläufigen Vorurteilen“ der Schulen kommen, sind mit neun oder zehn Jahren auf dem Direkt an die Mallinckrodtstraße grenzt der Nordmarkt. Die Nordmarkt-Grundschu- Bildungsstand Dreijähriger. Eine harte Nuss für die le ist eine der ersten Schulen, die für die neuen Lehrer. An mehr als 30 Schulen wurden bereits Zuwandererkinder sogenannte Auffangklassen Auffangklassen eingerichtet, in denen den Kindern einrichtete. Von insgesamt 360 Schülerinnen und die deutsche Sprache beigebracht wird, damit sie Schülern sind dort 36 in jenen speziellen Klassen möglichst rasch in den Regelunterricht integriert untergebracht. 120 neue schulpflichtige Kinder werden können. Die Schulen liegen nicht nur im kommen pro Monat insgesamt nach Dortmund. Norden, mit Schulbussen werden die Kinder beDie Stadt weiß kaum noch, wohin mit ihnen. Sie reits in Einrichtungen gefahren, die auf das ganze können natürlich kein Deutsch, meist aber nicht Stadtgebiet verteilt sind. einmal schreiben. Viele von ihnen sind Roma und Die Lehrerinnen und Lehrer stehen derweil in den

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Auffangklassen vor riesigen Problemen. Geld für Schultaschen, Stifte, Mappen und Hefte haben die Eltern der neuen Schulkinder nicht. Der Gesundheitszustand vieler Kinder ist sehr schlecht. Andererseits sind die Kinder sehr motiviert und entsprechen so gar nicht den landläufigen Vorurteilen. Manche der Kinder, die vor wenigen Jahren noch eine Auffangklasse besuchten, gehen jetzt auf das Gymnasium. Angelika Henkemann ist Lehrerin in einer Auffangklasse an der Nordmarkt-Grundschule in Dortmund. Der WAZ berichtete sie stolz, dass eine ihrer ehemaligen Schülerinnen inzwischen Jahrgangsbeste an einer Gesamtschule sei. Für die Kinder ist das Erlernen der deutschen Sprache nicht nur die einzige Möglichkeit später Fuß zu fassen, sie haben auch offensichtlich Spaß daran. Ihre Eltern haben es da deutlich schwerer. Die meisten scheitern an den einfachsten Fragen der Allgemeinbildung. Sie wie ihre Kinder auf die Grundschule zu schicken ist schlecht möglich. Also werden sie weiter an der Mallinckrodtstraße stehen und auf Arbeit hoffen.

KLAUS BUNTE

Auftritt

Uwe Schmieder als böser Wolf, dem das dauergeile Rotkäppchen zum Verhängnis wird, Foto: Birgit Hupfeld

Vom dauergeilen Rotkäppchen

Großes Kino: Die „Republik der Wölfe“ – ein blutiges Psycho-Märchenmassaker in Dortmund Während sich der Jäger zu Schneewittchen aufmacht, um den Befehl der bösen Königin auszuführen, erklingt Psychedelisches von der Band „The Ministry of Wolves“, es wird auch als Ersatz kein Rehkitz ermordet, sondern ein Einhorn in Feinripp-Unterhose. Die „Republik der Wölfe“ im Dortmunder Theater ist kein Erholungsheim für Märchenprinzen, hier spritzt das Blut lustig aus den Kehlen. „Jugend ist Wille zur Macht“. Regisseurin Claudia Bauer lässt die wahren Unholde des deutschen Waldes auf die Zuschauer los und das sind in erster Linie die Gebrüder Grimm (Ekkehard Freye und Sebastian Kuschmann), die wohl eher ein „Erziehungsbuch für die Deutschen“ im Sinn hatten, als die Blutrünstigkeit der zahlreichen „Bösewichter“. Schon während des Einlasses beobachten große dunkle Augen die Besucher, der Wald ist eher Duschvorhang denn Natur, dahinter soll sich also das Grauen abspielen. Die Mutter von Hänsel und Gretel sieht deren Verstoß ins Unterholz auch eher als gesellschaftsbereinigende Handlung, schließlich konsumieren die Kinder nur, ohne Wertschöpfung, das kann sich eine Familie eben kaum leisten. Also müssen sie verschwinden im Rohbau auf der Drehbühne, der Wald, Hexenhaus, gute Stube und Unterwelt zugleich ist und in dem die Zuschauer per Videokamera lückenlos über die Tatvorgänge informiert sind. Das Karussell, das dreht sich immer rund herum, die Hexe kommt in den Stall – und brennt. So wollen es die Gebrüder Grimm, das Böse muss immer brennen – wenn es auch gar nicht böse ist oder eben nur in den Köpfen der ungebildeten Menschen. Bauer schafft in knapp zwei Stunden Bilder, die nur marginal mit der Vorstellungswelt der Märchenbücher zu tun haben, sie choreografiert Grimms Sammlung und Anne Sextons Gedichtzyklus „Verwandlungen“, der von den deutschen Märchen inspiriert wurde, durch eine Geisterbahn-Psychoanalyse, die hinter das vermeintlich Normale schaut. Von der sprichwörtlichen Vernunft bleibt da nichts mehr übrig, die Zwerge sind im Drogenrausch und müssen doch aufs Schneewittchen verzichten. Warum nur? Das ist die richtige Frage, die die Grimms eben falsch beantworten. Das Einhorn in Unterwäsche bleibt die arme Wurst, die Band vom Dortmunder Musikchef Paul Wallfisch ist exzellent. Kein Wunder – sie besteht

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aus Alexander Hacke von den „Einstürzenden Neubauten“, Mick Harvey von den „Bad Seeds“ und die Multimedia-Performerin Danielle De Picciotto, die einst die Berliner Love Parade begründete und mit Hacke verheiratet ist. Gemeinsam zocken sie eine Mischung aus Neubauten-Klängen und Rhythmen, die vehement an Irmin Schmidt (Ex-Can) und dessen Masters of Confusion-Projekt mit Kumo erinnern. Aber da läuft auch schon das Rumpelstilzchen in Ego-Shooter-Optik auf der Videoleinwand. Die Königstochter hat es nicht leicht, ein Schwätzer als Vater, ein Dummbeutel als König und sie soll aus Stroh Gold spinnen, was für ein Wahnsinn. Irgendwann verfolgt sie das Rumpelstilzchen auch mit der Pumpgun – ohne Erfolg, doch das Zauberwort gibt er dummerweise preis. Ob das Leben mit dem Dumpfbacken im Schloss dagegen so erstrebenswert ist, scheint fraglich. Immer wieder schafft Bauer für diese Zweifel mächtige skurrile Szenenbilder auf Bühne und Leinwand, bei Grimms sind die Frauen immer die Leidtragenden, da ist Blut im Schuh, ich rieche Menschenfleisch, sagt der Riese. Doch erst muss noch der fette Frosch („The Frog Prince“) die Königstochter begatten, versprochen ist versprochen, dann erst dürfen sich die Schwestern für den hohlen Prinzen amputieren. Nightmare on Jigsaw? Auch von Sexton bleibt logischerweise nicht viel übrig. Keine Chance für Ruhe und Entspannung. Die Wälder sind noch immer um uns und die Sicherheit trügerisch, diese Erkenntnis transportiert Regisseurin Claudia Bauer mit einem genialen Elixier aus beiden Literaturen und der Wahnsinnsband. Und wenn Dornröschen aufwacht und nicht mehr weiß, in welcher Realität sie lebt, ob das Gebäude einen Ausgang hat, dann stellt sie die wichtigste Frage des Abends: Ist die Welt noch da?

PETER ORTMANN

„Republik der Wölfe“ | R: Claudia Bauer | Mi 5.3. 19.30 Uhr Theater Dortmund | 0231 502 72 22

Sa, 01.03 um 20.00 Uhr

Jazz trotz(t) Karneval Szene-Jazz mit diversen Formationen aus dem Pott! Mi, 05.03. um 19.00 Uhr in der Kellerbar

Roter Salon – „Verzicht“ Das Bürgerdinner im Consol Theater

4+

So, 9.03. um 15.00 Uhr

Der kleine Wassermann Ein szenisches Live-Hörspiel nach Otfried Preußler

Der Vorname

Fr, 21.03. um 20.00 Uhr in der Kellerbar

Rosinenblues

4. bis 16. März Komödie mit Martin Lindow

Ein Lese-Blues im Rahmen von Geschichten auf Consol mit Rolf Dennemann

Theater im Rathaus Porscheplatz 1, 45127 Essen

Karten: 0201 / 24 55 55 5 www.theater-im-rathaus.de

PREMIERE am So, 23.03. um 15.00 Uhr, Mo, 24. und Di, 25.03. jeweils um 11.00 Uhr

4+

von Moni Port und Philip Waechter Eine Koproduktion mit der COMEDIA Köln

2+

Di, 25. März um 19.00 Uhr in der Kellerbar

KOnzertMEDitation Klang und Stille mit Michael Gees und einem Pendel

13+

Do, 27.03. um 20.00 Uhr

Blut und Kokosmilch

GESTALTUNG: DESIGNBÜRO SCHÖNFELDER · FOTO: HANS JÜRGEN LANDES

oder warum die Revolution hierzulande so schleppend in Gang kommt Volxbühne am Consol Theater

prinz regent theater

Der Krakeeler

Fr, 28.03. um 20.00 Uhr in der Kellerbar

New phalanx Gejazzt auf Consol Mo, 31.03. und Di, 01.04. um 20.00 Uhr

Woyzeck Gastspiel des TPZ Essen

Bismarckstraße 240 45889 Gelsenkirchen Tel.: 0209 9 88 22 82

E-Mail: [emailprotected]

www.consoltheater.de

8

MÄRZ 2014 OFFENE ZWEIERBEZIEHUNG von Franca Rame und Dario Fo am 3. um 20.00 h

TSCHICK von Wolfgang Herrndorf am 8. um 20.00 h, am 9. um 19.00 h, am 22. um 20.00 h, am 23. um 19.00 h, am 25. und 26. um 20.00 h

„KUNST“ von Yasmina Reza · am 12. und 28. um 20.00 h

PETER UND DER WOLF / MAX UND MORITZ von Sergej Prokofieff / Gisbert Näther am 14. um 19.30 h und am 16. um 16.30 h

IPHIGENIE AUF TAURIS von Johann Wolfgang von Goethe am 18. um 11.00 h und um 20.00 h

OTHELLO von William Shakespeare · am 20. um 19.30 h

KABALE UND LIEBE von Friedrich Schiller · am 30. um 19.00 h

www.prinzregenttheater.de Prinz-Regent-Straße 50-60, 44795 Bochum · Kartenreservierung unter:

Fon: 0234 - 77 11 17 · E-Mail: [emailprotected]

Premiere

„Es ist alles eine Katastrophe“ Lisa Nielebock inszeniert Heinrich von Kleists „Amphitryon“ in den Bochumer Kammerspielen trailer: Frau Nielebock, je älter das Stück wird, umso moderner wird es? Lisa Nielebock: Bestimmt. Kleist hat eigentlich in der falschen Zeit gelebt. Er wäre heute noch für uns unerträglich. Weil der so scharf schaut ZUR PERSON und so brutal leidet unter dem, was, wenn man Nach dem Studium an der Folkwang Universität der Künste hat Lisa Nielebock u.a. am Nationaltheater Mannheim, am Schaues so nennen will, so eine Zerrissenheit des mo- spiel Essen und Theater Bern Regie geführt. Seit 2006 ist sie Regiedozentin an der Folkwang Universität der Künste. Foto: privat dernen Menschen beschreibt. Heute würden wir ihn wahrscheinlich immer noch ausgrenzen und sagen, du bist ja ein Wahnsinniger, du gehörst Die alten Themen bleiben also allgegenwärtig? Denen folgen wir jetzt. Die spielen das vor und nicht dazu. So wie es damals auch passiert ist. Die Themen bleiben allgegenwärtig. Aber die erleben das und denken das und setzen sich damit Deswegen glaube ich, dass wir Frage nach der Modernität fin- auseinander. uns immer näher darauf zu be- „Mein Gefühl war von Anfang de ich noch viel treffender. Die an, dass ich für dieses Stück wegen, um verstehen zu können, Themen packen uns eigentlich Und diese Parallelgeschichte mit Sosias ist tatnichts brauche – nur die was das überhaupt für ein Aban dem Punkt, wo wir wirklich sächlich notwendig? Schauspieler.“ grund ist, den der da beschreibt. danach suchen, was überhaupt Ich glaube schon. Weil wir natürlich alle gemeint verlässlich, was überhaupt sind. Und das ist nicht nur am Ehrgeiz festzuAmphitryon ist aber auch eine Komödie der Identität ist. Das finde ich auch sehr interes- machen. Da ist ein Kriegsherr, der nach Hause Boshaftigkeiten. sant. Was ist, wenn ich dich nicht mehr erkenne, kommt und dem die Frau weggenommen wurde. Wir versuchen ganz stark an diese Komödie zu als den, den ich liebe, wie soll ich dann wissen, Er wird an seinem wundesten Punkt getroffen, glauben und die auch zu arbeiten. Das ist ja was wer ich bin? Das erschüttert meine Grundfesten, denn er hat gehofft, dass er jetzt der große Sieman fast gar nicht mehr in Worte fassen kann. wenn du wegbrichst. Wir hängen auch von ei- ger ist und dann ist das nicht so. Plötzlich ist er Was ist die Liebe und was ist der Mensch? Und nander ab – auch davon handelt das Stück ganz gar nichts mehr wert. Aber den anderen passiert wie begegnen die sich und wie viel Unsicherheit stark und das ist auch etwas, was wir zurzeit das auch. Sosias Frau Charis ist viel offener scharf steckt in uns drin. Aber das Meisterhafte an die- spüren. Wir können nicht nur unseren Egotrip darauf, mit einem Gott zu schlafen. Die fände die Vorstellung richtig toll. Aber darunter sind es sem Stück ist, dass Kleist das in eine ganz klare, fahren, damit kommen wir nicht zurande. auch vollkommen verzweifelte Menschen. Das ist spielbare, lustige Komödie gepackt hat. Lustig ist eigentlich ein falsches Wort dafür – es ist wirk- Im Internet haben wir heute freiwilligen Iden- schon wichtig zu erzählen. lich abgründig böse und brutal. titätsklau und bewusste Identitätsaufwertung Wenn die Boshaftigkeit über die Herrschenden gleichzeitig. Und Kleist hat Hollywood-Themen vorwegge- Bei Amphitryon geschieht es nicht freiwillig. kommt, kann man damit umgehen, wenn’s einommen, von Total Recall bis zu Matrix. Trotzdem kann man auch entdecken, insbeson- nen selber trifft, ist es ungleich schlimmer? Ja, das stimmt. Und am Ende passiert auch ein dere am Schluss, dass sowohl Amphitryon als Kleist beschreibt ja Götter und weil die so böse Wunder. Da kriegt man als Regisseur eine Anwei- auch Alkmene ja nicht frei von Eitelkeit sind, sind, werden sie niemanden auslassen. Es wird da sung, jetzt kommt der Adler von oben runterge- wenn sie sich vorstellen, dass da ein Gott für sie verschieden mit umgegangen. Manchmal retten schwebt, der Donnerkeil in der Hand von Jupiter einspringt. Da sind alle anfällig. Und am Ende sie sich auch in Pragmatismus, machen einen und der Himmel reißt auf und sie fliegen weg. gibt es den Deal zwischen Amphitryon und Ju- Vorschlag, der hinten und vorne nicht aufgeht, Damit kann man gut arbeiten. piter, wo sie sagen, weißt du was, Schwamm weil der Gott nämlich gar nicht mitmacht. Charis drüber, ich habe dir gerade einen Sohn gemacht, schlägt auch immer wieder vor, Schwamm drüder Halbgott ist. Also es geht auch um Ruhm und ber – fühlt sich doch prima an. Aber das führt nicht weit. Das bringt nichts. Sie kommen am natürlich um Ehrgeiz. Ende nicht weiter, nichts klappt. Es ist alles eine Die Persönlichkeit ist austauschbar, die Liebe Katastrophe. auch? Dieses Fragezeichen muss bleiben. Genau daINTERVIEW: PETER ORTMANN von handelt das Stück ja auch. Kleist fragt alle Figuren, was das jetzt ist, wenn es sich besser angefühlt hat. Wenn die Nacht mit Jupiter die „Amphitryon“ | R: Lisa Nielebock tollste war ja was ist dann? Auch Alkmene ver- So 16.3. 19 Uhr, Fr 21.3., Fr 28.3. 19.30 Uhr sucht die ganze Zeit, eine exklusive Liebe zu ver- Kammerspiele Bochum | 0234 33 33 55 55 teidigen, aber ihr Gefühl geht dauernd dagegen.

Götter oder Opfer? Ohne Kleidung sind alle erst einmal gleich. Foto: Diana Küster, Schauspielhaus Bochum

Wie inszeniert man so eine Höhle Platons? Mein Gefühl war von Anfang an, dass ich für dieses Stück nichts brauche – nur die Schauspieler.

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Lesen Sie die Langfassung unter: www.trailer-ruhr.de/premiere

Programm März 01.03. Mottek 05.03. Unpolitischer Aschermittwoch 2014 07.03. Markus Krebs 08.03. Thomas Reis 09.03. 158. Klassikmatinee – AUSVERKAUFT 12.03. WDR 5 Kabarettfestival 14.03. Mathias Richling – AUSVERKAUFT 15.03. Horst Schroth – AUSVERKAUFT 16.03. Lydie Auvray 17.03. Helge und das Udo 20.03. EMMI und Willnowsky 21.03. ABBAHAUSEN 22.03. Matthias Egersdörfer 23.03. Jens Neutag 24.03. Männerabend 25.03. Damenbad – AUSVERKAUFT 26.03. Wildes Holz 27.03. Frank Goosen 29.03. Venske & Sting 30.03. Salonorchester Oberhausen

Ebertplatz 4 · 46045 Oberhausen · Tel. 0208 /20 54 024 · Fax 0208 /20 54 027

Uraufführung Thomas Hürlimann

Das Gartenhaus Regie Peter Carp Premiere 21. März 2014 im Großen Haus

Mehr Informationen unter www.theater-oberhausen.de und 0208/8578-184

www.bgp.de

www.ebertbad.de

Komikzentrum Ruhr

Musical in NRW

Gastiert im Bochumer Schauspielhaus: der begnadete Kabarettist Hagen Rether.

„Jesus Christ Superstar“, Foto: Thilo Beu

Comedians ticken nicht sauber

Rockige Bibelstunde

Wir haben es ja schon immer geahnt: Comedians haben einen an der Waffel. Da kommt die Studie der University of Oxford wie gerufen. 523 Spaßvögel haben an einer Fragebogen-Aktion via Internet teilgenommen, die jetzt im British Journal of Psychiatry veröffentlicht wurde. Herausgekommen ist eine auffällige Ähnlichkeit zwischen Menschen mit bipolaren Störungen und Humorarbeitern. Demnach benötigt Kreativität bei beiden Gruppen vergleichbare geistige Merkmale: Um die Ecke Denken, scheinbar nicht Zusammengehörendes unter einen Hut zu bringen. Was lernen wir daraus? Man muss schon einigermaßen verpeilt sein, wenn man sich vor eine Meute stellt, um diese zum Lachen zu bringen. Bereits Hanns Dieter Hüsch hat darauf hingewiesen, dass die Welt „balla balla“ ist und die Menschen auf die hirnrissigsten Ideen kommen, wohlgemerkt zu Zeiten, als es noch keine NSA, kein Dschungelcamp und kein Facebook gab. Man muss wirklich nicht lange suchen, um auf seltsame Zeitgenossen zu treffen. Und ja, die vornehmste Aufgabe des Comedian besteht darin, auf eben diese Absonderlichkeiten hinzuweisen. Hagen Rether ist alles andere als durchgeknallt, sondern einer der erfolgreichsten Kabarettisten deutscher Zunge, einer von denen, die gleichzeitig verstören und aufklären. Nach seiner dreistündigen Performance, die er seit Jahr und Tag unter dem schönen Titel „Liebe“ unter die Menschen bringt, fühlt sich der Zuschauer wie nach einem geistigen Bad im Jungbrunnen – eingeschlafene graue Zellen melden sich wieder zu Wort, man wird mit den eigenen Widersprüchen konfrontiert und fühlt sich hellwach. Mit sanfter Stimme und nonchalantem Gestus zerlegt er fein säuberlich die von den Medien aufgespießten Aufreger, legt das Gerede von rechter und linker Moral als Großvaterkategorien bloß und dröselt die Wechselwirkung vom politischen Alltag und medialer Vermarktung auf. Zum Vorschein kommt die brachiale Komik des Daseins, über die man sich totlachen könnte, wenn es nicht zum Heulen wäre. Hatte der in Essen lebende Mann noch vor kurzem die Alte Oper in Frankfurt mit ihren 2000 Plätzen bespielt, so gibt es erstaunlicherweise für die Aufführung am 13. März im Bochumer Schauspielhaus noch Eintrittskarten. Ebenfalls als Bühnen-Berserker bekannt: Thomas Reis, er lässt nichts unversucht sein Publikum („Du musst die Frauen knacken, die Männer werden mitgenommen – so sehen sie auch aus“) mit Hilfe eines verbalen Orkans durch zu rütteln und zu schütteln. „Und SIE erregt mich doch“ heißt das Programm, das er am 8. im Oberhausener Ebertbad und am 21. im Cabaret Queue in Dortmund auf die Bühne bringt. Ein Alphabet der Lust, das sich um die Liebe in ihren diversen Ausformungen dreht, also auch der zwischen Mann und Bier, eine Art Erregungsalmanach, in dem der Kabarettist wohlweislich darauf hinweist, dass Männeraugen anders auf die Liebe blicken als das weibliche Gegenüber. Zum Beispiel auf das gerne mal schrill gekleidet daherkommende Ruhrgebiets-Gewächs Andrea Badey, die von Hause aus mit einem prachtvollen Organ und unübersehbarer Bühnenpräsenz ausgestattet ist. „Eine Frau geht seinen Weg“, so der Titel ihres Programms, in dem sie am 22. im Cabaret Queue die Welt als Mann aus der Sicht einer Frau erklärt, unter anderem versteht sich. Womit die karge Fastenzeit um einen komödiantischen Rohdiamanten angereichert wäre – meint mit den besten Grüßen Ihre stets über Tage lebende

Von Rolf-Ruediger Hamacher Hatte sich Andrew Webber schon 1973 durch die Lobeshymne „Reich an geistigen Werten“ vom Radio Vatikan für Jewisons Verfilmung seiner RockOper geadelt gefühlt, so würde ihm sicherlich auch Gil Mehmerts Interpretation wie Butter runtergehen. Sie „Mehmerts Inszenierung nimmt ihn so wahr, wie er sich selber gibt dem Regietheater gerne sieht: Als modernen Opern-Komkräftig Zucker“ ponist. Die Entscheidung, das vollständig durchkomponierte Stück in englischer Sprache singen zu lassen, verstärkt dieses Bemühen noch. Warum man allerdings mit dem Verzicht auf Obertitel – außer einigen spärlichen Szene-Überschriften – das Publikum nicht bei diesem „Experiment“ mitnimmt, bleibt ein Rätsel. Mehmerts Inszenierung gibt dem Regietheater kräftig Zucker: Durch ein, an ein Fußballstadion oder TV-Studiotribünen erinnerndes, ganz in Schwarz gehaltenes, Bühnenbild (Beatrice von Bomhard) wuselt eine Jesus-Fangemeinde, deren Stimmung aber sehr schnell umschlägt, wenn der drogenabhängige Showmaster Pontius Pilatus (wunderbar zynisch: Mark Weigel) auf den Plan tritt, um die Massen zu manipulieren. Zur Medienkritik gesellt sich dann noch die an der Gesellschaft: Auf eine Leinwand werden Dokumentaraufnahmen von Auschwitz über Vietnam bis hin zu 9/11 proji*ziert, die Hohepriester schweben wie graue Stasi-Agenten vom Himmel und Jesus wird leidensendlich in einem orangenen Guantanamo-Häftlingsoverall ans Kreuz genagelt. Solche mit dem pädagogischen Zeigefinger daherkommenden Regieeinfälle haben der gute Lloyd Webber und das Publikum nun wahrlich nicht verdient. Mehmerts Stärken liegen ohnehin mehr in der Inszenierung kleiner Musicals, die er meist mit seinen Studenten von der Folkwang Universität der Künste in Essen auf die Bühne bringt (u.a. „Der Mann, der durch die Wand ging“). Dieses spielfreudige Ensemble hat er hier kongenial in den Chor und Jugendchor des Theater Bonn integriert und ihm so die übliche OpernchorTrägheit ausgetrieben. Außerdem fungieren die jungen Schauspielschüler als Jünger und Frauen um Jesus, müssen aber auch für eine peinliche Modenschauszene (mit nackter Brustattrappe) auf dem in den Zuschauerraum ragenden Kreuz herhalten. Ein Coup ist Mehmert mit der Besetzung einiger Hauptrollen gelungen. Für die Titelrolle konnte man den aktuellen Tod aus der Wiener Inszenierung „Elisabeth“, Mark Seibert, ausleihen, der anfangs zwar etwas bubihaft wirkt, sich dann aber immer mehr in das Charisma seiner Figur hineinspielt. Sein weicher Tenor kommt vor allem in der gefühlvoll interpretierten Ballade „Gethsemane“ zur Geltung, während er bei den harten Rocknummern („Heaven On Their Minds“) David Jacobs (als Judas) gesanglich den Vortritt lassen muss. Patricia Meeden bringt als Maria Magdalena das Kunststück fertig, dass die Augen des Publiku*ms nicht die Oberhand über die Ohren gewinnen, wenn sie sich zu „I Don’t Know How To Love Him“ entblättert und zu Jesus Rolf-R. Hamacher ins Bett steigt. Und Dirk Weiler setzt mit seiner selbst Hochschuldozent und Beirat des Film- choreographierten Steppnummer zum kabarettartigen kritikerverbandes „King Herod´s Song“ ein weiteres Highlight des Abends.

Rether, Reis und Badey belegen das exakte Gegenteil

„Jesus Christ Superstar“ im Bonner Opernhaus

ANNE NÜME

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Infos: www.theater-bonn.de

culture club

culture club

Das Spiel ist aus

Jean-Paul Sartre / mit französischen Chansons

*

Foto: Bettina Stöß

Eine zweite Chance für die Liebe

Premiere am Samstag, 22.03.14, 20.00 Uhr Mo, 24.03.14 | 20.00 Uhr Fr, 04.04.14 | 20.00 Uhr So, 06.04.14 | 18.00 Uhr Di, 08.04.14 | 20.00 Uhr

präsentiert: Kabarett

präsentiert: Theater

Do, 10.04.14 Sa, 26.04.14 Mi, 30.04.14 So, 18.05.14

„RUHR-ORT“

WALLIS REVÜH

Das Schauspielhaus Bochum bringt das legendäre Tanztheaterstück „Ruhr-Ort“ wieder auf die Bühne. Thema des 1991 von Susanne Linke geschaffenen Werks ist die Arbeit der Männer in den Stahlfabriken und Bergwerken des Ruhrgebiets. Heute schafft die Inszenierung eine einmalige Verbindung von neuem und altem Ruhrgebiet, von Bergbau und urbaner Kunst.

Esther Münch hat zur Revue, pardon, zur Revüh geladen! Der Regisseur hängt am Flughafen fest, und so veranstaltet Bochums Spitzenreinigungsfachkraft Waltraud Ehlert kurzerhand selbst ein Artisten-Casting. Ein Abend mit internationalen Artisten, Akrobatik, Kabarett, Amouren, Verwicklungen und Zickereien!

| 20.00 Uhr | 20.00 Uhr | 20.00 Uhr | 14.00 Uhr

www.rlt-neuss.de

Schauspielhaus Bochum Königsallee 15 44789 Bochum

Varieté et cetera Herner Str. 299 44809 Bochum

trailer verlost 3x2 Karten. E-Mail bis 23.3. an [emailprotected] Kennwort: „Revüh“

trailer verlost 2x2 Karten. E-Mail bis 23.3. an [emailprotected], Kennwort: „Ruhr-Ort“

Telefon Theaterkasse 0 21 31 - 26 99 - 33 Das Rheinische Landestheater • Oberstr. 95 • 41460 Neuss

Do 3.4. 19.30 Uhr FR 21.02.

20.00h

Fr 4.4. 20 Uhr

ReihenWeise … Erzähler: Das Fleisch der Zunge André Wülfing: Neue Geschichten, li

SO 23.02.

19.00h

Das THEATER Produkt

IM

Schauspiel von Mark Ravenhill DO 27.02. FR 28.02.

20.00h 20.00h

Vorhofflattern artscenico: Bilder und Worte der A

SA 01.03. SO 02.03.

20.00h

Endstation Pasta

19.00h

Kulinarische Komödie mit dem Charolija Ensemble

FR 07.03. SA 08.03.

20.00h

Dantons Dilemma

20.00h

Schauspiel nach Büchner

SO 16.03.

19.00h

Zweitausend Plateaus

PROGR AMM 03–014

Performancegruppe Horror Vacui FR 21.03. SA 22.03. DO 27.03. SA 29.03. SO 30.03.

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20.00h

PREMIERE Peng

12.00h

TheaterWerkstatt Westfalenkolleg

20.00h

Rosinenblues

19.00h

artscenico: Lese-Performance

20.00h

Tanz in NRW

Theater in NRW

Dinozard wird am 9. und 10.3. im Studio 11 zu Gast sein, Foto: Agathe Poupeney

Das Düsseldorfer Schauspielhaus, Foto: Stefan Sturm

Licht bei hereinbrechender Dunkelheit Köpfe sind zum Rollen da Selbsthilfe in Zeiten des Tanznotstands

Düsseldorf wirft Schauspielchef raus

Von Thomas Linden „Die Kulturverwaltungen verstehen längst nicht mehr, was wir brauchen“, sagt die Choreographin Silke Z. Mit anderen Choreographen hat sie das Netzwerk studiotrade aufgebaut, das es Tänzern ermöglicht, überall in Europa zu „Das Netzwerk funktioniert, produzieren und aufzuführen. Will man weil wir keine Institution in Irland arbeiten, steht ein Theater und sein wollen“ ein Cottage zum Aufenthalt bereit, es kann aber auch in Finnland, Frankreich, England, Portugal, Island oder Litauen produziert werden. In Köln ist das Studio 11 in Ehrenfeld der Ort des Austauschs von Ideen und Inspiration. Eines der wenigen Fenster in Köln, die den Blick auf das internationale Tanzgeschehen noch freigeben „Das Netzwerk funktioniert, weil wir keine Institution sein wollen“, erklärt die Kölner Choreographin, „wir sind Partner, arbeiten professionell und vertrauen einander. Wenn mir eines der Mitglieder eine Gruppe empfiehlt, kann sie bei uns aufführen. Sie wird gut sein, auch wenn sie meinem persönlichen Geschmack nicht entsprechen muss. Unablässig bewegen sich auf diese Weise die Künstler innerhalb des Netzwerks durch Europa“. Von der EU hat man keine Gelder beantragt, weil man unabhängig sein will und sich gegenseitig mit Knowhow und Material hilft. Das funktioniert besser als der Dialog mit kommunalen Einrichtungen, „denn Verwaltungen haben ihre Richtlinien, die sind unseren Bedürfnissen aber artfremd“, fügt sie hinzu. Eine tapfere Haltung, die neue Strukturen der Selbsthilfe knüpfen will. Denn die Zeiten werden nicht besser werden. Auch das Studio 11 kommt mit seiner Existenz ins Schlingern, nachdem die hauseigene Reihe „Wie Leben geht“ vom Land NRW nicht mehr gefördert wird. Das Studio bringt ästhetisch frischen Wind nach Köln, den gibt es sonst nur in der Tanzhalle von Barnes Crossing, dem anderen etablierten Tanzort, der aber nur noch auf Abruf existiert. Die Alte Feuerwache – der ewige Notnagel – hat inzwischen so viele Funktionen als Kulturzentrum zu erfüllen, dass sie dem Tanz keine zusätzlichen Kapazitäten mehr zu bieten vermag. Jetzt zeigt sich, dass der zu erwartende Tanzhaus-Crash auch deshalb verheerende Folgen hat, weil nach dem teuren Scheitern des Großprojekts keine Vision mehr für den Freien Tanz entwickelt wurde. Das Land zieht sich nicht alleine aus der Tanz-Reihe „Wie Leben geht“ zurück, sondern kürzt auch „Tanztausch“ – dem einzigen noch verbliebenen internationalen Tanzfestival der Domstadt – die Hälfte der Mittel. Offenbar gibt man dem Tanz in NRWs Kulturmetropole keine Zukunft mehr. Das ist bitter, aber verwunderlich ist es nicht. Mit den fehlenden Impulsen für einen Tanzort blieb der vagabundierenden Gemeinde von Tanzfans nur ein notdürftiges Angebot an Produktionen. Fatal, dass sich gerade in dem Moment, als das Rautenstrauch-Joest-Museum im Zentrum der Stadt sein luftiges Foyer großzügig für Inszenierungen zur Verfügung stellte, aufgrund der bevorstehenden Schließung des Hauses eine weitere Chance verweht. Das Netzwerk von studiotrade entwickelt sich derweil fort, die Europäer nahmen Kontakt mit Kollegen aus Afrika auf, dort existiert ein ähnliches Netzwerk zwischen dem Senegal, Mozambique und dem KonThomas Linden go. Von dort kommt Michel Kiyombo, der am 19. März Journalist und Jurymitglied des Kölner Kinder- tanzend die Lebensgeschichte seines Vaters unter dem u. Jugendtheaterpreises Titel „Masu Kaino“ erzählen wird.

Von Hans-Christoph Zimmermann Ein Intendant mehr oder weniger – darauf kommt es in Düsseldorf derzeit nicht an. Ob das durch Rücktritt, Durchstecherei oder Abberufung geschieht, die Landeshauptstadt gibt sich beim Enthaupten ihres Schauspiels „Plan- und orientierungsloser großzügig: Köpfe sind zum Rollen da. hat schon lange keine Stadt, mehr ihr Schauspiel Nachdem vor zwei Jahren Staffan Valbehandelt“ demar Holm wegen Burnout von der Leitung der Bühne am Gründgensplatz zurückgetreten war, explodierte kurz darauf die Findungskommission, aus der Namen eines Nachfolgers lanciert worden waren. Nun muss Interimsintendant Manfred Weber seinen Hut nehmen, weil ihm ein Defizit von 5,4 Mio. Euro zum Abschluss des Betriebsjahres 2012 angelastet wird, das Stadt und Land als Träger ausgleichen mussten. Ein weiteres Minus für die folgenden Spielzeiten 12/13 und 13/14 scheint nicht ausgeschlossen.

13 13

Richten soll es ab 1. März die Altherrenriege Günther Beelitz als künstlerisch Verantwortlicher und Alexander von Maravic als Geschäftsführer. Der eine leitete das Haus schon einmal in grauer Vergangenheit, der andere amtierte zuletzt als Verwaltungschef der Oper Leipzig. Sie sollen das Haus innerhalb von zweieinhalb Jahren wirtschaftlich konsolidieren und es dann frisch aufpoliert übergeben. Wie das gelingen soll, steht in den Sternen. Da die beiden ihren Job nicht umsonst machen werden, dürfte dies das Defizit weiter in die Höhe treiben. Wenn dieses neuerliche Interim dann 2016 zu Ende geht und ein/eine NachfolgerIn bereit steht, werden Stadt und Land als gemeinsame Träger vier Jahre nach einem neuen Intendanten gesucht haben. Plan- und orientierungsloser hat schon lange keine Stadt, kein Bundesland mehr ihr/sein Schauspiel behandelt. Unstrittig ist, dass das Haus Schulden gemacht hat, unstrittig ist aber auch, dass die künstlerische Leistung nicht so schlecht war, wie sie vielerorts dargestellt wurde. Schon zu Beginn der Intendanz Holm hatte sich eine Phalanx der Gegner formiert, die die Bühne systematisch destabilisierte. Die Front reichte quer durch Politik, Presse und Zuschauer. Wer Repertoirevorstellungen gelungener Inszenierungen besucht hat (wie der Autor), wunderte sich über die fast vorsätzliche Verweigerung des Publiku*ms. Zwar hat der Zuspruch inzwischen leicht angezogen, doch Weber und seinem Team hat es nichts mehr genutzt. Dass der Name des vermeintlichen Retters Beelitz bereits Tage vor Webers Abberufung durch die Stadt geisterte, ist Ausdruck einer großen Stillosigkeit. Desavouiert wurden damit auch die Mitarbeiter des Hauses, die kurz vor Webers Rausschmiss in einem öffentlichen Brief vor weiterer Diffamierung des Haues sowie einer Debatte um einen neuen Interimsintendanten warnten. Nicht zu Unrecht beklagten sie die Hinhaltetaktik von Stadt und Land. Genau dieses Interim des Interims ist nun eingetreten. Wo auch immer die Schuld im Detail liegen mag, der Ruf Düsseldorfs als kulturpolitisch schwieriges und theaterpolitisch konservatives Parkett wurde einmal mehr bestätigt. Hans-Christoph Zimmermann Journalist und Theaterkritiker

D E R P R OZ E SS NACH DEM ROMAN VO N FRANZ KAFKA BÜHNENFASSUNG VO N MORITZ PETERS Vorstellungen 8., 9., 12., 16., 27. März; 4. April 2014 Grillo-Theater

Tickets T 02 01 81 22-200 www.schauspiel-essen.de

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Theater Ruhr

Püngelhaken

Foto: Bettina Stöß

Susanne Linkes „Ruhr-Ort“ in Bochum

Getöpfertes

Foto: Jakob Studnar

„Nathan der Weise“ in Moers

Es ist ein Requiem für eine Staublunge. Die Reinkarnation schwarz verschwitzter Menschen, die zum donnernden Klang der Maschinen ihre Maloche tanzen. Keine Frage, die historische Choreografie von Susanne Linke hatte 1991 bereits Folklore an sich kleben. Sie kam damals schon ein Vierteljahrhundert zu spät, erzeugte aber noch ein Seufzen bei den Überlebenden der untergegangenen Industriezweige. In den Bochumer Kammerspielen wurde der Totentanz jetzt wieder reanimiert, mit frischem Blut befüllt – und erzeugt, außer romantischen Gefühlen – nichts. Püngelhaken transportieren Kleidung, keine Geschichte. Natürlich ist alles gut. Ausdrucksstarke Tänzer, die eine scheppernde Blechtafel im Rhythmus mit Vorschlaghämmern verkloppen, ungewöhnliche Hip-Hop-Moves vom Renegade-Ensemble, schicke Videos aus der Region und in der Kaue rattern die Klamotten von der Decke herab. Doch die Essenz dessen, was damals diese Region verkörperte, was heute als Industrie-Tourismus gnadenlos geschminkt und verhökert wird, hat sich längst verflüchtigt – nicht nur in den Köpfen, auch in den Herzen. Die musikalischen Geräusche sind im Industrial verarbeitet, die Lieder der Maschinen bestehen nur noch aus Spurenelementen klickender Apparaturen. Selbst der Alltag, den Linke zwischen Kanalangelei und Kneipenfreundschaft verortete, ist so nie gewesen. Dazu war die Maloche viel zu Körper- und Menschenverachtend und Feizeit hatte damals überhaupt noch keinen Stellenwert. Auch in dieser Beziehung verkleistert eine solche Arbeit eher das kollektive Gedächtnis und schreibt Geschichte für die, die damals lieber über Tage die deutschen Marken zählten, als sich darunter umzubringen. Ganz problematisch ist auch die Einbeziehung der drei Tänzer von der Herner Streetdance-Kompanie Renegade. Sie sind ein gelungener Fremdkörper in dieser Geschichtsklitterung, transportieren diese aber auch in die Zukunft und zementieren damit die falsch generierte Romantik. Sehen wir lieber zu, dass wenigstens eine winzige Erinnerung an die Wahrheit über die alte Zeit im Pseudodesign-Wahn der Touristiker überbleibt.

Knete einen Golem, gestalte deine persönliche Philosophie und wenn du dann noch „Ich fördere alternative Lebenskonzepte“ mit „Ich stimme zu“ ankreuzen kannst, dann bist du richtig im VHSKurs „Töpfern für Weise“. Dass bei Ulrich Grebs Inszenierung ein Haufen Ton mitten auf der Bühne klebt, hat mit dem angestaubten Bildungswerk allerdings herzlich wenig zu tun. Er knetet sich so nur Lessings „Nathan der Weise“ zurecht und gestaltet einen sinnlichen Abend im Moerser Schlosstheater. Dafür gibt es Kopfhörer auf die Ohren, Tempelgewänder ums Knie und Klingelschilder an den Wänden. Ansonsten hat man zwei Stunden Zeit, atemlos dem Ringen um die wahre Religion zu folgen. Das dazu gehörende Gleichnis der Ringparabel haben die fünf SchauspielerInnen gleich zu Beginn fragmentiert über die Rampe gepresst: Gemeinsam mit flüsternder Stimme, während sie aus Ton kleine Männchen formen und schick auf dem Haufen drapieren. Doch schon da gibt es schnell Zwist und Hader um Größe und Position. Der Ton fliegt und wird schärfer. Regisseur Greb inszeniert die Geschichte und seine SchauspielerInnen deshalb gleich in schneeweißem Feinripp. Der Raum auf der Bühne ist schachtelig, mit Brennofentür und den von der Decke baumelnden Kopfhörern, mit denen sich die Schauspieler des Texts versichern, aber auch gegen Argumente der anderen abschotten können. Der leicht verschmierten Rokoko-Kleidung entledigt, übernimmt ein Chor hier die Fragestellungen. Zwischendurch ein wenig tagesaktuelle Politkritik – muss wohl so sein – obwohl beim Augenzwinkern über die kinderschändenden Machenschaften des Klerus wohl niemand mehr schmunzeln kann. Diese Golems gehören einfach nur in den Tonklumpen der Hölle geknetet. In Moers geht das getöpferte Unbehagen weiter, Nathan als Ensemblechor verdichtet die Handlung, die stringent aber als großes Gedicht über den Zuschauern schwebt. Der finale Pathos und die damit verbundene unsägliche Verschwisterung fallen dem Brennofen zum Opfer. Ein Gotthold im zeitgenössischen Theatergewand macht die Sache unglaublich spannend, wenn auch für Lessing-Laien etwas undurchsichtig. Aber dafür gibt es ja die Volkshochschule.

„Ruhr-Ort“ | R: Susanne Linkes Sa 1.3. 19.30 Uhr | Kammerspiele Bochum 0234 33 33 55 55

„Nathan der Weise“ | R: Ulrich Greb Do 6.3. 19.30 Uhr | Schlosstheater Moers 02841 883 41 10

PETER ORTMANN

PETER ORTMANN

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Spiegelsaal

Foto: Laura Nickel

Schnitzlers „Anatol“ in Oberhausen Innen, außen, oben unten, für Arthur Schnitzlers Anatol spielt das keine Rolle. Eingepfercht in seinen Vogelkäfig stellt er den Frauen nach und stillt sein Verlangen. Sein Vogelkäfig ist das Wien der vorletzten Jahrhundertwende. Eine Stadt im Wahn, im Aufbruch ins 20. Jahrhundert, welches nicht nur eine industrielle, sondern auch eine psychoanalytische Revolution werden sollte. Insofern war das Krankheitsbild des Dandys zwar bekannt, allerdings kannte man weder Ursachen noch seine Bekämpfung. Im Oberhausener Malersaal, selbst nicht gerade riesig, hat der junge niederländische Regisseur Bram Jansen einen Spiegelsaal installieren lassen (Guus van Geffen), der nur scheinbar mehr verbirgt als er zeigt. Über seine Glaswände kann das Treiben des Dandys Anatol (Konstantin Buchholz) beobachtet werden, in seiner Peepshow der zwanghaften Begierde, in der er Frauenherzen erobert, seine enggesetzte Welt aber nie verlassen wird. Angela Falkenhan spielt dabei alle Frauen, die ihm und seinem analytisch bewanderten Freund Max (Peter Waros) begegnen, die alle willig, aber nicht der Schwermut trotzen können. Jansen findet schöne Bilder zwischen Pseudoerotik und Gegenweltfantasien. Das Drinnen wirkt wie eine Sauna, das Draußen ist kalt wie Eis und da sitzen die Zuschauer wie Voyeure, dort wechseln die Damen die Kleidung, dorthin versucht Anatol zu schauen – in die Wirklichkeit. Längst hat er gelernt die Angebeteten zu hypnotisieren, das macht nicht nur alles leichter, sie sagen auch dann die Wahrheit. Als Max ihn drängt, Cora zu fragen, ob sie ihm treu sei, schreckt Anatol zurück. Diese Information würde seine innere Welt ins Wanken bringen, es wäre eine Realität, die er nicht brauchen kann und darf. Er braucht sein Blendwerk, ohne überhaupt zu wissen warum. Die schöne Inszenierung lebt in erster Linie vom fast geschlossenen Bühnenbild, der Choreografie der Personen vor und hinter den Mauern, die Anatol umschließen, und der Geschichte, die damals boshaft in ein PseudoLebensgefühl stach, das die wahre Liebe zwar suchte, aber dennoch nicht zuließ.

PETER ORTMANN „Anatol“ | R: Bram Jansen Do 13.3. 19.30 Uhr | Malersaal, Theater OB 0208 857 81 84

Grugahalle: alles ist möglich.

08 | 03 | 2014

Cindy aus Marzahn „Pink is bjutiful“

15 | 03 | 2014

Subergs Ü-30 Party Mehr als eine Party

16 | 03 | 2014

Helge Schneider Pretty Joe & die Dorfschönheiten

19 | 03 | 2014 – 20 | 03 | 2014

Mario Barth „Männer sind schuld, sagen die Frauen“

21 | 03 | 2014

Howard Carpendale „Viel zu lang gewartet“

22 | 03 | 2014

Der Familie Popolski „Polka´s coming home“

25 | 03 | 2014

The Crimson ProjeKCt performing the Music of King Crimson

01 | 04 | 2014

Serdar Somuncu Hassprediger Reloaded

02 | 04 | 2014

Rock meets Classic mit Alice Cooper, Midge Ure u. a.

30 | 05 | 2014

Bülent Ceylan „HAARDROCK“

31 | 05 | 2014

Russia´n Rocks Festival

01 | 06 | 2014

The Bellamy Brothers & Tom Astor Countryrock LIVE

11 | 07 | 2014 – 20 | 07 | 2014

Sommerfest an der Grugahalle Terminstand: Februar 2014 . Änderungen vorbehalten

Events in den Westfalenhallen Dortmund 28. Febr. + 1. März 2014 1. März 2014 7. – 9. März 2014

Ticket-Hotline 02 01.72 44 290 Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr

[emailprotected] . www.grugahalle.de MESSE ESSEN GmbH Geschäftsbereich Grugahalle Norbertstraße . D-45131 Essen Telefon: +49.(0)201.7244.0 Telefax: +49.(0)201.7244.500

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06 | 03 | 2014

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Prolog

Oper in NRW

Daniel Brenna als Tannhäuser-Christus, Foto: Thomas Jauk

Foto: Katrin Ribbe

Dicke Hose auf der Wartburg

Reich zu sein bedarf es wenig

Von Karsten Mark Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach. Einer derart scharfen Braut wie der Venus kann selbst ein edler Held wie der Tannhäuser nicht widerstehen. Die gemeinsame Idylle des Traumpaars ist indes nicht von langer Dauer. Das gemeinsame Kind stirbt und „Um der Dortmunder treibt die Eltern in die Resignation und Oper neues und jüngeres öde Normalität des Kleinbürgerdaseins. Publikum zu verschaffen, ist Während die Venus im „Dita-Von-TeeseKay Voges ganz sicher der Look“ eifrig durch die Küche wienert, richtige Mann.“ versumpft der einst so strahlende Recke Tannhäuser – das Dosenbier in der Hand – vor dem Fernseher. Der Absturz ist umso tiefer, als dass der Tannhäuser, so wie Dortmunds Schauspieldirektor Kay Voges ihn in seinem Debüt als Opernregisseur auf die Bühne bringt, als Christus eingeführt wird. Ein Christus, wie er im Roman „Die letzte Versuchung“ von Nikos Kazantzakis auftritt. Der Autor lässt ihn noch im Todeskampf am Kreuz schwach werden und vom Teufel in ein bürgerliches Leben mit Maria Magdalena entführen. Es ist nicht gerade der nächstgelegene Ansatz, den sich Voges für seine Inszenierung des Tannhäuser ausgesucht hat. Zweifellos hat er mit der Kazantzakis-Anleihe eine ganze Menge in die Handlung hineininterpretiert, doch die neue Geschichte des nach Erlösung strebenden Tannhäuser ist nachvollziehbar. Möglich macht´s ein ausgiebiger Einsatz von Videoeinspielungen. Voges und der Videokünstler Daniel Hengst gehen gleich zu Beginn bis an die Belastungsgrenze des Publiku*ms. Doch letztlich obsiegt die Faszination. Hengsts Filmclips sind außerordentlich gut und wirkungsvoll gemacht. Und sie stehlen dem Bühnengeschehen absolut nicht die Schau. Für einen Skandal, wie er vor der Premiere in Dortmund bereits befürchtet wurde, taugt die Voges-Inszenierung sicher nicht, auch wenn sie konservative Wagnerianer ebenso sicher auf die Palme bringt. Um der Dortmunder Oper neues und jüngeres Publikum zu verschaffen, dafür ist Kay Voges hingegen ganz sicher der richtige Mann. Er befreit den Wagnerstoff sehr angenehm vom gewohnten schwülstigen Pathos und ersetzt ihn zum Teil mit überraschendem Witz. So erscheinen die Minnesänger auf der Wartburg bei Voges als eine Clique von Gangsta-Rappern, die protzig auftreten, hinter der neureichen Fassade aber ziemlich unbedarfte Proleten mit der Knarre im Hosenbund geblieben sind. Vor der Musik macht die Persiflage aber glücklicherweise Halt. Die Dortmunder Wartburg-Sänger sind allesamt sehr gut besetzt und singen ganz und gar nicht so ungehobelt, wie sie äußerlich daherkommen. Der amerikanische Tenor Daniel Brenna ist als Tannhäuser ein doppelter Glücksgriff. Zum Einen singt er eine durchweg ergreifende Partie, lässt sich auf der anderen Seite aber auch überzeugend auf die Figur des Christus-Tannhäuser ein, wie Voges sie konzipiert hat. Christiane Kohl singt unterdessen eine strahlende ElisaKarsten Mark Journalist mit Schwer- beth mit emotionalem Tiefgang. Am Pult kann Dortmund punkt (Musik-)Theater GMD Gabriel Feltz umfassend überzeugen.

Ein altes Adenauer-Zitat fällt ein: „Wir wählen die Freiheit“, nach „Geld oder Leben“ wurde da nicht gefragt, wir wählten sowieso Fastfood und Kohle, Leben ist bis heute nicht so wichtig, die Frage der Wahl stellen die zeitgenössischen Banditen auch gar nicht mehr. Nur das Theatertreffen 2014 im Rahmen der Duisburger Akzente bleibt dabei, es thematisiert die weltweiten Krisen der Finanzen, die im Kern keine sind – und stellt die Fragen nach dem Wert des Lebens. Neun Stücke buhlen dabei in 18 Aufführungen um die Gunst des Publiku*ms und es sind sicher die weiter gereisten, die dieses Treffen schon aus logistischen Gründen besonders machen. Die Eröffnung des Festivals bestreitet dabei Hasko Webers Inszenierung von Lessings „Minna von Barnhelm“ vom Staatstheater Hannover. Da kehrt der preußische Major von Tellheim mittellos und unfreiwillig aus dem Siebenjährigen Krieg zurück. Seine Ehre ist angekratzt, sein Stand in Gefahr, eine Heirat der Minna von Barnhelm undenkbar. Doch die adlige und natürlich nicht unvermögende Frau kämpft um ihre große Liebe. Regisseur Weber verzichtet dabei auf eine Aktualisierung des Stoffes. Er setzt auf Lessings Sprachwitz und seine Akteure in fast historischen Kostümen. Julia Schmalbrock ist in Hannover die entschlossene Minna im Rokokokleid, vor der Tellheim mal wieder kapitulieren muss. Aus dem deutschen Norden kommen die beiden Stücke, die sich mit dem Reichtum als Lebensgrundlage beschäftigen. In Patricia Highsmiths Krimi um den Lebenskünstler Tom Ripley geht es auch um Identität und deren Notwendigkeit zum Überleben, denn Ripley ist in erster Linie ein Niemand, schlägt sich in New York durch und träumt vom Dolce Vita. Geschickt ist er aber auch und so übernimmt er die Existenz vom Werfterben Dickie Greenleaf, wird erst sein Freund, inszeniert sein Verschwinden, tröstet seine Freundin, täuscht die Polizei, beseitigt den Widersacher, erschleicht sich sein Erbe und bleibt der Welt immer einen Schritt voraus dank der Energie der Gewissenlosigkeit. Eigentlich würde das jedermann so machen, wenn er nur dieses Talent hätte. Bastian Kraft inszenierte das mehrfach verfilmte Soziopathenspiel in Hamburg mit einem überzeugenden Christoph Pütthoff als Tom Ripley. Die Bremer shakespeare company liefert „Timon von Athen“ als zeitloses Spiel aus der fast ewig existierenden Finanzwelt ab. Sebastian Kautz inszeniert die Shakespearsche Metapher zu den heute weltweiten Geldströmen und den Mäandern in die Leben von Millionen Menschen. Timon ist reich und gibt sein Geld mit vollen Händen aus, zusammen mit den Kumpels schwelgt er in Dekadenz und scheinbarer Sorglosigkeit, bis die große Spekulationsblase platzt und er schlichtweg pleite ist. Nicht nur die „goldenen Talente“, auch die falschen Freunde sind verschwunden. Timon streift verbittert durch die Einsamkeit – und findet beim Wühlen nach Essbarem einen Goldschatz. Er ist wieder da und plant seine Rache. Ersetzen wir nun den Bürger Athens durch einen zeitgenössischen staatlich subventionierten Bankenmanager, dann kann das Publikum in dieser Inszenierung viel lernen, auch über die Wut der Besitzenden, wenn mal die Armut an die Tür klopft oder der „Besuch der alten Dame“ ansteht.

„Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“ | R: Kay Voges Sa 5.4. 18 Uhr | Oper Dortmund | 0231 502 72 22

„Theatertreffen“ im Rahmen der 35. Duisburger Akzente 2014 7.3.-23.3. | Theater Duisburg | 0203 300 91 00

Kay Voges inszeniert Wagners Tannhäuser in Dortmund

Das Theatertreffen in Duisburg

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PETER ORTMANN

Theater-Kalender Ruhr

Die Theater-Übersicht der Region STADTTHEATER SCHAUSPIELHAUS BOCHUM 0234 33 33 55 55 Stromaufwärts Sa 1.3. 19.30 Bochumer Symphoniker: Sonntagssymphonie So 2.3. 11.00 Bochum So 2.3. 19.00, Fr 7.3. 20.00, Mo 17.3., Do 27.3., Mo 31.3. 19.30 Othello Sa 8.3., Di 18.3. 19.30, So 30.3. 17.00 Hamlet So 9.3. 17.00 Hagen Rether Do 13.3. 20.00 Hedda Gabler Fr 14.3., Mi 19.3., Di 25.3. 19.30 A Tribute To Johnny Cash Sa 15.3. 19.30 Liliom So 16.3. 17.00 Bochumer Symphoniker: Symphoniekonzert Do 20.3., Fr 21.3. 19.00 Die Nibelungen Sa 22.3. 18.00, So 23.3. 16.00 Fickende Fische So 23.3. 19.00 (Theater Unten) Der Räuber Hotzenplotz Di 25.3. 10.00, Mi 26.3. 11.00 The Wave Mi 26.3. 19.30, Do 27.3. 10.30 Was Ihr Wollt Fr 28.3. 19.30 Aus dem Bürgerlichen Heldenleben Sa 29.3. 18.00

THEATER DORTMUND 0231 502 72 22 Peer Gynt Sa 1.3., Sa 22.3. 19.30 Drama Queens – neue Songs aus der Kantine So 2.3., So 30.3. 18.00 Republik der Wölfe – Ein Märchenmassaker mit Live-Musik Mi 5.3., Do 6.3., Fr 7.3., Sa 8.3. 19.30, So 9.3. 18.00 Kabale und Liebe Do 13.3., Mi 19.3. 19.30 Du bist tot, kapiert? – Öldün, duydun mu? Fr 14.3. 19.30 Das Fest Sa 15.3. 19.30 Verbrennungen So 16.3. 15.00, Sa 29.3. 19.30 Das Goldene Zeitalter – 100 Wege dem Schicksal die Show zu stehlen So 23.3. 18.00

THEATER DUISBURG 0203 300 91 00 Duisburg goes Latin So 2.3. 15.00 Minna von Barnhelm Fr 7.3. 20.00, Di 18.3., Mi 19.3. 19.30 Tosca Sa 8.3. 19.30 Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner So 9.3. 19.30 Der talentierte Mr. Ripley So 13.3. 19.30 Der Besuch der alten Dame So 16.3. 19.30 Der Himbeerreich Sa 22.3. 19.30, So 23.3. 18.30 Der Ring an einem Abend Mi 26.3. 19.00 Aspekte – Träumereien 3 So 30.3. 18.00

THEATER ESSEN (GRILLO) 0201 812 22 00 Der Geizige Sa 1.3., Mi 5.3., Mi 26.3. 19.30 Jan Ammann: Farbenblind So 2.3. 19.00 Frank Goosen: RAKETENMÄNNER Di 4.3. 20.00 Medea Fr 7.3., Sa 15.3. 19.30

Young Experts Sa 8.3. 14.00 Der Prozesss Sa 8.3. 19.30, So 9.3. 16.00, Mi 12.3. 19.30, So 16.3. 19.00, Do 27.3. 19.30 Kabale und Liebe Mo 10.3. 19.30 Buddenbrooks Mi 19.3., Fr 28.3. 19.30 Faust I + II Fr 21.3. 19.00 Die neuen Abenteuer des Don Quijote Sa 22.3. 19.30 Die Grönholm-Methode So 23.3. 19.00 Nils Wogram & Root 70 with Strings Sa 29.3. 20.00 Richard Galliano, „La Strada: An Hommage to Nino Rota“ So 30.3. 20.00

THEATER OBERHAUSEN 0208 857 81 84 Grenzgänger Sa 1.3. 17.45 H@mlet So 2.3. 18.45 Die Orestie Mi 5.3., Fr 7.3. 19.30 Brecht Sa 8.3. 19.30 Urmel aus dem Eis So 9.3. 15.00, Mo 10.3, Di 11.3., Mi 12.3. 9.30/11.30 Iphigenie auf Tauris Do 13.3. 19.30, So 23.3. 18.00 Gottes kleiner Krieger Fr 14.3., Sa 15.3. 19.30, So 16.3. 18.00 Das Gartenhaus Fr 21.3., Sa 22.3., Mi 26.3. 19.30 Die Schöne und das Biest So 30.3. 15.00

THEATER AN DER RUHR MÜLHEIM 0208 96 09 60 Woyzeck ein musikalischer Fall Do 6.3. 19.30 Clowns 2 ½ Fr 7.3., Sa 22.3. 19.30 Was ihr wollt Sa 8.3., Do 20.3. 19.30 Hans im Glück So 9.3. 16.00 Iphigenie auf Tauris Di 11.3., Mi 12.3., Di 18.3. 18.00 Antigone Fr 14.3. 19.30 Öldün, Duydun Mu? // Du bist tot, kapiert? Sa 15.3. 19.30 Gott Fr 21.3. 19.30 Reise ins Theater & Weinprobe So 23.3. 11.00 Nangaboko! – Brigands! Mi 26.3. 20.00 Der kleine Prinz Sa 29.3. 19.30 Monsieur Chasse oder wie man Hasen jagt So 30.3. 18.00 Robinson Crusoe Mo 31.3. 11.00/16.00

WESTF. LANDESTHEATER CASTROP-RAUXEL 02305 97 80 20 Tschick Sa 1.3., Sa 8.3. 20.00, So 9.3. 18.00, Mi 19.3., Do 20.3., Mi 21.3. 9.00/11.30 Alk. Außer Kontrolle Di 4.3. 11.30/14.00, Mi 5.3. 9.00/11.30 Huck Finn Mi 12.3. 9.00/11.00, Do 13.3. 11.00, Fr 14.3., Mo 17.3. 9.00/11.00 Die Verwandlung Sa 29.3. 20.00

MUSIKTHEATER AALTO MUSIKTHEATER ESSEN 0201 812 22 00 La Straniera So 2.3. 18.00, Di 4.3., Do 6.3. 19.30, So 9.3. 16.30, Sa 15.3. 19.00, Mi 19.3., Fr 21.3. 19.30 Werther Mi 5.3. 19.30

La nozze di Figaro – Die Hochzeit des Figaro So 16.3., So 23.3. 18.00 Die Zauberflöte Mo 17.3. 17.00, Di 18.3. 10.00/12.00, So 30.3. 14.30 Eugen Onegin Do 20.3. 19.30

MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN 0209 409 72 00 On the town Sa 1.3. 19.30, So 2.3. 18.00, Fr. 7.3. 19.30, So 9.3., So 16.3. 18.00 Hör.Genuss Di 4.3., Mi 5.3. 17.00, Do 6.3. 10.00 Musik|Ballettbrunch So 9.3. 11.00 Jenufa Sa 22.3., Sa 29.3. 19.30 Basta So 23.3. 20.00 Land des Lächelns So 30.3. 18.00

Do 27.3. 19.00

DAS KLEINE THEATER ESSEN 0201 520 98 52 Zwei wie Bonnie und Clyde Sa 1.3., Sa 22.3. 20.00 Theater! Theater! Oder wer ermordete Lord T. Fr 7.3., Sa 15.3. 20.00 Keine Leiche ohne Lily Sa 8.3., 21.3. 20.00 5 Frauen und ein Mord Fr 14.3., Sa 29.3. 20.00 Das indische Tuch So 23.3. 15.00 Geschlossene Gesellschaft Fr 28.3. 15.00 EBERTBAD OBERHAUSEN 0208 205 40 24

VARIETE & BOULEVARD

Unpolitischer Aschermittwoch Mi 5.3. 20.00 Thomas Reis Sa 8.3. 20.00 WDR 5 Kabarettfestival Mi 12.3. 20.00 Horst Schroth Sa 15.3. 20.00 EMMI und Willnowsky Do 20.3. 20.00 Matthias Egersdörfer Sa 22.3. 20.00 Jens Neutag So 23.3. 19.00 Männerabend Mo 24.3. 20.00 Frank Goosen Do 27.3. 20.00 Venske & Sting Sa 29.3. 20.00

CABARET QUEUE DORTMUND 0231 41 31 46

KATAKOMBEN THEATER ESSEN 0201 430 46 72

Carsten Höfer Sa 1.3. 20.00 Dinner Attacke Jeden Mi 18.00 Sabine Wiegand Fr 7.3. 20.00 Abdel Karim Sa 8.3. 20.00 Gernot Hassknecht Mi 12.3. 20.00 Stephan Bauer Sa 15.3. 20.00, So 16.3. 19.00 Margie Kinsky Do 20.3. 20.00 Thomas Reis Fr 21.3. 20.00 Andrea Badey Sa 22.3. 20.00 Fritz Eckenga Mi 26.3. 20.00 Wanninger & Rixmann Fr 28.3. 20.00 Hubert Burghardt Sa 29.3. 20.00

Butterfahrt 5 Fr 21.3., Sa 22.3. 20.00 Em pom po Do 27.3. 20.00 Liebe, Leid und andere Köstlichkeiten Fr 28.3. 20.00 Thimon von Berlepsch – Der Magier Sa 29.3. 20.00

THEATER IM RATHAUS ESSEN 0201 245 55 55

THEATER IM DEPOT DORTMUND 0231 982 23 36

Oscar und Felix Sa 1.3. bis Mo 3.3. 19.00 Der Vorname Di 4.3. bis So 16.3. 19.30 Heiße Zeiten Mo 17.3. bis Sa 22.3. 19.30 Das hat man nun davon Mi 26.3. bis Mo 31.3. 19.30

Endstation Pasta Sa 1.3., So 2.3. 20.00 Dantons Dilemma Fr 7.3., Sa 8.3. 20.00 Zweitausend Plateaus So 16.3. 19.00 PENG Fr 21.3., Sa 22.3. 20.00, Do 27.3. 12.00 Rosinenblues Sa 29.3. 20.00, So 30.3. 19.00

OPER DORTMUND 0231 502 72 22 Dortmunder Opernball – Pariser Leben Sa 1.3. 19.00 Carmen Mi 5.3., Sa 8.3. 19.30, So 16.3. 15.00, So 23.3. 18.00, Do 27.3. 19.30 Der Graf von Luxemburg Do 6.3., Fr 14.3., Fr 28.3. 19.30 Aschenputtel (La Cenerentola) Sa 22.3. 19.30, So 30.3. 15.00

PRINZ REGENT THEATER BOCHUM 0234 77 11 17 Offene Zweierbeziehung Mo 3.3. 20.00 „KUNST“ Mi 12.3., Fr 28.3. 20.00 Iphigenie auf Tauris Di 18.3. 11.00 Othello Do 20.3. 19.30 Kabale und Liebe So 30.3. 19.00

FREIE SZENE CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN 0209 988 22 82 Roter Salon Mi 5.3. 19.00 Der kleine Wassermann So 9.3. 15.00 Rosinenblues Fr 21.3. 20.00 Der Krakeeler So 23.3. 15.00, Mo 24.3. Di 25.3. 11.00 Blut und Kokosmilch

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= Premiere = trailer Empfehlung auf den Auswahlseiten

www.trailer-ruhr.de

WESTEN EIN FILM VON CHRISTIAN SCHWOCHOW

senator.de/movie/westen

ab 27.3. im Kino

FREUNDESKREIS KUNSTWERKSTATT AM HELLWEG

AB 20. MÄRZ IM KINO

WATTENSCHEIDER HELLWEG 9 44869 BOCHUM TEL 02327 957433 FAX 02327 957434 [emailprotected] www.kunstwerkstatt-am-hellweg.de

Konzerttermine im März 2014 Klavierabend Felix Wahl spielt Bach, Mozart, Beethoven, Debussy, 0ROKOlEV Freitag 21. Februar 19:30 Sonntag 23. Februar 16:00 Klavierabend Stephan Hohlweg zeigt, wie Liszt den Flügel zum Orchester macht und spielt Beethovens 6. Sinfonie sowie Wagner-Werke in Transkriptionen von Franz Liszt Freitag 7. März 19:30 Sonntag 9. März 16:00 Klavierabend Klaus Sticken spielt Haydn, Beethoven, Liszt, Reubke Freitag 21. März 19:30 Sonntag 23. März 16:00

70th Venice International Film Festival Special Jury Prize

Klavierabend Gerlint Böttcher spielt wie immer ein wunderschönes, aber noch unbekanntes Progamm Freitag 4. April 19:30 Sonntag 6. April 16:00

Seville European Film Festival 2014 Best Actress

WWW.DIE-FRAU-DES-POLIZISTEN.DE

Eintritt € 10,-- , Kinder und Jugendliche frei Detailinformationen unter www.kunstwerkstatt-am-hellweg.de

culture club

präsentiert: Kino-Café

DA GEHT NOCH WAS Sie sprechen seit Jahren nicht miteinander: Conrad (Florian David Fitz) und sein Vater Carl (Henry Hübchen). Als die Mutter mit dem Vater Schluss macht, muss sich Conrad um das gedemütigte Familienoberhaupt kümmern. Beide Männer trotzen einander, die Folgen sind äußerst turbulent. Tragikomische Komödie über einen holprigen familiären Neuanfang – und über wahre Werte. UCI Kinowelt Ruhr Park Am Einkaufszentrum, Bochum Karten: 0234 239 02 34 UCI Kinowelt Duisburg Neudorfer Straße 36-40 Karten: 0203 301 91 91 trailer verlost 3x2 Karten. E-Mail bis 23.3. an [emailprotected], Kennwort: „Da geht noch was Bochum“ oder „Da geht noch was Duisburg“

20

Mi 2.4. 14.30 Uhr

Film-ABC

Vorspann

Bestes Drehbuch bei der Berlinale 2014: Kreuzweg, S. 30

KULTUR.KINO.RUHR. FILMKRITIK-ÜBERSICHT

März 2014 FILMSTART-TERMINE 27.2.

6.3.

300: Rise of an Empire

X

24

A Floresta de Jonathas

X

29

Alles inklusive

X

26

Beltracchi - Die Kunst der Fälschung

X

30

Bibi & Tina – Der Film

X

28

Cerro Torre – Nicht den Hauch einer Chance

27

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

32

Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman

28

Die Bücherdiebin

13.3. 20.3.

X X X X

Die Dinos sind los

X

28

Die Frau des Polizisten

X

30

Die Moskauer Prozesse

X

31

Die schöne Krista

X

Dirty Wars

X

30

Grand Budapest Hotel

X

26

Hêvî – Hoffnung

X

26

Im August in Osage County

X

32

Jack Ryan: Shadow Recruit

X

28

Journey to Jah

X

30

Kreuzweg

24

Like someone in Love

31

Lone Survivor

31

Man of Tai Chi

X

26

Mittsommernachtstango

X

31

Need for Speed

31

Non-Stop

X

31

Pettersson & Findus - Kleiner Quälgeist, Große Freundschaft

X

24

Philomena

X

Pompeii

X

X X X

X

Sadece Sen

X

22

Saving Mr. Banks

31

Shanghai, Shimen Road

X

31

Vampire Academy

X

24

Viva la Liberta Westen

X

Sucht im Kino mehr als nur Konsum: Lisa Mertens

Hinter den Kulissen Mehr als nur ein Kinobesuch

Ein Kinobesuch ist stets mit Emotionen verbunden. Das Medium Film, wie auch immer geartet, vermag in den Bann zu ziehen. Eine große Leinwand, ein satter Klang für Audiophile und vor allem das kollektive Erleben in einem gefüllten Kinosaal machen dabei den kleinen Unterschied zu der Wahrnehmung eines Filmes auf Blu-Ray in den geschützten eigenen vier Wänden – mag das Smart-TV-Gerät noch so groß und das 5.1-Soundsystem noch so hochwertig sein. Freude, Liebe, Glück, Wut, Hass, Ekel, Schmerz, Furcht, Verachtung, Trübsinn, Überraschung, Neugierde. Welche Emotionen die Emotionstheoretiker auch noch für den Menschen festlegen möchten – im Kino können alle geweckt und darüber hinaus noch potenziert werden durch die Wechselwirkung mit den zur Einheit verschworenen Mitsehenden. Die Emotion Scham wird dabei nur selten mit Kino assoziiert, wie Julian Hanisch im Film-Dienst kürzlich beschrieb: Jeder Kinobesuch hat das Potenzial, Scham hervorzurufen. Wer als einziger lacht, wenn alles nachdenklich schweigt, wer erschrocken aufschreit, wenn alles lässig schaut, der möchte am liebsten vor Scham im Kinosessel versinken. Oder aber wenn der Film Reaktionen hervorruft, die nach Einschätzung des Kinogängers mal schön im Privaten bleiben sollen, wie es das Sex-Drama Nymph()maniac des Dänen Lars von Trier tut. In einem Kinobesuch kann demnach viel mehr stecken, als auf den ersten Blick für den „Konsumenten“ erscheint. Und hinter einem Kinobesuch steckt viel mehr, als man als „Konsument“ auf der Leinwand präsentiert bekommt. Es steht nämlich die Frage im Raum, ob Kinofilme Kultur- oder Wirtschaftsgüter seien. Relevant wurde die Frage, als Großkinobetreiber vor dem Bundesverfassungsgericht gegen die vom Filmfördergesetz (FFG) vorgesehenen Pflichtabgaben von 1,8 bis 3 Prozent des Jahresnettoumsatzes klagten. Ein Drittel des Gesamtetats für die deutsche Filmwirtschaft machen diese Abgaben aus. Für die Verteilung der Abgaben ist die Deutsche Filmförderungsanstalt (FFA) zuständig. Filmschaffende erhalten das Geld entweder nach Erfolg ihres Films, gemessen an Zuschauerzahlen bzw. Auszeichnungen, oder im Vorfeld projektbezogen. Ziel dieser Förderung ist die Stärkung der deutschen Filmwirtschaft mit besonderer Berücksichtigung des nichtkommerziellen Kinofilms. Großkinobetreiber werfen ein, dass sie diese Filme nicht zeigen und die Filmförderung, da sie sich offensichtlich auf ein Kultur- und nicht auf ein Wirtschaftsgut beziehe, im Sinne der Kulturförderung Sache der Länder sei. Nun hat das Bundesverfassungsgericht im Januar eine Entscheidung getroffen: Kinofilme seien sowohl Kultur- als auch Wirtschaftsgüter. Der künstlerische Anspruch der geförderten Filme stehe nicht im Widerspruch zum wirtschaftlichen Erfolg. Zudem sei ein Staat, der sich als Kulturstaat versteht, dazu verpflichtet, auch der Kultur Schonung, Schutz und Förderung einzuräumen, ohne dabei den Ländern ihren Kulturauftrag streitig zu machen. Soweit also zur Lage des Kinofilms in der Nation. Ob sich klingende Kassen und künstlerische Qualität in den nächsten Jahren zum Widerspruch oder zur Symbiose entwickeln, entscheiden auch wir, die Zuschauer, die wir vor den Kulissen sitzen und ein emotionales Erleben erwarten.

LISA MERTENS

X 27.3.

Wertung unter den Filmkritiken: 1( ) bis 6 ( ) 6 Punkte = Höchstwertung

Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …

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www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino

Hintergrund

Eigensinnig sperrig: P.L. Travers

Von Mäusen und Menschen „Saving Mr. Banks“ von John Lee Hanco*ck Anfang der 1960er will Walt Disney endlich „Mary Poppins“ verfilmen. Die Urheberin aber hat Einwände. C Drama über das wundersame Gelingen einer Literaturverfilmung

Man schreibt das Jahr 1961. Walt Disney (Tom Hanks) bemüht sich seit mittlerweile zwei Jahrzehnten, der britischen Autorin P.L. Travers das Einverständnis für die Verfilmung ihres Romans „Mary Poppins“ abzuringen. Doch Mrs. Travers (Emma Thompson) gibt sich sperrig. Sie fürchtet beim HollywoodProjekt um den erforderlichen Tiefgang, um fehlenden Respekt für ihr Lebenswerk. Als Disney ihr das letzte Wort beim Drehbuch überlässt, willigt Travers ein und begleitet fortan die Stoffentwicklung. Dabei verbittet sie sich gleich zu Beginn Trickfilmelemente und eine Umsetzung als Musical. Davon, wie „Mary Poppins“ ein teilanimiertes Musical wurde, erzählt dieses Drama. 2012 widmete sich Sacha Gervasi in seinem Spielfilm „Hitchco*ck“ der Produktion von Alfred Hitchco*cks „Psycho“. Ähnlich inspiriert beleuchtet „Saving Mr. Banks“ nun die Entstehung eines der schönsten Familienfilme Disneys. Ebenso wie Gervasi zelebriert Regisseur John Lee Hanco*ck warmherzig die Leidenschaft seiner Protagonisten für ihr Werk und für das Kino. Hanco*ck geht dann den Schritt zu weit, in erschöpfenden Rückblenden auf die Kindheit von P.L. Travers zurückzublicken. Auf ihre Kindheit in Australien, die geprägt ist von der Beziehung zum warmherzigen Vater (Colin Farrell), der seiner Tochter den Wert von Phantasie vermittelt, dessen Alkoholsucht aber zugleich die Familie zu zerstören droht. Die analytische Tragödie, die melodramatisch eingestreute Momente fordert, um zu erklären, wie Travers zu jener eigensinnigen Frau wurde, der Disney begegnet. Etwas, das „Hitchco*ck“ nicht nötig hatte und „Saving Mr. Banks“ nicht in diesem Ausmaß braucht.

Unterm Strich aber bleibt auch dieses Werk stark, weil es sich vordergründig auf die Annäherung des Filmemachers und seines kreativen Stabs an die Autorin und ihr Werk konzentriert. So erwächst das Drama zu einer anschaulichen und unterhaltsamen Auseinandersetzung mit dem Thema Literaturverfilmung. Hier, die uneinsichtige Urheberin, dort der Filmemacher, der das Original respektvoll der Leinwand anzupassen sucht. Der für seine Ideen kämpfen muss und dem Original zugleich Respekt zollt. Weil Disney genau weiß, was in Travers vor sich geht. Dazu braucht er sich nur auf seine prominenteste Schöpfung zu besinnen: „The Mouse is Family“, erinnert sich Walt Disney, und wehe dem, der sich an ihr vergreift. Entsprechend stur gibt sich die Travers, genährt aus den Erlebnissen ihrer Kindheit, genährt aus ihrem anfänglichen Unverständnis darüber, dass eine Adaption immer Interpretation ist, Kürzung und Neu-Arrangement. Dass der Film anders erzählt und erzählen darf und muss als das Buch und es dabei zugleich schafft, die Seele der literarischen Vorlage zu spiegeln. Doch auch Disney lernt von Travers. Ein aufreibendes Geben, Nehmen, Lernen und Hinnehmen, ein Austausch unter Kreativen, anregend erzählt in einem Film übers Halten und Loslassen, über Kompromiss und Leidenschaft und nicht zuletzt, und das hat Hanco*ck dem Film von Gervasi voraus, über die heilende Kraft der Phantasie. HARTMUT ERNST

SAVING MR. BANKS Intern. Festival Palm Springs: Preis für sein Kreatives Werk als Regisseur, John Lee Hanco*ck USA 2013 - Drama / Komödie - Regie: John Lee Hanco*ck - Kamera: John Schwartzman - mit: Emma Thompson, Tom Hanks, Paul Giamatti - Verleih: Disney Start: 6.3. BO: Metropolis/Casablanca, DO: Cinestar, GE: Apollo, OB: Lichtburg

SAVING MR. BANKS – Am Rande Egal ob gut gelungen oder schlecht verfilmt, ob detailgetreu oder verfälscht – Romanverfilmungen versprechen stets, die Kinokassen zum klingeln zu bringen. Spätestens seit „Der Herr der Ringe“, „The Hunger Games“, „Twilight“ oder der populären Serie „Game of Thrones“ merkt man, dass diese Art des Films den Zeitgeist trifft. Dabei sind sie meist durchaus kontrovers, schließlich verbindet jeder Mensch mit einem Roman eine ganz eigene, persönliche Erfahrung. Filmkritiker und Fans scheinen sich daher regelrecht darauf zu freuen, die Verfilmung eines beliebten Romans in der Luft zu zerreißen. Leider tun sie dies oft zu Recht. Nicht selten wird der Autor eines

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Werkes nicht einmal in die Produktion eingebunden, oder er darf lediglich eine beratende Position einnehmen. Das Ergebnis: verfälschte Charaktere, eine platte Story, wenig Tiefgang und arge Kürzungen im Inhalt. Dabei zeigen Beispiele wie „Harry Potter“, dass die enge Zusammenarbeit zwischen Regisseur, Drehbuch- und Romanautor ein regelrechtes Epos erschaffen kann. Genau aus diesem Grund ist „Saving Mr. Banks“ so interessant. Das Konzept, einen biographischen Film über eine Romanverfilmung zu machen, ist etwas erfrischend Neues und ermöglicht völlig neue Einblicke in die Filmwelt. SANJE GAUTAM

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Kritikerspiegel Ruhr

März 2014 Die häufigsten Nennungen

Sascha Westphal WAZ EPD-Film Grand Budapest Hotel Herausragend von W. Anderson

Bemerkenswert

Viva la Liberta von R. Andò

Best of Comedy

Bibi & Tina – Der Film von D. Buck

Best of Drama

Besondere Erwähnung

Simone Schlosser WDR

Ingrid Bartsch ARD

1 LIVE

Morgenmagazin

R.-Ruediger Hamacher film-Dienst

Christian Meyer choices

Susan Vahabzadeh Süddeutsche Zeitung

Verena Lueken

Kultur.Kino.Köln.

Grand Philomena Budapest Hotel von von S. Frears W. Anderson

Grand Philomena Budapest Hotel von von S. Frears W. Anderson

Suzanne von K. Quillévéré

Kreuzweg Beltracchi von von D. Brüggemann A. Birkenstock

Journey to Jah von N. Dernesch, M. Springer

Grand Budapest Hotel von W. Anderson

Grand Budapest Hotel von W. Anderson

Die schöne Krista von A. Schneider, C. Waldbauer

Grand Budapest Hotel von W. Anderson

FAZ

Grand Budapest Hotel von W. Anderson

Daniel Kothenschulte Frankfurter

Lars-Olav Beier Spiegel

Katja Nicodemus Die Zeit

Cristina Nord taz

Frank Brenner trailer

Rundschau

Kultur.Kino.Ruhr.

Grand (Im Urlaub) Budapest Hotel von W. Anderson

Philomena von S. Frears

A Floresta de Jonathas von S. Andrade

Philomena von S. Frears

A Floresta de Jonathas von S. Andrade

Kreuzweg von D. Brüggemann

Beltracchi von A. Birkenstock

Saving Mr. Banks von J. L. Hanco*ck

Grand Budapest Hotel von W. Anderson

Grand Budapest Hotel von W. Anderson

Saving Mr. Banks von J. L. Hanco*ck

Westen von C. Schwochow

Im August Osage County von J. Wells

Kreuzweg Westen von von D. Brüggemann C. Schwochow

Kreuzweg von D. Brüggemann

Philomena von S. Frears

Im August Osage County von J. Wells

Westen von C. Schwochow

Die Moskauer Prozesse von M. Rau

Mittsommernachtstango von V. Blumenschein

Non-Stop von J. Collet-Serra

Im August Osage County von J. Wells

Kreuzweg von D. Brüggemann

Kreuzweg Like Someone von in Love D. Brüggemann von A. Kiarostami

Beltracchi von A. Birkenstock

Mittsommernachtstango von V. Blumenschein

Kino-Kalender Ruhr

PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN 11.3., 20.15 Uhr MEDEA, Astra Theater Pier Paolo Pasolinis Medea im der Reihe Theater Kino.

2.3., 12.45 Uhr SAVING MR. BANKS, Casablanca Bochum Über die Verhandlungen zur Verfilmung von Mary Poppins. Vorpremiere als Matinée

15.3., 18 Uhr WERTHER, UCI Bo/Du Live aus der MET

2.3., 14 Uhr BIBI & TINA, CineStar Dortmund Von Detlev Buck. Happy Family Preview

16.3., 18 Uhr NO!, Babylon Hagen Gefährliche Marketing-Kampagne gegen Pinochet. Reihe Kirchen & Kino

3.3., 17.15/20 Uhr DER MEDICUS, Union Bochum Verfilmung des Klassikers von Noah Gordon im Montagskino. Eintritt 4 €

16.3., 18.30 Uhr CLOUDBURST, Schauburg Dortmund Oscar-Preisträgerinnen Dukakis und Fricker auf einem Roadtrip zu ihrer eigenen Hochzeit. Reihe hom*ochrom-lesbisch

4.3., 15 Uhr SILVER LININGS, Casablanca Bochum Mit Hollywoods neuem Gesicht und Oscar-Preisträgerin Jennifer Lawrence. Oldie Kino der VHS 4.3., 18/20.30 Uhr GENUG GESAGT, Schauburg Gelsenkirchen Schert sich nicht um die Klischees typischer Liebes-Komödien. Im KoKi

17.3., 19 Uhr I SHOT ANDY WARHOL, Lichtburg Oberhausen Film über die Feministin Valerie Jean Solanas. In Koop. mit der Ludwiggalerie „Saving Mr. Banks“

5.3., 14.30 Uhr PAULETTE, UCI Bo/Du Der Erfolgsschlager aus Frankreich im Kino-Café. Präsentiert von trailerruhr

19.3., 14.30 Uhr MR MORGAN‘S LAST LOVE, Schauburg Gelsenkirchen Drama der Regisseurin Sandra Nettelbeck mit Michael Caine. Kino-Café

5.3., 18.30/21 Uhr DER GESCHMACK VON APFELKERNEN, FilmCenter Unna Eine Reise in die Familienvergangenheit. Mit Hannah Herzsprung. Leinwandspezial

20.3., 14 Uhr DER HUNDERTJÄHRIGE, DER AUS DEM FENSTER VERSCHWAND, Lichtburg Essen Zum Bundesstart die Verfilmung des Bestsellers im Seniorenkino. 20.3., 19 Uhr FROHES SCHAFFEN, Babylon Hagen Satirischer Blick auf die Religion von Heute: Arbeit. Klarsichtkino

6.3., 17.45 Uhr NAKED LUNCH, Blackbox Düsseldorf Zu Burroughs 100. Geburtstag Cronenbergs Verfilmung des unverfilmbaren Romans.

20.3, 19 Uhr TRANSMITTING, Endstation Bochum Doku über die afrikanischen Wurzeln des Jazz’. Gabriele Voss und Christoph Hübner zum Filmgespräch anwesend

6.3., 19.30 Uhr THE GODFATHER, Babylon Hagen Das Mafia-Epos per se in der englischsprachigen VHS Reihe. 6.3., 20 Uhr LIEBE MIT NEBENWIRKUNGEN, UCI Bo/Du Bollywood auf großer Leinwand in der Reihe UCI CINEMA INDIA .

„I Shot Andy Warhol“

18.3., 18/20.30 Uhr ONLY LOVERS LEFT ALIVE, Schauburg Gelsenkirchen Jim Jarmuschs Momentaufnahme zweier exzentrischer Vampire. KoKi

„Naked Lunch“

21.3., 20 Uhr RASSKASY, Blackbox Düsseldorf Russische Filmtage. Publiku*msgespräch mit Regisseur Michail Segal 23.3., 15 Uhr EMMA ROLAND UND IHR MAGISCHES PFERD WINGS, Cinemaxx Essen Märchenhafter Kinderfilm. Kostenlose Klexxi Premiere

7.3., 23 Uhr MOTEL ROOM 13, Apollo Gelsenkirchen Midnight Movie. Eintritt frei! 9.3., 18.30 Uhr MY BROTHER THE DEVIL, Schauburg Dortmund Mehrfach ausgezeichnetes Drama und erster Spielfilm der Regisseurin Sally El Hosaini. Preview hom*ochrom

25.3., 20 Uhr CARNE DE PERRO, Filmstudio Essen Preview in der Reihe Ciñol. Über Identität nach dem Zusammenbruch des Pinochet-Regimes

10.3., 19 Uhr GRÜNKOHL, GIFTE UND GESCHÄFTE, Endstation Bochum Über den PCB-Skandal bei Envio. Filmgespräch mit Michael Hillebrandt von der Envio-Initiative Dortmund

26.3., 20 Uhr WOLFEN Blackbox Düsseldorf In der Reihe Architektur & Film: Moderne Geisterstädte

10.3., 18 Uhr VATERFREUDEN, CineStar Dortmund FrauenKinoAbend in Kooperation mit dem Frauenbüro der Stadt Dortmund.

26.3., 20.15 Uhr ENDLESS LOVE, Filmwelt Herne Preview des Liebesdramas beim Damenabend. „Medea“

Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …

„Only Lovers Left Alive“

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„Frohes Schaffen“

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Film-Kritik

Entdeckungsreise in die Herzen einsamer Seelen

Eine Begegnung zwischen britischem Humor und bitterem Ernst

Wer bin ich?

Vergeben lernen

„Like Someone in Love“ von Abbas Kiarostami

„Philomena“ von Stephen Frears

Eine Studentin arbeitet als Prostituierte und trifft auf einen alten Dozenten. Ihr Freund wird eifersüchtig. C Ruhiges Verwirrspiel um Identitäten

Eine ältere irische Dame macht sich auf die Suche nach ihrem Kind, das ihr im Kloster kurz nach der Geburt weggenommen und zur Adoption freigegeben wurde. C Warmherzige Tragikomödie

Zuletzt hat der iranische Regisseur Abbas Kiarostami mit „Die Liebesfälscher“ in Italien ein Verwirrspiel zwischen einer Frau (Juliette Binoche) und einem Mann erzählt, nun begibt er sich nach Japan, und lässt eine Studentin, die als Prostituierte arbeitet, auf einen pensionierten Dozenten treffen. Was nach Alte-Herren-Fantasie klingt, enthält sich jeglicher sexuellen Konnotation. Kiarostami lässt lediglich einsame Seelen aufeinander treffen. Der Zufall führt dann, wie beim Vorgänger, zu einigen Verwirrungen. Rollenspiel und Lüge eskalieren schließlich. Inszeniert ist der Film in langen, statischen Einstellungen, die den Zuschauer auf eine ruhige Entdeckungsreise schicken. Die Wahrnehmung kreist im Rahmen des Bildausschnitts, während die Fantasie die einzelnen Sequenzen zu einer Geschichte zusammensetzt. CHRISTIAN MEYER

Als die junge Philomena sich das erste Mal verliebt, hat dies schwerwiegende Konsequenzen – unaufgeklärt und unerfahren wird sie schwanger und daraufhin ins Kloster geschickt. Doch die Nonnen dort lassen die gefallenen Mädchen ihre Verachtung spüren und für ihre „Vergehen“ hart arbeiten. Die geborenen Kinder werden nicht nur den Müttern weggenommen, sondern sogar für einen hohen Preis an wohlhabende Familien verkauft. Nach vielen Jahren des Schweigens beschließt Philomena (Judi Dench), mittlerweile eine patente alte Lady, sich auf die Suche nach ihrem Sohn zu machen, mit Hilfe eines Journalisten. Frears gelingt mit einem schweren Thema, basierend auf einer wahren Geschichte, ein mitreißender Publiku*msfilm, dessen warmherzige Komik durchweg überzeugt. SILVIA BAHL

LIKE SOMEONE IN LOVE

PHILOMENA

F/IRN/J 2012 - Drama - Regie: Abbas Kiarostami mit: Tadashi Okuno, Rin Takanashi, Denden - Verleih: Peripher BO: Endstation, DO: sweetSixteen

Start: 27.2.

GB 2013 - Komödie / Drama - Regie: Stephen Frears - Kamera: Robbie Ryan - mit: Dame Judi Dench, Steve Coogan, Michelle Fairley - Verleih: Universum Start: 27.2. BO: Metropolis/Casablanca, UCI, DO: Cinestar, DU: Filmforum, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, Schauburg, OB: Lichtburg

Wie neu geboren: Der Zwilling redet Tacheles

Kommt vom Weg ab: Jonathas (Begê Muniz)

Politiker von Sinnen

Verloren

„Viva la Libertà“ von Roberto Andò

„A Floresta de Jonathas – Im dunklen Grün“ von Sergio Andrade

Ein zerknirschter Politiker taucht unter und wird von seinem Zwillingsbruder ersetzt. C Satirische Gesellschaftskomödie

Jonathas lebt mit seiner Familie im Amazonas-Gebiet. Während eines Campingtrips verirrt er sich. C Stimmungsvolles Dschungelabenteuer

Als italienischer Oppositionsführer sieht sich Enrico Oliveri mit sinkenden Umfragewerten und Anfeindungen aus den eigenen Reihen konfrontiert. Also taucht er kurzentschlossen ab nach Paris zu einer Freundin. Seine Partei sucht in der Not seinen Zwillingsbruder auf, einen geistreichen Freigeist und Philosophen. Der übernimmt das Amt und stößt mit seiner unorthodox offensiven Ehrlichkeit nicht nur den Journalisten vor den Kopf. Toni Servillo („La Grande Bellezza“) verkörpert die Zwillinge und changiert erhaben zwischen Melancholie und Schalk. Die wohltemperierte Leichtigkeit raubt diesem Werk zugleich ein Stück Relevanz, doch reicht dies immer noch zu einer warmherzig inszenierten Gesellschaftskomödie mit satirischen und philosophischen Spitze.n. HARTMUT ERNST

Zusammen mit seinem Bruder Juliano kümmert sich Jonathas um einen Obstund Gemüsestand an einer Landstraße, manchmal geht er auch mit seinem Vater zur Ernte. Der leichtlebige Juliano überredet ihn zu einem Campingwochenende. Dort verliebt er sich in die Amerikanerin Milly. Als er vom Weg abkommt, verirrt er sich. Nach der Hälfte des Films wird die ruhige Milieustudie zu einem kontemplativen Abenteuer, das Jonathas im Urwald zeigt – zunehmend verzweifelt und von Halluzinationen heimgesucht. Die vage an einen authentischen Fall angelehnte Geschichte erinnert im zweiten Teil entfernt an die Filme des Thailänders Apichatpong Weerasethakul („Uncle Boonmee“), ohne dessen faszinierende Entrücktheit ganz zu erreichen. CHRISTIAN MEYER

VIVA LA LIBERTÀ

A FLORESTA DE JONATHAS – IM DUNKLEN GRÜN

Italian National Syndicate of Film Journalists 2013: Bestes Drehbuch I 2013 - Komödie - Regie: Roberto Andò - Kamera: Maurizio Calvesi - mit: Toni Servillo, Valerio Mastandrea, Valeria Bruni-Tedeschi - Verleih: Arsenal Start: 27.2. BO: Metropolis/Casablanca, DO: sweetSixteen

BRA 2012 - Drama - Regie: Sergio Andrade - Kamera: César Yure - mit: Begê Muniz, Francisco Mendes, Viktoryia Vinyarska - Verleih: Bildkraft

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Start: 6.3.

BO: Endstation, DO: sweetSixteen

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Roter Teppich

Mit Tochter Maria beim Arzt: Franziska Weisz als Mutter in „Kreuzweg“

„Als ich klein war, habe ich Jerry Lewis imitiert“

Franziska Weisz über „Kreuzweg“, traditionalistische Bruderschaften und den Berufswunsch Schauspielerin Mit Ulrich Seidls „Hundstage“ wurde die 1980 in ohnehin von Projekt zu Projekt unterschiedlich? Wien geborene Franziska Weisz 2001 bekannt. Die Projekte waren ganz unterschiedlich, deswegen In den folgenden Jahren stand sie in Kinofilmen war auch die Arbeitsweise ganz verschieden. Bei wie „Hotel“, „Distanz“, „Renn, „Mittlerweile bin ich aus der „Renn, wenn du kannst“ kannten wir uns damals noch nicht so gut. wenn du kannst“ oder „Tom und Kirche ausgetreten.“ Dietrich ist jemand, der ganz geHacke“ vor der Kamera. Nun ist sie als streng religiöse Mutter in Dietrich Brüg- nau weiß, was er will. Aber damals war noch viel gemanns Film „Kreuzweg“ zu sehen, der auf der Spontaneität dabei, die man sich bei „Kreuzweg“ Berlinale gerade mit dem Silbernen Bären für nun nicht erlauben konnte, weil dort jeder Frame eingemauert war und wir so viele Kinder am Set das Drehbuch prämiert wurde. hatten. Mit Erwachsenen kann man vielleicht imtrailer: Frau Weisz, was war Ihr erster Gedan- provisieren, aber ich hätte jetzt nicht unnötig meike, als Sie gesehen haben, dass „Kreuzweg“ aus nen vierjährigen Filmsohn verwirren wollen (lacht). vierzehn statischen Einstellungen aufgebaut sein Sind Sie selbst auch religiös erzogen worden und soll? Franziska Weisz: Ich kannte Dietrich Brüggemanns was wussten Sie im Vorfeld über die katholischen Film „Neun Szenen“ und dachte mir deswegen Traditionalisten, denen Ihre Figur angehört? spontan, super, Dietrich verfolgt dieses Konzept Der Film ist nicht als Religionskritik zu verstehen, weiter! Wenn jemand den Mut hat, so etwas zu sondern er handelt nur von einer kleinen fanamachen, dann er. Und dann dachte ich mir: „Holla, tischen Gruppierung innerhalb einer Religion, und damit hatte ich nie Berührungspunkte. Aber ich bin das wird schwierig für die Schauspieler!“ (lacht). ganz normal, wie man das im Wienerwald tut, röHat sich diese Befürchtung bewahrheitet? misch-katholisch aufgewachsen, war als Kind sogar Mussten die Szenen sehr häufig geprobt werden, einige Zeit Ministrantin, bis eine Strömung aufkam, dass Mädchen in dieser Position nicht mehr erdamit sie am Stück gefilmt werden konnten? Interessanterweise hatte ich es mir viel schwieriger wünscht waren. Dann wurde ich ganz schnell wievorgestellt, als es letztendlich war. Die Probenarbeit der verabschiedet und mein Interesse daran ging war wirklich mit Theaterspielen zu vergleichen. Ich auch zurück. Kirche war für mich immer etwas ganz mache nicht viel Theater, aber hin und wieder spiele Normales, aber auch ohne jeglichen Druck dahinter. ich am Schauspielhaus Wien. Den Text musste man Meine Mutter hat sich gefreut, dass ich das mache, einfach so oft wiederholen wie früher Lateinvo- aber sie hätte das nie bewusst initiiert oder mich kabeln, dann blieb er schon irgendwann hängen. dazu gezwungen. Mittlerweile bin ich aber aus der Glücklicherweise hatten wir immer einen Probetag, Kirche ausgetreten. am nächsten Tag wurde dann gedreht. Ich glaube, das absolute Maximum an wiederholten Takes lag Haben Sie über die traditionalistischen Bruderbei ungefähr 20. Das ist aber nicht schlimm, denn schaften im Vorfeld recherchiert? bei normalen Drehs schafft man am Tag drei bis Ja, natürlich! Ich hab mir viel angeschaut und viel vier Filmminuten abzudrehen, bei Fernsehserien dazu gelesen. So habe ich auch Kirchen gefunden sind es ungefähr sieben Minuten. Und wir haben es und bin dorthin gegangen, um mir Gottesdienste hier geschafft, bis zu 15 Schnittminuten am Tag zu anzuschauen und zu sehen, wie diese Menschen so produzieren, so lang war das längste Kapitel. Dafür sind. Interessant fand ich, dass ja heutzutage Kirchengemeinden mangels Zulauf oft sogar schließen sind 20 Takes wenig. müssen, aber bei diesen Gottesdiensten war es am „Kreuzweg“ ist ihre dritte gemeinsame Arbeit Sonntagmorgen brechend voll! Ich saß dann nicht mit Dietrich Brüggemann. Haben Sie mittlerwei- eingeschüchtert und verängstigt dazwischen, aber le schon gegenseitiges Verständnis für die jewei- ich erkannte trotzdem, dass diese Bruderschaft alligen Arbeitsmethoden entwickelt, oder ist die les deutlich ernster nimmt als der Rest der Kirche. Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …

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Hat es Ihnen mehr Spaß gemacht, jemanden darzustellen, der mit dem eigenen Leben nicht so viele Gemeinsamkeiten hat? Es war ein Sprung ins kalte Wasser, weil diese Rolle etwas völlig anderes war, aber es hat Riesenspaß gemacht. Man möchte ja als Schauspieler nicht immer dieselbe Rolle spielen und das war wirklich etwas extrem anderes. Ich bin als Schauspielerin bislang glücklicherweise noch in keine Schublade gesteckt worden und habe nie zweimal dasselbe gespielt, aber hier nun eine Figur zu spielen, die komplett meiner Fantasie entspringt und von der ich überhaupt keine Parallelen zu meinem eigenen Leben ziehen kann, das war wahnsinnig spannend und befreiend. Scheinbar helfen einem Parallelen zum eigenen Leben, in Wahrheit können sie aber auch behindern. Wenn eine Rolle viel mit einem selbst zu tun hat, finde ich das als Schauspielerin schwieriger, weil eine deutlich gezeichnete Rolle auch ein Schutz zwischen mir und dem Publikum sein kann. Diese Rolle war deshalb so speziell, weil ich nicht gefallen wollte oder musste. Das war hier sehr befreiend: komplett uneitel, sowohl was das Äußerliche als auch was das Charakterliche angeht, einfach draufloszuspielen, das war toll. Ich merke, dass Sie mittlerweile Feuer und Flamme für die Schauspielerei sind, obwohl das gar nicht Ihr ursprünglicher Berufswunsch war und Sie eher zufällig beim Film gelandet sind, richtig? Ja, genau, da haben Sie jetzt wirklich zwei komplett richtige Sachen gesagt, allerdings mit einem Twist. Es war immer mein Traumberuf, ich wollte immer Schauspielerin werden! Als ich klein war, habe ich Jerry Lewis und Peter Sellers imitiert und musste immer etwas tun, um Gäste bei uns in der Familie zu unterhalten. Ich wollte das immer machen, aber es war kein realer Berufswunsch. In meiner Familie gibt es keine Künstler oder jemanden, der mit Medien irgendetwas zu tun hat. Es war für mich ein völlig abwegiger Gedanke, mich einfach bei einer Schauspielschule zu bewerben.

INTERVIEW: FRANK BRENNER

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Film-Kritik

Nimmt es mit Humor: Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi

Kulturaustausch zwischen finnischer Kauzigkeit und Tango-Seele

Genie und Marktsinn

Skurrile Theorie

„Beltracchi – Die Kunst der Fälschung“ von Arne Birkenstock

„Mittsommernachtstango“ von Viviane Blumenschein

Wolfgang und Helene Beltracchi wurden im Herbst 2011 wegen Betrugs verurteilt. Er hatte Bilder gefälscht, seine Frau hat sie verkauft. C Humorvolle Beleuchtung eines Kunstskandals

Drei argentinische Musiker machen sich auf den Weg, den wahren Ursprung des Tangos zu entdecken, der um 1850 in Finnland entstanden sein soll. C Tango-seeliges Roadmovie

Gut gelaunt erzählt der verurteilte Wolfgang Beltracchi in seinem Anwesen in Südfrankreich, wie er zum Gemäldefälscher wurde. Dass er damit viel Geld verdient hat, sieht man im Bildhintergrund. Seine Arbeitstechniken zeigt er wenig später freimütig in seinem Atelier in Köln, das er nach seinem Haftantritt im offenen Vollzug tagsüber nutzen darf. Zu Wort kommen neben Beltracchi mit seinen charmant großspurigen Kommentaren auch Galeristen, Sammler und Kunstexperten, Betrogene und Nutznießer. Neben der Reflexion über Kunst im Allgemeinen und Innovation, Genie und Handwerk im Speziellen wird auch das System des Kunstmarkts, das solche Fälscherkarrieren ermöglicht, unter die Lupe genommen. CHRISTIAN MEYER

Eigentlich waren es finnische Hirten, erzählt uns Aki Kaurismäki zu Beginn des Films bierernst, die, um die Wölfe von ihren Herden fernzuhalten, Tango-Lieder anstimmten. Von da aus gelang er durch Auswanderer und Matrosen über Uruguay nach Argentinien, wo sich nun der Tango-Sänger Walter, der Bandoneon-Spieler Pablo und der Gitarrist Diego auf den Weg machen, um den Wahrheitsgehalt der skurrilen Theorie zu überprüfen. Und tatsächlich entdecken sie zwischen dörflichen Tanz-Dielen, endlosen Wäldern und mobilen Ein-MannSaunas den „Ur-Tango“. Vivian Blumenschein hat diese Entdeckungsreise in einem stimmungsvollen Roadmovie festgehalten, dessen Zusammenklang aus finnischer Kauzigkeit und Tango-Sexapeal zu einer wunderbaren Hommage an die völkerverbindende Kraft der Musik verschmilzt.ROLF-RUEDIGER HAMACHER

BELTRACCHI – DIE KUNST DER FÄLSCHUNG D 2013 - Dokumentarfilm - Regie: Arne Birkenstock - Verleih: Senator E: Filmkunsttheater

Start: 6.3.

MITTSOMMERNACHTSTANGO D/FIN/ARG 2012 - Dokumentarfilm - Regie: Viviane Blumenschein - Kamera: Björn Knechtel - Verleih: Neue Visionen Start: 13.3. DO: sweetSixteen, E: Filmkunsttheater

Menschenrechtlerin Eren Keskin im friedlichen Protest

Die Nerven liegen blank zwischen Mutter und Töchtern

Trauer verboten!

Geheimniskrämer

„Hêvî – Hoffnung“ von Yüksel Yavuz

„Im August in Osage County“ von John Wells

Portrait von vier Kurdinnen, die auf unterschiedliche Weise für ihre kulturelle Identität kämpfen. C Beeindruckende Dokumentation über den kurdischen Widerstand

Weil der Vater verschwunden ist, versammelt sich die ganze Familie im Haus der Eltern. Schon bald reißen alte Wunden auf. C Bissiges Familiendrama

Der Dokumentarfilm portraitiert vier kurdische Frauen, die sich, friedlich oder im bewaffneten Widerstand, gegen die Unterdrückung ihres Volkes engagieren und engagierten. Die Prominenteste unter ihnen, Sakine Cansiz, wird während der Dreharbeiten ermordet. Ihre Wegbegleiterinnen erinnern sich an die geachtete Freiheitskämpferin und blicken zurück auf Jahrzehnte von Repression, staatlich gelenkter Ausmerzung kultureller Identität, auf Entrechtung, Folter, Tod und Widerstand. Ein aktuelles Dokument über ein bis heute anhaltendes und nicht aufgearbeitetes Unrecht in der Türkei. Zugleich die beeindruckende Geschichte über Frauen im Kampf für die Freiheit. Und nicht zuletzt ein Film über die Last der Mütter in diesem traurigen Konflikt.

Sie alle tragen ihr Päcklein und ein Geheimnis mit sich herum: Die frisch von ihrem Mann Bill getrennte Barbara, ihre Schwestern Ivy und Karen, der Neffe, der Onkel und auch die eigene Mutter. Als sie sich im Elternhaus einfinden, liegen wegen des Verschwindens des Vaters, aber auch wegen der Tablettensucht der Mutter die Nerven eh schon blank. Aber es kommt noch schlimmer! Die zunehmende Dichte der dramatischen Einschläge ist tatsächlich bemerkenswert. Dennoch verliert der Film nie an Glaubwürdigkeit. Das hat die Theaterverfilmung der natürlichen Ausstrahlung der prominenten Besetzung, aber auch der gänzlich undramatischen Inszenierung von John Wells („Company Men“) zu verdanken. CHRISTIAN MEYER

HARTMUT ERNST

IM AUGUST IN OSAGE COUNTY HÊVÎ – HOFFNUNG TRK 2013 - Dokumentarfilm - Regie: Yüksel Yavuz - Kamera: Cemil Kizildag Verleih: Newa Film Start: 6.3. DO: sweetSixteen

USA 2013 - Komödie / Drama - Regie: John Wells - Kamera: Adriano Goldman mit: Meryl Streep, Julia Roberts, Ewan McGregor - Verleih: Tobis Start: 6.3. BO: Metropolis/Casablanca, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, Schauburg, OB: Lichtburg

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Film-Kritik

Gespräch zum Film

Regisseur Arne Birkenstock, Foto: Wolfgang Ennenbach, Fruitmarket Kultur und Medien GmbH

Eine Art Gaunerkomödie

Arne Birkenstock über „Beltracchi – Die Kunst der Fälschung“ Arne Birkenstock, Jahrgang ’67, arbeitet als Autor, Regisseur und Produzent von Filmen wie „Chandani und ihr Elefant“ oder „Sound of Heimat“. trailer: Herr Birkenstock, wie kamen sie auf die Idee zu diesem Film? Arne Birkenstock: Ich habe Wolfgang und Helene Beltracchi durch die Vermittlung meines Vaters, der ihr Anwalt im Strafprozess war, nach ihrer Verurteilung im Herbst 2011 kennengelernt. Sie hatten damals mehrere Anfragen für Filme, TV-Sendungen und Bücher. Sie haben alle diese Angebote in Ruhe geprüft und sich dann, was den Film angeht, zum Glück für mich und mein Team entschieden. Wie konnten sie die Dreharbeiten mit dem angeklagten Ehepaar realisieren? Nach der Urteilsverkündung wurden die Beltracchis aus der Untersuchungshaft entlassen, und es vergingen ein paar Monate bis sie ihre Haftstrafe im Offenen Vollzug antreten mussten. In dieser Zeit konnten wir mit ihnen auch außerhalb von Köln drehen, insbesondere in ihren Häusern in Freiburg und Frankreich, die ja vor der Pfändung standen. Nachdem beide Anfang 2012 ihre Haftstrafe antraten, konnten wir mit den beiden nur noch tagsüber und auch nur noch in Köln bzw. in Bergisch Gladbach drehen. Es gibt das Genre der Künstlerdoku, und sie zitieren ja auch Peter Schamonis Max Ernst-Film. Hatten sie Vorbilder, oder erfordert eine KunstFälscher-Doku noch mal einen ganz anderen Ansatz? Ein Künstlerporträt wie über Max Ernst oder Gerhard Richter hätte ich in diesem Fall unangemessen gefunden. Aber natürlich gibt es eine ganze Reihe Szenen, die diesem Genre recht nah kommen, etwa die Atelierszenen, wo wir sehen, wie Beltracchi gearbeitet hat und ihn bei seiner Kunstfertigkeit erleben. Ich habe das Ganze eigentlich immer als eine Art von Gaunerkomödie betrachtet.

Harrt blauäugig dessen, was da so kommt: Allan

Es ist, wie es ist „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg ...“ v. Felix Herngren Ein rüstiger Greis reißt aus und blickt zurück auf ein hochabenteuerliches Leben. C Verschrobenes Abenteuer

Dies ist eine weitere jener Perlen, die uns aus den nordischen Gefilden erreichen und auf so beeindruckend verschrobene Art und Weise zu verzaubern wissen. Der Roman wurde zum Bestseller, ihm folgt nun diese freche Adaption, die kurzweilig und kauzig dem hundertjährigen Allan Karlsson auf seinem Weg ins späte Glück folgt. Nebenbei lässt Regisseur Felix Herngren Allans Leben Revue passieren, und das ist gepflastert von irrwitzigen, schicksalhaften Begegnungen des unbedarften Titelhelden mit den Mächtigen dieser Welt. Ein filmischer Leckerbissen, angereichert mit stillem Humor und explosiven Spitzen, mit Slapstick und groteskem Milieu, mit Süße und unverblümtem Schmerz. So, wie es nur der Norden kann. HARTMUT ERNST

DER HUNDERTJÄHRIGE, DER AUS DEM FENSTER STIEG UND VERSCHWAND Guldbagge Awards 2014: Publiku*mspreis S 2014 - Komödie - Regie: Felix Herngren - Kamera: Göran Hallberg - mit: Robert Gustafsson, Iwar Wiklander, David Wiberg - Verleih: Concorde Start: 20.3. BO: Metropolis/Casablanca, Union, DO: Cinestar, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo CAMINO FILMVERLEIH präsentiert

„INTELLEKTUELLE SCHÄRFE UND EMOTIONALE WUCHT“ SPIEGEL ONLINE

Ahnten Sie, wie unterhaltsam Wolfgang Beltracchi sein würde? So ganz genau weiß man das vorher nie, denn viele Protagonisten wirken in Vorgesprächen ganz natürlich und sind dann ganz schüchtern oder steif, sobald eine Kamera ins Spiel kommt. Wolfgang Beltracchi war tatsächlich ein ungemein dankbarer Protagonist. Nicht nur, weil er unterhaltsam ist, sondern auch, weil er sich nicht verstellt hat und sehr authentisch rüberkommt. Man erlebt seine guten, aber auch seine schlechten Seiten doch sehr nah: Einerseits den Witz, den Charme und seine Pfiffigkeit, andererseits aber auch eine gewisse Hybris und Großspurigkeit. Am Ende bleibt das Gefühl eines Kavaliersdeliktes ... Das wundert mich. Beltracchis Ansicht, wonach seine Fälschungen womöglich besser oder wertvoller seien als die Originale selbst, wird im Film deutlich entgegengetreten. Die Kunsthändler und Sammler erklären darin ganz gut, was ein Bild verliert, wenn sich herausstellt, dass es nicht das ist, wofür es gehalten wurde. Und der Ausschnitt mit Max Ernst verdeutlicht, dass ein künstlerischer Prozess sehr viel mit Fragen, Ausprobieren und Suchen und manchmal auch mit der Angst vor der leeren Leinwand zu tun hat.

INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER

Lesen Sie die Langfassung unter: www.trailer-ruhr.de/gespraech-zum-film Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …

AB 20. MÄRZ IM KINO WWW. K R E U ZWE G - DE R FI L M. DE

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Film-Kritik

Trügerischer Zusammenhalt: Christine (A. Finder), Uwe (D. Zimmerschied) und Töchterchen Clara

Wenn der Berg ruft, dann muss Lama aufi

Drama Familie

Hallenfuzzi als Alpinist

„Die Frau des Polizisten“ von Philip Gröning

„Cerro Torre – Nicht den Hauch einer Chance“ von Thomas Dirnhofer

In einer Kleinstadt lebt eine glückliche Kleinfamilie. Doch was wie Liebe aussieht, ist ein Geflecht aus Abhängigkeiten, Macht und Gewalt. C Intensiv erzähltes Familiendrama

Hallenkletterer David Lama erntete viel Spott, als er verkündete, den Cerro Torre freikletternd erklimmen zu wollen. C Mitreißende Bergsteigerdoku

Ebenso wie seine Kloster-Dokumentation „Die große Stille“ ist Philip Grönings erster Film seit neun Jahren knapp drei Stunden lang. Diese Zeit nimmt sich der Regisseur, um die Mechanismen häuslicher Gewalt genau zu untersuchen. Aufnahmen von großer Zartheit stehen Alltagsereignissen, aber auch psychischem und physischem Missbrauch gegenüber. Eingeteilt in über 50 Kapitel, erzählt der Film von einer Entwicklung, die immer mehr außer Kontrolle gerät. Der Widerspruch, dass Zärtlichkeit neben Gewalt steht und Alltag neben Ausnahmezustand, transportiert die elliptische Erzählweise in schockierender Weise. Ein eindringlicher Film, der in seiner Intensität an die Filme des leider fast vergessenen Deutsch-Iraners Sohrab Shahid Saless („Utopia“, „Rosen für Afrika“) erinnert. CHRISTIAN MEYER

Der 1990 geborene Kletter-Shooting-Star David Lama wollte den eisverkrusteten Cerro Torre in Patagonien unbedingt frei erklettern. In der Branche als Hallenfuzzi belächelt, gelingt ihm im dritten Anlauf tatsächlich das scheinbar Unmögliche. Dirnhofers Dokumentation zerfällt in drei Teile. Zunächst beleuchtet er die Geschichte des Cerro Torre und erster Besteigungsversuche, dann widmet er sich den beiden fehlgeschlagenen Versuchen Lamas, um im letzten Drittel schließlich den tatsächlichen Aufstieg zu dokumentieren. Dann entfaltet er einen Schwindel erregenden Sog, der die Zuschauer hautnah bei der abenteuerlichen Klettertour dabei sein lässt. Sensationelle Aufnahmen aus verschiedensten Blickwinkeln summieren sich zu einem perfekt montierten Nervenkitzel. FRANK BRENNER

DIE FRAU DES POLIZISTEN

CERRO TORRE – NICHT DEN HAUCH EINER CHANCE

D 2013 - Drama - Regie: Philip Gröning - Kamera: Philip Gröning mit: Alexandra Finder, David Zimmerschied, Pia Kleemann - Verleih: 3L

Start: 20.3.

A 2013 - Dokumentarfilm - Regie: Thomas Dirnhofer - Kamera: Thomas Dirnhofer, u.a. mit: David Lama, Peter Ortner, Toni Ponholzer - Verleih: Red Bull Start: 13.3. BO: Union

Erleuchtet von Reggae und Jah: Gentleman

Sucht Trost im Buch: Die Bücherdiebin Liesel

Jamaikanischer Vibe

Widerworte

„Journey to Jah“ von Noël Dernesch und Moritz Springer

„Die Bücherdiebin“ von Brian Percival

Gentleman & Co. bieten Einblicke in des Reggaes reine Seele. C Musik-Doku

Ein kleines Mädchen entdeckt in den Grauen des Zweiten Weltkriegs die Kraft der Lektüre. C Nazidrama aus Kindersicht

Tilmann Otto reiste 1992 nach Jamaica. Ein Trip, der sein Leben veränderte. Hier, unter den Rastas, fühlte er sich geborgen, hier fand er, im Reggae, seine Musik. Aus Tilmann Otto wurde Gentleman, der Rest ist Geschichte. Die Dokumentation begleitet den Musiker, seinen Bandkollegen Alborosie und andere Weggefährten durch Jamaika und Europa. Sie äußern sich allesamt zur Seele des Reggaes, zur Spiritualität der Musik, zu ihrem Glauben an Jah und an die Freiheit. Zugleich problematisieren sie die Kriminalität in dem Land, die Macht der Drogenkartelle, die hom*ophobie und die deutsche Angst. Das alles eher pointiert anekdotisch als nachhaltig vertieft. Eine stylish montierte Reise durch das Land, ins Studio und auf die Bühne.

In seinem Roman „Die Bücherdiebin“ beschreibt Markus Zusak das Grauen der Nazidiktatur aus Sicht der neunjährigen Liesel, die in einer bayerischen Kleinstadt die Bücherverbrennungen erlebt, von ihrem Ziehvater für das Lesen fasziniert wird, und plötzlich klopft ein flüchtiger Jude an die Tür. Der Verfilmung gelingt die Verdichtung auf das Wesentliche. Sophie Nélisse verkörpert die Titelheldin grandios. Zerbrechlich und mit großen, neugierigen Augen verfolgt sie die menschlichen Abgründe und entdeckt zugleich die Lust am Lesen. Der Film vernachlässigt die verführerische, böse Macht der Worte. Doch er erzählt sanft brodelnd und für junge Menschen zugänglich von der Faszination, vom Schrecken und vom Sterben unter Hitlers Herrschaft. HARTMUT ERNST

HARTMUT ERNST

JOURNEY TO JAH D/CH 2013 - Dokumentarfilm - Regie: Noël Dernesch, Moritz Springer Kamera: Marcus Winterbauer - mit: Gentleman, Alborosie - Verleih: Zorro Start: 20.3. BO: Endstation

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DIE BÜCHERDIEBIN USA/D 2013 - Drama - Regie: Brian Percival - Kamera: Florian Ballhaus mit: Sophie Nélisse, Geoffrey Rush, Emily Watson - Verleih: Fox Start: 13.3. BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, Filmkunstth., GE: Apollo, OB: Lichtburg Füllerund under Romanvorlage trailer verlost 1 Paket bestehend aus 2 Karten, 1 Poster,11Füller der Romanvorlage E-Mail bis 16.3. an [emailprotected], Kennwort: Bücherdiebin

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Hintergrund

Verloren vereint: Apple und ihre Mutter

Sie sind doof „Alles inklusive“ von Doris Dörrie Doris Dörrie erzählt von der Entfremdung und der Hoffnung auf Wiederannäherung einer Mutter und ihrer Tochter. C Schwerelos inszenierte Tragikomödie

Doris Dörrie verfilmt Doris Dörrie. Die Regisseurin adaptiert mit ihrem neuen Kinofilm ihren Roman aus dem Jahr 2013. Eine Geschichte über die zerrüttete Beziehung der blauäugigen Apple (Nadja Uhl) zu ihrer Mutter Ingrid (Hannelore Elsner). Eine Geschichte, die Ende der 1960er Jahre beginnt, als sich deutsche Blumenkinder im spanischen Torremolinos frei liebten. Ingrid, davon erzählen Rückblicke, war solch ein Blumenkind. Unbedarft, sorglos und frei. Frei von der Gesellschaft, frei von Verantwortung. Das legt Ingrid auch nicht ab, als sie Apple auf die Welt bringt. Heute, dreißig Jahre später, ist ihre Tochter befallen von Selbstzweifeln und befindet sich ungebremst auf der Suche nach Halt. Ihr einziger treuer Gefährte heißt Dr. Sigmund Freud und ist ein Hund. Während Apple ihre Mutter nach deren Hüft-Operation nach Torremolinos verdonnert, wo Ingrid inmitten von Sauf- und Party-Wahn schicksalhafte Begegnungen mit einem prolligen Deutschen (Axel Prahl), einem afrikanischen Flüchtling (Elton Prince) und einem Transvestiten (Hinnerk Schönemann) hat, begegnet Apple daheim in Deutschland dem Tierarzt Dr. Fellborn (Fabian Hinrichs). Traurig-hysterisch getrieben, meint sie schon bald, in ihm die Geborgenheit zu finden, die sie so schmerzlich vermisst. Was inspiriert tragikomisch beginnt, verliert sich gelegentlich in einem Zuviel an Konflikten, Konstellationen und nicht zuletzt auch an Spielzeit. Jedoch, wer Doris Dörrie mag, dem wird es gefallen. Gewohnt warmherzig begleitet

sie ihre Figuren durch die Lebenskrise, findet frechen Witz in der Tragik und Melancholie im kleinen Glück. Gelungen fängt sie hier den Geist der Alt-68er ein, der sich rückblickend dramatisch verformt und von Apple trefflich entschlüsselt wird, wenn sie über Ingrid sagt: „Meine Mutter glaubt nicht an materielle Dinge. Aber nur, weil sie immer pleite ist.“ So schwebt Dörries Drama dahin mit frecher Ironie, pointierten Denkanstößen und mit Sätzen, die man sich merken will. Sätze, die fallen, wenn Ingrid den plumpen Annäherungsversuchen ihrer Urlaubsbekanntschaft mit einem schlichten und zugleich knackig direkten „Sie sind doof“ kontert. Was diesen Film spürbar bereichert, ist Nadja Uhl, die auf der Leinwand seit „Sommer vorm Balkon“ aufs Sträflichste von Herausforderungen verschont blieb. Hier darf sie sich erneut beweisen als liebenswert naives Mädchen (wie du und ich), blauäugig, verzweifelt, offen für die Hoffnung an das Gute und dabei immer etwas drüber. Und sie hat sichtlich Spaß daran. Abgesehen davon ist die Besetzung insgesamt gelungen in dieser schwerelos inszenierten Tragikomödie, die sich mal lebensnah, mal surreal gibt, mal federleicht, mal konstruiert. Ein bewölkt optimistisches Drama über Verlorenheit, Einsamkeit, Sehnsucht und über den festen Glauben an das Glück.

HARTMUT ERNST

ALLES INKLUSIVE D 2014 - Komödie - Regie: Doris Dörrie - Kamera: Hanno Lentz - mit: Hannelore Elsner, Nadja Uhl, Hinnerk Schönemann - Verleih: Constantin Start: 6.3. BO: UCI, Union, DO: Cinestar, E: Filmkunsttheater

ALLES INKLUSIVE – Am Rande An der andalusischen Costa del Sol, vor den Toren Málagas, liegt die 70.00-Einwohner-Stadt Torremolinos. In „Alles Inklusive“ spielt diese Stadt eine Art Doppelrolle: als Rückzugsort der Hippies und Hort der Freien Liebe in den Sechzigern und als zubetoniertes Urlaubsziel der Pauschaltouristen in der Jetztzeit. Doris Dörrie ist nicht die erste Künstlerin, die Torremolinos als Kulisse wählte. In seinem 1971 erschienenen Roman „The Drifters“ (deutsch: „Die Kinder von Torremolinos“) erzählt James Michener die Geschichte einiger junger Aussteiger, die unter anderem in Torremolinos ihr Glück suchen. Und in Pablo Bergers („Blancanieves“) 2003 erschienener

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Komödie „Torremolinos 73“ wird ein Ehepaar unfreiwillig zu p*rnodarstellern und dreht schließlich einen p*rno, der – so der Mann – an den jungen Ingmar Berman erinnert – der Titel: „Torremolinos 73“. Und dann gab es da noch das textbasierte Computerspiel „Terrormolinos“ (erschienen 1985 unter anderem für den Commodore 64). Die Handlung des Adventures war denkbar einfach: Der Held macht in „Terrormolinos“ Pauschalurlaub und muss zehn Fotos schießen, um zu beweisen, wie schön der Urlaub war… Aussteigen, den Horizont erweitern oder am Buffet den Bauch vollschlagen: Das Reisen hat viele Gesichter, und für alle steht Torremolinos. JON WITTE

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Film-Kritik

Glaubwürdiger als das Original: Die inszenierte Verhandlung

Tina hoch zu Ross

Wo Kunst endet

Hüa Hex!

„Die Moskauer Prozesse“ von Milo Rau

„Bibi & Tina – Der Film“ von Detlev Buck

Ein Regisseur inszeniert Schauprozesse gegen russische Künstler neu, darunter der Fall „puss* Riots“. C Doku über ein originelles politisches Theaterexperiment

In diesem Spin-off zu Bibi Blocksberg verbringt die kleine Hexe ihre Ferien auf dem Reiterhof. C Sonniges Ferienabenteuer

Fundamentalistische Orthodoxe in Russland sind davon überzeugt, dass die Mehrheit aller Russen so denkt wie sie. Die Politik sieht das ähnlich und unterstützt die zunehmend radikale Strömung. Das bekommen Künstler zu spüren, die dem kritisch begegnen. Regisseur Milo Rau nimmt sich dreier Schauprozesse an, bei denen Künstler fern von Rechtstaatlichkeit der Prozess gemacht wurde, und inszeniert sie neu. Nicht mit Schauspielern, sondern mit den tatsächlichen Gegnern. Vor allem aber als faire Verhandlung. Es fehlt der Einblick in die Kunstgegenstände, die Stein des Anstoßes sind. Trotzdem ist dieses Dokument eines Prozesses geglückt, in dem sich die Kläger vor allem selbst entlarven. HARTMUT ERNST

2007 inszenierte Detlev Buck „Hände weg von Mississippi“ und wandte sich damit erstmals einem jungen Publikum zu. Kinder und Pferde scheinen es dem Regisseur („Karniggels“, „Knallhart“, „Die Vermessung der Welt“) angetan zu haben, denn auch „Bibi & Tina“ geizt nicht mit reitenden Zweibeinern und wiehernden Huffüßlern. Die junge Hexe Bibi Blocksberg verbringt in diesem Ferienabenteuer den Urlaub mit ihrer besten Freundin Tina auf dem Pferdehof. Dort erwartet die beiden so manche Herausforderung, die ihre Freundschaft auf die Probe stellt. Charly Hübner und Michael Maertens ergänzen das Cast in diesem sommerlichen Kinder- und Jugendspaß. HARTMUT ERNST

BIBI & TINA Start: 20.3.

Der Film konnte vor Redaktionsschluss nicht gesehen werden D 2013 - Kinderfilm - Regie: Detlev Buck - Kamera: Marc Achenbach - mit: Lina Larissa Strahl, Lisa-Marie Koroll, Ruby O. Fee - Verleih: DCM Start: 6.3. BO: Metropolis/Casablanca, Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, OB: Lichtburg

Knallbunt und mittendrin: Der Lobby Boy und die Geliebte (Saoirse Ronan)

Hungert für den Herrn: Maria (Lea van Acken)

DIE MOSKAUER PROZESSE D 2013 - Dokumentarfilm - Regie: Milo Rau - Verleih: RealFiction E: Filmkunsttheater

Hände weg vom Lobby Boy

Tödliche Fundamente

„Grand Budapest Hotel“ von Wes Anderson

„Kreuzweg“ von Dietrich Brüggemann

Concierge & Lobby Boy eines Grandhotels fliehen vor gierigen Erben durch ein fiktives Osteuropa der 1930er Jahre. C Skurrile Komödie a la Wes Anderson

Maria steht kurz vor der Firmung. Aber für sie ist der Glaube wichtiger als für ihre Altersgenossen. C Streng inszeniertes Religions-Drama

In Wes Andersons neustem Film geht es um Mord, Kunstraub und vor allem um Gustave H. Er ist Concierge in einem Grandhotel in den Bergen, irgendwann in einer Zeit zwischen Faschismus und Kommunismus. Als Stammgast Madame D. Gustave ein wertvolles Gemälde vermacht, muss er vor ihrer gierigen Sippe fliehen. Wes Anderson serviert stilistischen Augeschmaus, er spielt mit Filmformaten und findet nach dem melancholischen „Moonrise Kingdom“ zurück zu seiner bunten Bildsprache. Statt Grübeleien gibt es Slapstick-Einlagen und viel Wortwitz, bzw. Namenswitz, denn der Regisseur zeigt in diesem Film viel Freude an der deutschen Sprache. Dieser Film ist spaßig, irre, verspielt und, wie immer, sehr schräg. NINA HEINRICHS

Marias Familie gehört einer fundamentalistischen Bruderschaft an. Die strenge Auslegung der Bibel nimmt sie sehr ernst. Der Glaube gibt ihr Halt, und in der Idee des Opfers erkennt sie einen Sinn für ihr junges Leben. Allmählich formt sich der Wunsch, sich für ihren entwicklungsverzögerten Bruder, der nicht spricht, zu opfern. Ihre Umwelt bemerkt den inneren Wandel nicht. Nach seinen leicht inszenierten Filmen „Renn, wenn Du kannst“ und „3 Zimmer, Küche, Bad“ wird Brüggemann beim neuen Thema sehr streng: In 14 Kapiteln, entsprechend den Stationen des Kreuzwegs, jeweils in einer Einstellung gefilmt, begleitet er seine junge Protagonistin auf ihrem Weg. Maria wächst einem ans Herz, Familie und Kirche kommen nicht so gut weg. Ganz ohne Polemik entlarven sich die Ideologen mit ihrer perfiden inneren Logik selbst. CHRISTIAN MEYER

GRAND BUDAPEST HOTEL USA/D 2013 - Komödie - Regie: Wes Anderson - Kamera: Robert Yeoman mit: Ralph Fiennes, F. Murray Abraham, Mathieu Amalric - Verleih: Fox Start: 6.3. BO: Metropolis/Casablanca, Endstation, Union, DO: Cinestar, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, OB: Lichtburg trailer verlost 3 Fanpakete bestehend aus 2 Karten, 1 Karte mit Cross Key Pin u. Poster E-Mail bis 9.3. an [emailprotected], Kennwort: Grand Budapest Hotel

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KREUZWEG Berlinale 2014: Bestes Drehbuch D 2014 - Drama - Regie: Dietrich Brüggemann - Kamera: Alexander Sass mit: Lea van Acken, Franziska Weisz, Florian Stetter - Verleih: Camino Start: 20.3. E: Filmkunsttheater

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Film-Kritik

Vampire Academy: Blood Sisters

Lone Survivor

USA 2014 - Fantasy - Regie: Mark S. Waters - Verleih: Universum - Start: 13.3.

USA 2013 - Action - Regie: Peter Berg - Verleih: Universum - Start: 20.3.

Nachdem die „Twilight“-Sage im Kino abgeschlossen ist, bekommen die Teenies, die lieber schmachten als sich zu gruseln, Nachschub: Die 17-jährige Rose ist halb Vampir, halb Mensch und wird an der Vamire-Academy zur Beißerin ausgebildet. Das tut auch Not, denn das Leben ihrer besten Freundin ist in Gefahr. Ach ja: Roses Mentor sorgt für die obligatorischen Gefühlswallungen. HE

Eine vierköpfige US- Einheit wird in Afghanistan von Taliban-Kämpfern in eine tragische Treibjagd verstrickt. Der Film beruht auf einer wahren Geschichte. Nach einem Intro, das auch für Rambo & Co. herhalten könnte, legt das Drama sämtliches Pathos ab und folgt dem blutigen Geschehen ungeschönt. Das ist hochspannend und ehrlicher als so manches auf jugendfrei gezähmte Werk. HE

BO: UCI, DU: UCI, GE: Apollo, HE: Filmwelt

BO: UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt trailer verlost 1 Fanpaket bestehend aus 2 Karten, 2 Postern und dem Buch E-Mail bis 23.3. an [emailprotected], Kennwort: Lone Survivor

trailer verlost 2 Fanpakete bestehend aus 2 Karten, 1 Poster und dem Buch E-Mail bis 16.3. an [emailprotected], Kennwort: Vampire Academy

Non-Stop

Die schöne Krista

USA 2014 - Thriller - Regie: Jaume Collet-Serra - Verleih: Studiocanal - Start: 13.3.

D 2013 - Doku - Regie: A. Schneider, C. Waldbauer - Verleih: Aries Images - Start: 20.3.

Dieser knackige Genrestreifen versetzt Air-Marshall Bill (Liam Neeson) in eine aussichtslose Situation: In einem Passagierflugzeug über den Wolken simst ihn ein Unbekannter an und erpresst ihn. Schon bald stirbt ein Passagier, und es wird nicht der letzte sein. Bill indes gerät immer mehr hinein in ein Komplott, das den sicheren Boden in immer weitere Ferne rückt. Spannend! HE

Sie sollte „von Kopf bis zum Fuß nach Milch aussehen“. Milchkuh Krista aus Oldenburg entspricht nahezu perfekt diesen Anforderungen und wird zur „Miss Holstein of Germany“ gekürt. Der Film begleitet sie und ihren Besitzer und gibt schmunzelnde, zum Ende hin aber etwas ermüdende Einblicke in den Alltag und die Kunst der Zucht. Merke: Eine Kuhzucht ist kein Ponyhof! HE

BO: UCI, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt

BO: Metropolis/Casablanca

Pettersson und Findus – Kleiner Quälgeist, große Freundschaft

Shanghai, Shimen Road

D 2014 - Kinderfilm - Regie: Ali Samadi Ahadi - Verleih: Senator - Start: 13.3.

CHN/HKG/NL 2013 - Drama - Regie: Haolun Shu - Verleih: Kairos - Start: 13.3.

Nach den bereits liebevoll umgesetzten Trickfilmen über den Kauz Pettersson und dessen Kater Findus folgt nun dieser teilanimierte Realfilm, ein Reboot, in dem Ulrich Noethen in die Rolle des Findus schlüpft und den sprechenden Kater erst einmal kennenlernt. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, inszeniert von Ali Samadi Ahadi („Salami Aleikum“). HE

Shanghai 1988: Zu seinem 17. Geburtstag bekommt Xiaoli von seiner Mutter eine Kamera geschenkt. Der Junge ist fixiert auf Mädchen, insbesondere auf die hübsche Lanmi, der er heimlich folgt. In Bejing kommt es derweil zu Studentenunruhen. Xiaoli sucht Orientierung durch den Sucher. Coming-of-AgeDrama aus einem großen Reich in unruhigen Zeiten. HE

BO: Union, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, HE: Filmwelt, OB: Lichtburg

DO: sweetSixteen

Man of Tai Chi

Need for Speed

USA/CHN 2013 - Action - Regie: Keanu Reeves - Verleih: Universal - Start: 13.3.

USA 2014 - Action - Regie: Scott Waugh - Verleih: Constantin - Start: 20.3.

Chen Lin-Hu (Tiger Hu Chen) ist eine gute Seele. Und er ist Tai-Chi-Kämpfer. Der undurchsichtige Donaka (Keanu Reeves) entdeckt das Talent und zwingt ihn, in seiner Arena aufzutreten. Die Kämpfe werden medial vermarktet, Chen ist schon bald Protagonist in einer makabren Show. Keanu Reeves („Matrix“, „Constantine“) liefert mit diesem Martial-Arts-Streifen sein Regie-Debüt. HE

Auch in Zeiten nach Paul Walker nimmt der amerikanische Held natürlich nicht den Bleifuß vom Pedal. Ein Street Racer gerät in kriminelle Machenschaften und wird schon bald zum Gejagten seines Widersachers. Ein Rausch aus Tempo und PS, inspiriert von den Vorbildern der 70er Jahre. HE

DO: Cinestar, GE: Apollo

Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …

BO: Union, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt trailer verlost 3x2 Karten E-Mail bis 23.3. an [emailprotected], Kennwort: Need for Speed

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Foyer

Film-Kritik

Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman USA 2014 - Zeichentrick - Regie: Rob Minkoff - Verleih: Fox - Start: 27.2.

In den USA sind der abnorm gebildete Hund Mr. Peabody und sein Adoptivkind, ein neugieriger und nicht gerade kluger Junge, seit den 1950er Jahren Kult. Nun kommen ihre Abenteuer auf die Leinwand. Den Animationsspaß bettete man in eine synthetische Ästhetik, die an Disney, Pixar & Co nicht heranreicht. Tempo und Spaß werden den ganz Kleinen aber allemal geboten. HE BO: Bofimax, UCI, Union, DU: UCI, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, OB: Lichtburg

Annette Friedmann im Filmgespräch, Foto: Betty Schiel

Lebendige Protagonisten „Ein Apartment in Berlin“ im Endstation Kino Bochum

Alice Agneskirchner im Café des Endstation Kinos.

Jack Ryan: Shadow Recruit USA 2013 - Action/Thriller - Regie: Sir Kenneth Branagh - Verleih: Paramount - Start: 27.2.

Chris Pine überzeugte bisher vor allem als neuer Captain Kirk auf der Enterprise. Nun tritt er erneut in die Fußstapfen großer Vorbilder: Nach Alec Baldwin, Harrison Ford und Ben Affleck verkörpert Pine den CIA-Agenten Jack Ryan. Der will sich eigentlich zurückziehen. Doch daraus wird nichts: Ein russischer Oligarch plant, das westliche Finanzwesen zu sabotieren. HE BO: Bofimax, UCI, Union, DU: UCI, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Schauburg, HE: Filmwelt, OB: Lichtburg

Bochum, 30.01. – Alice Agneskirchner plante in ihrer Dokumentation „Ein Apartment in Berlin“ dem Verhältnis der jungen Generation Israels zur dunklen Geschichte Deutschlands nachzugehen. Drei Protagonisten, die in Berlin leben, sollen ein ehemals jüdisches Apartment der 30er Jahre originalgetreu rekonstruieren und dabei ihre Befindlichkeiten als Opfer ausdrücken. Doch die jungen Israelis verweigern sich dem Experiment. Dadurch, dass die Regisseurin diesen Bruch zulässt, entwickelt sich ein vielschichtiges Bild der jungen Generation. Von klein auf mit den Bildern des Holocausts aufgewachsen, schert sich diese kaum um die Spuren der Nazi-Vergangenheit und möchte die Opferrolle endlich ablegen. Agneskirchner berichtete im Anschluss, wie begeistert ihr Fernseh-Redakteur von der Idee gewesen war, die Arisierung Berlins aus israelischer Sicht zu beleuchten, wie unaufgeregt und nüchtern ihre Protagonisten dann aber tatsächlich an den speziellen Fall der Familie Adler herangingen. Diese lockere, teils sogar spöttische Annäherung irritierte auch die Besucher im Kino, verdeutlichte aber die Aussage des Protagonisten Yoav: „Dein Holocaust ist nicht mein Holocaust.“

TEXT/FOTO: LISA MERTENS

„Die Frau, die sich traut“ in der Lichtburg Oberhausen Erlebt den Westen alles andere als rosig: Nelly (Jördis Triebel)

Im Auffanglager „Westen“ von Christian Schwochow Cinenovaelly reist mit ihrem neunjährigen Sohn 1978 aus der DDR aus und kommt in einem Auffanglager im Westen unter. C Detailreiches Ost-West-Drama

In Christian Schwochows Adaption des Bestsellers „Lagerfeuer“ von Julia Franck sind noch viele der Details erkennbar, die die Geschichte ausmachten und den Zuschauer problemlos eintauchen lassen in eine längst vergangene, aber noch gar nicht allzu ferne Zeit. Mutter und Sohn kommen in ein Auffanglager, in dem sie sich Misstrauen und Demütigungen gegenüber sehen, da die Verhörmethoden der Alliierten denen der Stasi in nichts nachzustehen scheinen. Schwochow erzählt von bürokratischen Barrieren, von denen die meisten vielleicht noch nie etwas gehört haben und entfaltet zum Ende hin eine Spannung, die so manchem Krimi zur Ehre gereicht hätte. Getragen von wunderbaren Darstellern, entsteht so ein Film, dessen Aktualitätsbezüge gleichfalls deutlich herausgearbeitet sind. FRANK BRENNER

WESTEN Montréal Film Festival 2013: Beste Schauspielerin (Jördis Triebel), FIPRESCI-Preis (Regie) D 2013 - Drama - Regie: Christian Schwochow - Kamera: Frank Lamm - mit: Jördis Triebel, Alexander Scheer, Tristan Göbel - Verleih: Senator Start: 27.3. DO: Cinestar, E: Filmkunsttheater

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Drehbuchautorin Annette Friedmann in der Lichtburg Oberhausen.

Oberhausen, 31. Januar – Die Oberhausener Frauenfilmtage VisuELLE stellten in der Lichtburg vier Tage lang die Filmarbeit von Frauen in den Mittelpunkt. In Anwesenheit der Drehbuchautorin Annette Friedmann wurde „Die Frau, die sich traut“ präsentiert. Steffi Kühnert spielt darin eine ehemalige Leistungsschwimmerin aus der DDR. Als diese mit einer Krebsdiagnose konfrontiert wird, beschließt sie sich einen Lebenstraum zu erfüllen: Sie will schwimmend den Ärmelkanal durchqueren. Annette Friedmann führte den Abend mit den Worten ein, „Die Frau, die sich traut“ sei ein Film über die Liebe zum Leben. Das Filmgespräch bewies ein Mal mehr, wie lohnend die Diskussion mit DrehbuchautorInnen sein kann, weil sie einen speziellen Blick auf die Entstehung eines Films ermöglichen. Mit großer Genauigkeit erläuterte Friedmann die psychologischen Details, die ihre Figuren lebendig und glaubwürdig werden lassen und welche Unwägbarkeiten in der Arbeit mit dem Regisseur ausgelotet werden müssen, um die Geschichte plausibel zu machen. TEXT/FOTO: BETTY SCHIEL Lesen Sie die Langfassungen unter: www.trailer-ruhr.de/foyer

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Literatur-Portrait

Verarbeitet in seinen Romanen die Erfahrungen aus der Bochumer Dark-Wave-Disco Zeit: Klaus Märkert, Foto: Claudia Both

Von Plattenteller und Bewährungshilfe Zwei Bochumer Brüder auf literarischem Parkett Aus der Bochumer Literaturszene sind sie kaum wegzudenken: Zwei Brüder, die auf literarischen Pfaden wandeln – getrennt, aber jeder in seinem Genre mit zumindest regional beachtlichem Erfolg. Der „dunklere“ der beiden ist vielen ehemaligen „Zwischenfall“-Besuchern bekannt, schließlich zählt Klaus Märkert zu den Gründern und DJs der legendären Dark-Wave-Disco in Bochum-Langendreer. Seine ersten beiden Romane verarbeiten diese Erfahrungen autobiographisch, und auch die gemeinsamen Auftritte mit „The Fair Sex“-Sänger Myk Jung als „Schementhemen“ stehen in der Tradition des Düsteren. Bei Peter Märkert hingegen ist das dunkle Element eher in den Zwischentönen seiner Krimis zu finden.

Blick ins Regal Beim Schreiben beschreiten die beiden sehr unterschiedliche Wege. Während Peter seine beruflichen Erfahrungen zu sozialkritisch angehauchten Krimis mit Lokalkolorit verarbeitet, fühlt sich Klaus nach den autobiographischen Szene-Romanen dem schwarzen, makabren Humor verpflichtet. „Die gewählten Genres entstanden mehr aus unserem Lebenshintergrund“, stellt Peter stellt, dass es sich um keine bewusste Abgrenzung handelt: „Der philosophische Roman mit meiner Tochter, die späteren Romane aus meiner Arbeit als Bewährungshelfer. Die Romane von Klaus spiegeln in humorvoller Weise sein Leben als Diskothekenbetreiber und DJ wieder, ebenso den Herzinfarkt in seinen frühen Jahren, seine Geschichten verweisen in besonderem Maße auf den ganz normalen Wahnsinn des Menschen der modernen Zeit.“ Klaus relativiert die autobiographische Beeinflussung und sieht seine Inspiration vielmehr in seinem Bücherregal: „Das Schreiben orientierte sich – wenn auch nicht bewusst - sicher an literarischen Vorbildern. Meine Begeisterung für Literatur wurde geweckt von Poe und Goscinnys ‚Kleinen Nick‘, später folgten Kafka, Bukowski, Fallada, Henry Miller, Knut Hamsun, Roald Dahl und Woody Allen und noch später dann Javier Marias, Michel Houellebecq, Martin Amis, Jörg Fauser‘“ – auch sein Bruder lässt sich bereitwillig in den Bücherschrank blicken: „Lieblingsautoren gibt es so viele… bei mir allen voran Dostojewski. Zudem Tolstoi, Bulgakow, Puschkin, Gogol, ich schwärme für die russischen Autoren, aber natürlich Hesse, Remarque, Hemingway, heutige Autoren, ich kann sie nicht alle aufzählen: Ste-

phen King, Stieg Larsson, überhaupt die Schweden... auch Sebastian Fitzek und andere. Inge Löhnig und Nele Neuhaus. Bei der Vielzahl an Neuerscheinungen kann ich nicht alle entdecken, das betrübt mich. So beschleicht mich bei jedem Autor, den ich nenne, das Empfinden, andere zu vergessen…“ Bei dieser Schwärmerei spürt man, dass die Märkert-Brüder keine Autoren sind, denen ihr eigenes Schreiben genug ist, hier sitzen leidenschaftliche Leser an den Tastaturen.

Bochum, ich schreib in Dir Auf die Bochumer Literaturszene angesprochen, äußern sich beide sehr positiv. „Bochum ist gut aufgestellt“, bilanziert Peter, „Es gibt sowohl im Krimibereich als auch in der Pop-Literatur riesige Talente, es gibt auch Buchhandlungen, die Bochumer Autoren fördern. Hier möchte ich besonders die Buchhandlung Gimmerthal in BochumLangendreer herausstellen mit ihrer monatlichen Lesebühne im Cafe Cheese und dem Aufbau der Bücherbörse in der Innenstadt mit dem Brockmeyer-Verlag. Ein solches Engagement wäre auch in anderen Stadtteilen wünschenswert.“ An Auftrittsmöglichkeiten zählt sein Bruder noch Biercafé, Rotunde, und Hardys auf und weist darauf hin, dass ab April auch monatlich im Haus Oveney an der Ruhr Lesungen stattfinden werden. Einen engen Zusammenhalt der Szene sieht er wiederum nicht: „Vernetzung gibt es sporadisch, ist bisweilen aber schwierig umzusetzen, liegt wohl in der Natur der Sache, Autoren sind in der Regel Einzelkämpfer, da stößt eine Zusammenarbeit schnell an Grenzen. Schubladendenken spielt auch eine Rolle bei der Schwierigkeit, sich zu vernetzen.“ Welche Rolle spielen also Bochum und das Ruhrgebiet für ihr Schreiben? „Ich lebe gerne in Bochum“, bekennt Peter, „wo gibt es sonst so einen herrlichen Park wie das Wiesental in unmittelbarer Nähe zum Schauspielhaus und dem Bermudadreieck. Das multikulturelle Angebot an Restaurants ist herrlich, die Menschen begegnen einem offen, Grönemeyer besingt das Herz der Bochumer, der VfL sorgt für Aufregung. Schon zum Frühstück backt Schmidtmeier super Brötchen.“ Für seine Bücher ist die Stadt letztlich jedoch zweitrangig: „Meine Krimis könnten allerdings auch in anderen Städten spielen, doch in Bochum kenne ich mich durch das Taxifahren während des Studiums aus. Wichtiger für meine Krimis sind meine beruflichen Erfahrungen.“

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Auch Klaus bekräftigt, wie wichtig Bochum für ihn ist – nicht zuletzt spielen seine beiden autobiographischen Roman im Revier.

Ständig auf Tour Klaus Märkert ist nicht nur als Autor präsent, sondern mischt aktiv in der Organisation zahlreicher Lesebühnen mit. Wer im Ruhrgebiet nach diesem literarischen Format sucht, stößt früher oder später zwangsläufig auf seinen Namen. Auf die Frage, ob solch ein Engagement neben dem Schreiben nicht auch sehr kräftezehrend ist, gibt er zu: „Die Frage habe ich mir auch schon häufig gestellt. Negativ formuliert: Ich fühle mich gezwungen, so vorzugehen. Eine Art Vertreter fürs eigene Buch. Das Positive der Lese-Aktivitäten: der Austausch mit Autoren aus anderen Städten, Bestätigung für meine Bücher und natürlich Buchverkäufe und so bleibe ich für den ‚Kleinverleger‘ ein attraktiver Autor und muss mir im Hinblick auf weitere Veröffentlichungen keine Sorgen machen. Allerdings macht mir das Drumherum, also das Organisatorische, tatsächlich zu schaffen. Letztlich geht es ja zu Lasten meiner Schreibzeit. Ich vertraue einfach darauf, dass sich mein Einsatz irgendwann auszahlt, und ich die Lesebühnen-Projekte reduzieren kann, ohne dass der Buchverkauf großartig darunter leidet. Die Geschichte vom begnadeten Autor, der zurückgezogen lebt und daheim feinsinnig Brillantes zu Papier bringt, um das sich die Verlage wenig später reißen, ist jedenfalls so ausgeträumt wie die Story vom Tellerwäscher zum Millionär.“ Nichtsdestotrotz arbeitet Klaus Märkert an zwei neuen Buchprojekten, von denen mindestens eines noch in diesem Jahr fertiggestellt werden soll. Zuvor erscheint aber Ende Februar eine überarbeitete und erweiterte Neuauflage von „Hab Sonne“ im Hagener Eisenhut Verlag.

FRANK SCHORNECK

Klaus Märkert: Hab‘ Sonne Eisenhut Verlag | 250 Seiten | 12,50 € Peter Märkert: Schweigen ist Tod Brockmeyer Verlag | 224 Seiten | 12,90 €

Literatur-Kalender Ruhr

22.03.2011

24.03.2011

30.03.2011

„Vatter baut ab anders – Eine Geschichte Demenz Für immer – Wenn von Familien und Liebe“ Zeiten der Trauer erleben Lesung und Gespräch mit dem Journalisten Bernd Kinder, Jugendliche und Erwachsene Eichmann 2ƀGIGOWUUMGKPGi°`i

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TICKETS AUCH ERHÄLTLICH AN ALLEN BEKANNTEN VORVERKAUFSSTELLEN. christuskirche-bochum.de/tickets

10 Musiker, 10 Konzerte, 10 Städte NRW blickt auf die Neue Musik

Von Olaf Weiden Musikvermittlung an ein junges Publikum bleibt ein ungelöstes und viel zu spät eingeleitetes Unterfangen aller möglichen Institutionen, die jetzt noch retten wollen, was eigentlich längst zu „Kinderköpfen ist es einerlei, spät ist. Die „Neue Musik“ hat es dabei ob Mozart oder Berio auf der besonders schwer, sie ist ein ganz besonAgenda stehen“ ders leidendes Nischenkind. Erstens zählt sie zur E-Musik, deshalb mutieren ältere Werke, die nach ihrer Uraufführung vielleicht sogar mehrfach Wiederaufführungen erleben durften – der absolute Ausnahmefall – zu sogenannten „Klassikern der Moderne“. Zweitens mag sich aber auch im eigenen Lager der Klassikfreunde kaum jemand mit hochkomplexen Neutönern und ihren Komponisten bzw. Interpreten beschäftigen. Ganz wenige aktuelle Komponisten und Interpreten haben sich in diesem Minderheiten-Genre einen Platz erkämpft und leben von ihrer Musik. Im Normalfall gestaltet sich das für alle musikalisch Kreativen eher schwierig. So sind Produktionen mit Neuer Musik fast immer Zuschuss-Unternehmungen, die der Unterstützung bedürfen – so die Reihe „Stationen“, eine Musikreise der Initiative „Neue Musik in NRW“. Vor zwei Jahren startete dieses Projekt mit einer Konzertreihe mit Uraufführungen von KomponistInnen des Landes, diesmal setzen sich Musiker aus der Region mit internationalen Größen der modernen Konzertliteratur auseinander. Ein zehnköpfiges Ensemble bereist ab Mitte März die zehn wichtigsten „Musikmetropolen“ des Landes NRW mit einem Programm aus frühen experimentellen Kammermusiken von Violeta Dinescu, Karlheinz Stockhausen, Luciano Berio oder Georg Crumb und stellen sie in Zusammenhang mit Werken jüngerer Kollegen, darunter verschiedentlich sogar wieder Uraufführungen. Begleitet werden die Konzerte von einem Schulprojekt, da sind wir wieder angelangt bei Jugend und Musikbildung. Zehn Musiker und zehn Städte, jeweils einer nutzt die Zeit vor dem Konzert, um in eine der Schulen vor Ort zu gehen und dort ein aufwändig vorbereitetes Seminar abzuhalten. Und hier verschrecken Neue Töne überhaupt nicht. Den häufig von Klassik unbefleckten Festplatten in den Kinderköpfen ist es einerlei, ob Mozart oder Berio auf der Agenda stehen. Neue Musik mit ihrer erweiterten Klang- und Spieltechnik und ihrer Emanzipation von begrenzendem Regelwerk kann sogar viel spannender ausfallen und mit überraschend exotischen Klängen eher fesseln als schöne Melodien der Wiener Klassik. Vom Ensemble-Stück bis zur Performance zwischen Geige und Elektronik wechselt die Besetzung, es wird gesungen, geblasen und improvisiert – so gesehen hat sich in dieOlaf Weiden sem Bereich in den letzten 400 Jahren nicht wirklich viel Musiker und Musikkritiker verändert. Münster, Sa 15.3. 20 Uhr | Musikhochschule Detmold, So 16.3. 18 Uhr | Hangar 21 Dortmund, Sa 22.3. 20 Uhr | Musikschule Bielefeld, So 23.3. 18 Uhr | Rudolf-Oetker-Halle Köln, Fr 28.3. 20 Uhr | Bürgerzentrum Alte Feuerwache Remscheid, So 30.3. 18 Uhr | Vaßbendersaal Essen, Mo 31.3. 18.30 Uhr | Folkwang Musikschule Bonn, So 6.4. 20 Uhr | Theater im Ballsaal Aachen, Do 10.4. 20 Uhr | Klangbrücke im Alten Kurhaus Düsseldorf, Fr 11.4. 20 Uhr | Theatermuseum

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kunst & gut

Selbstportrait, 2011, Aus der Serie Suite 3 Atelier Fendi, Inkjet auf Leinwand, 84 x 120 cm, © 2014 Karl Lagerfeld

Alles, nur nicht retrospektiv Karl Lagerfeld im Museum Folkwang in Essen

Da habe ich doch glatt mein Zopfband vergessen. Mist. Das einzig kleidsame für einen Mann, sagte einst Karl Lagerfeld. Dies Credo verfolgte mich mein ganzes Leben. Jetzt kann ich auch seins im Essener Folkwang Museum bewundern, was sonst, wenn man im Weltbild des Meisters der Unaufgeregtheit bleiben will. Schlichte 400 Exponate zeigt die Ausstellung „Parallele Gegensätze“. Lichte Hallen beherbergen, was Lagerfeld so umtreibt, diese ModeIkone des vergangenen Jahrhunderts, der sich selbst zur einfach definierten Marke stilisiert hat: Silberweißer Zopf, schwarze Sonnenbrille, gestärkter Stehkragen. Die Schau beginnt mit dem, was Lagerfeld wohl am wichtigsten ist – der Bücherschrank. Kunst, Philosophie, Design. Gestapelt, sortiert, gebunden. Davor ein kleiner Schreibtisch mit Wachsmalkreide, Filzstiften und Klebesticks. Hier also kreiert der Karl. Ich hätte mir das etwas mondäner vorgestellt, wie bei seinem „Narcissus“ (2010), dem teuersten Hochsicherheitssafe (250.000 Euro) für Uhren und Schmuck der Welt, oder bei dem Steinway-Flügel „The S.L.E.D.“, im schicken Lagerfeld Corporate Design. Aber nix da, Lagerfeld bleibt Lagerfeld und eben immer nur Lagerfeld. Das war schon immer so, wie frühe Polaroids zeigen, die Portraits von Brad Kroenig. Lagerfeld tritt als Fotograf erst in den 1980ern in Erscheinung, da war er bereits ein Vierteljahrhundert künstlerischer Direktor bei FENDI und mischte gerade den CHANEL-Konzern künstlerisch neu auf. Doch in Essen steht insbesondere sein fotografisches Werk im Vordergrund und das ist auch gut so. Seine inszenierten Bilderserien „Hommage à Feuerbach“ (Ektachrome, 1988), „A Portrait of Dorian Gray“ (Ektachrome, 2005) oder auch die spätere „Hommage à Edward Hopper“ (Digital, 2010) können durchaus mit den Größen der Fotokunstgeschichte wie Helmut Newton oder auch eines Jeff Wall mithalten. Sicher scheinen viele Aufnahmen auch von einem Wilhelm von Gloeden (1856-1931) inspiriert, der als einer der Ersten seine jugendlichen Modelle schminkte. Doch Lagerfeld interessieren keine Knaben, sondern seine weiblichen und männlichen Modelle.

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So auch bei der Bildertafel „Metamorphosis of an American“ (2003-2008): 200 mal ist da das Gesicht des Models Brad Kroenig zu sehen, der zahlreiche Rollen des amerikanischen Entertainment-Systems zu interpretieren scheint. Es sind die Geschichten hinter den Gesichtern, die den Fotografen reizen. Manche Geschichten inszeniert er dafür selbst, wie beim 16 Meter langen Wandfries, auf dem Lagerfeld die Reise des Odysseus wie in einer einzigen Megaweitwinkelaufnahme erzählt. Das Panorama besteht aus 16 Acryl-Glastafeln in Stahlrahmen und füllt nicht nur körperlich einen ganzen Saal. Im Zentrum endlich der Raum, für den viele der überaus gut gekleideten Damen aus der Republik angereist sind: Chanel. Hier schlägt der Puls der internationalen Modewelt und man muss sich schon ziemlich disziplinieren, wenn man hier nicht visuell unter die Räder kommen will. Ausgerechnet ist auch noch die aktuelle Kollektion Herbst/Winter 2013/2014 zu sehen, eben das, was die schöne Frau gerade hätte am Leib haben sollen, wenn sie sich das nur leisten könnte. Sieben Modelle stehen im Original da, dazu die passenden Entwürfe an der Wand. Wie sich die sehr zarten Edel-Klamotten am Körper bewegen, zeigen Monitore mit den Catwalk-Präsentationen in Paris und Dallas. Mode ist nicht nur schöner Schein, sondern auch grandioses Entertainment. Das zeigen auch die handgemachten Modelle der immens aufwändigen Shows, die mit jeder Musicalbühne mithalten könnten und anders als dort ja nur einmal benutzt werden. Am Ende des Rundgangs schließt sich der Kreis mit Lagerfelds WerbeplakatSammlung und dem Laster des schönen Buches. Sein Buchladen „7L“ in Paris ist hier am Schluss nachgebaut. Draußen kommen dann nur noch unzählige Selbstportraits vom Meister: „Ich bin das Opfer meiner selbst, was soll ich da machen“, sagte er zur Eröffnung.

PETER ORTMANN

Karl Lagerfeld – „Parallele Gegensätze“ | bis 11.5. Museum Folkwang, Essen | 0201 884 50 00

RuhrKunst

AD_LL_Skinning Stones, © Tatjana Doll, Foto: Bernd Borchardt

August Macke, Foto: U. Edelmann

Foto: privat

Eine neue Perspektive

Zehn Jahre Malerei

Netze und Soldaten

Ulrich Loock, dem Kurator dieser Ausstellung, ging es – auf höchsten malerischem Niveau – um ein dialogisches Nebeneinander und eine kalkulierte Konfrontation. In der Neuen Galerie Gladbeck stellen Tatjana Doll und Eberhard Havekost zum ersten Mal gemeinsam aus. Dabei liegt dies eigentlich nahe: Beide Künstler kennen sich, leben in Berlin und werden von der gleichen Galerie vertreten, auch wenn sie in Karlsruhe (Doll) bzw. Düsseldorf (Havekost) Professuren innehaben. Sie gehören, geboren 1967 bzw. 1970, der gleichen Generation an, beschäftigen sich also mit vergleichbaren Überlegungen. Als Maler fragen sie nach der Aktualität ihres Mediums und sie gehen, auf unterschiedliche Weise, von digitalen und gedruckten Vorlagen aus, die sie verändern, ohne sich ganz vom Gegenständlichen zu lösen. Dabei kommen sie zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Die Ausstellung in Gladbeck arbeitet nun das jeweils Eigene heraus. Tatjana Doll wurde bekannt mit riesigen Formaten, gemalt in Lackfarbe. Ihre Malereien beruhen auf medial verbreiteten Bildern, Magazinfotos, Signets, alltäglichen Gegenständen in ihrer Erscheinungsform. Doll verfremdet, übermalt und nutzt die Möglichkeiten der Lackfarbe zwischen Reflexion und Stauchung und widmet sich so gesellschaftlichen Anliegen auf subtile Weise und bezieht Stellung. Vieles erkennt man bei dieser ebenso kalkulierten wie spontanen Malerei erst auf den zweiten und dritten Blick. Eberhard Havekost wiederum demonstriert die „Bildwürdigkeit“ völlig unterschiedlicher gewöhnlicher und besonderer Motive und sieht sie in der malerischen Aneignung sozusagen neu. Er nimmt Ausschnitte, fokussiert Details und neben vermeintlich lapidaren gegenstandsfreien Notierungen mit Ölfarbe stehen komplexe Naturschilderungen oder reine Farbverläufe. Ausgestellt sind von beiden Künstlern Bilder der jüngsten Zeit, mit überraschenden Neuerungen, die wieder alles in Frage stellen. In der anregenden Präsentation in Gladbeck ist daraus ein spannendes Experiment zur zeitgenössischen Malerei geworden – weitere werden hier ganz gewiss folgen.

Kaum ein Jahrzehnt hatte August Macke Zeit, sein malerisches Werk zu entwickeln: Im September 1914 ist er in der Champagne gefallen. Es ist der besondere Verdienst der Mülheimer Ausstellung, seine stilistische Chronologie zu verdeutlichen. August Macke, der 1887 geboren wurde, in Düsseldorf studierte und auf Reisen den Kontakt zur Pariser Kunstszene suchte, beginnt mit Selbstporträts und Stillleben, denen die Kenntnis des Impressionismus und der „Nabis“ zugrunde liegt. Ein weiterer wichtiger Einfluss war der Jugendstil, bevor der Orphismus seines Freundes Robert Delaunay, das Licht als Fläche, Einzug in Mackes Werk gewährte. Mit lichtdurchfluteten, geometrischen Farbformen zersplittert er die Bildfläche; verstärkt wird dies durch die Erfahrungen der Helligkeit auf der Tunis-Reise, die er, Paul Klee und Louis Moilliet, 1914 unternommen haben. Macke gehört zur Avantgarde in Deutschland, aber er will nicht das Geistige und Spirituelle, sondern die ihn umgebende Wirklichkeit festhalten. Er bleibt überwiegend dem eigenen Umfeld verpflichtet. Schon das Anwesen am Tegernsee und dann das Leben in Bonn und seine Familie sind häufige Sujets seiner Malerei. Anhand der wiederkehrenden Motive lassen sich die Wechsel in der malerischen Auffassung hin zur Abstraktion anschaulich nachvollziehen. Auf dem einen Bild sind die Bäume noch naturalistisch rekapituliert, auf dem nächsten sind sie schon weiche Stängel in künstlicher Farbigkeit. Eindrucksvoll sind auch die Darstellungen von Artisten, die den Blick des Betrachter in die Bildtiefe ziehen und die Schilderungen der vibrierenden, von Menschenmengen oder Architektur bestimmten Großstadt, in die immer auch abstrakte Partien eingefügt sind … Ausgangspunkt der Ausstellung im Kunstmuseum Mülheim ist der exquisite Bestand der Stiftung Ziegler. Diese Bilder und die Werke des Kunstmuseums selbst, wurden noch ergänzt um Leihgaben aus verschiedenen Sammlungen und Museen. Erhellend sind auch die begleitenden Gemälde u.a. von Alexej Jawlensky. Also, das Kunstmuseum Mülheim hat eine Menge zu bieten.

THOMAS HIRSCH

THOMAS HIRSCH

Geheimnisvolle Netze sperren optisch die Gänge. Kleine Objekte stehen wie zufällig im Weg. In der Solinger Galerie SK treffen zwei Bochumer Künstlerinnen in einer Ausstellung zusammen, die gemeinsam getrennte künstlerische Wege gehen und sich doch an vielen Gabelungen treffen. „not really small“ ist eine choreografierte Rauminszenierung mit Objekten. Die Zeichnungen und Objekte von Doris Kirschner-Hamer sind trotz ihres kleinen Formats nicht wirklich klein. Sie erzählen von menschlichem Erleben, das Schmerz, Trauer und Gewalt nicht tabuisiert, sondern sich dem Betrachter zur Kommunikation anbietet. Das Bemühen um Echtheit, im Ausdruck der freien Arbeiten, zählt nicht als Kleinigkeit in unserer heutigen Welt des oftmals schönen Scheins. Auch die Arbeiten von Monika Ortmann haben ihre eigenen Maßeinheiten. Sie wirken wie Tragflächen, der sie umgebenden Architektur und verbinden ihre ästhetische Dimension doch mit einer bewussten, gesellschaftsbezogenen Handlung. Zu sehen sind Netze und Strukturen, die sich mit Hierarchien und Ausbeutungsszenarien durch übergeordnete Systeme auseinandersetzen und die Fragen nach der persönlichen Verortung im Zusammenhang stellen. Der Verein Solinger Künstler betreibt seit 1979 die Galerie SK in den Güterhallen. Es sind zum Teil schmale doppelstöckige Räume, die ungewöhnliche Raumsituationen geradezu herausfordern. Bei „not really small“ wandern die vertikalen Flächen durch die Nylonnetze, auch in die Horizontale, gespiegelt von Licht und den informellen Papierarbeiten an der Wand, kann der Besucher seinen Blick in dieser Ausstellung in alle Richtungen frei lenken und stößt doch immer wieder auf Interventionen, die ihn halten, verführen und neu sammeln lassen. Gerade durch die Wechselwirkung der verschiedenen Arbeiten und ihrer spezifischen Haltung untereinander wird das zu einem sinnlichen Rundgang, denn die Vernetzung findet nicht nur zwischen den Wänden, sondern auch im Amalgam der Kunstwerke der beiden Künstlerinnen statt. Beide arbeiten mit unterschiedlichen Objets trouvés, mit gefundenen und für die Arbeiten umdefinierten Gegenständen, haben diese in Solingen aber auch für ein inszeniertes Gesamtwerk konzipiert.

Doll und Havekost in Gladbeck

August Macke im Kunstmuseum Mülheim

„not really small“ in der Solinger SK Galerie

PETER ORTMANN „Doll vs. Havekost“ | bis 4.4. | Neue Galerie Gladbeck | 02043 319 83 17

„August Macke – Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies“ | bis 27.4. | Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr | 0208 455 41 71

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„not really small“ | 23.2. bis 16.3. SK-Galerie, Solingen | www.solingerkuenstler.de

Sammlung

„Den Lebensstil radikal verändern“ Inke Arns über die Ausstellung „World of Matter– Über die globalen Ökologien von Rohstoff“ Das internationale Forschungs-, Ausstellungsund Webprojekt „World of Matter“ beschäftigt sich mit Rohstoffen und deren komplexen Rohstoffabbau kann auch gefährlich schön sein. „Deep Weather“ Videostill © Ursula Biemann Ökologien. Es wurde von einer Gruppe von KünstlerInnen, FotojournalistInnen und TheoretikerInnen initiiert, die sich vorgenommen auch immer gearteten Protestes. Ich denke, dass ändern, wenn das nicht alles ganz gewaltig den haben, den öffentlichen Diskurs über Rohstoffe die Rolle der Kunst als Kunst aber nicht minder Bach runtergehen soll. Das sind Effekte, die für jezu erweitern, insbesondere angesichts der pri- wichtig ist, da es um die Veränderung der Wahr- dermann eigentlich sichtbar sind. Das heißt nicht, vatisierten Natur des Abbaus globaler Ressour- nehmung geht und damit auch um einen Perspek- dass alle Künstler den argentinischen Bergarbeitern den Job wegnehmen wollen. Dass da Bedarf cen. Die Ausstellung erkundet tivwechsel. ästhetische wie ethische Po- „Ich glaube, ein Zurück-zur- In Dortmund geht es um Roh- besteht, ist ja klar. Man muss sich nur überlegen, wie kann man das anders regeln oder was für Alsitionen im Umgang mit Resstoffe und um neue Ansätze? Natur gibt es nicht“ sourcen und stellt dabei die In der Ausstellung geht es weni- ternativen gibt es. anthropozentrische Perspektive in Frage, wel- ger um neue Ansätze. Es geht darum, den Blick auf che Rohstoffe als vorrangig für den Menschen den Umgang mit Materie zu richten. Auf diesen Also gibt es einen künstlerischen Finger der bestimmt betrachtet. Die Dortmunder Ausstel- ausbeuterischen Umgang mit ihr. Da ist es dann Ethik, der hinter dem Dokumentarischen steckt? lung wird im Anschluss auch in Partnerinstitu- egal, ob es sich um Lebewesen oder um totes Auf jeden Fall. Es sind in der Tat alles sehr dokutionen in New York, Montreal, Minneapolis und Material handelt. Überall ist ein extrem ausbeu- mentarische Ansätze. Wir haben auch nicht nur Stockholm zu sehen sein. terischer Umgang mit Materie. Das spannende Künstler in der Ausstellung. Wir haben auch zwei an dem Projekt ist aber, dass da insofern ein Per- Fotojournalisten: Uwe Martin und Frauke Huber. trailer: Kann man mit Zuckerskulpturen die spektivwechsel stattfindet, dass die Künstler hier Die sind aus Hamburg, machen große Reportagen Welt verändern? nicht den Menschen in den Mittelpunkt ihrer Be- für Geo und stellen hier zum ersten Mal in einer Inke Arns: Aus was die Kunst besteht, ist ja erst trachtung stellen, sondern einen relativ pragma- Kunstausstellung aus. Sie arbeiten weltweit, auch mal egal. Ich glaube nicht, dass man mit Kunst die tischen Blick auf Veränderungen der Ökologien, über white gold, also Baumwolle. Martin fährt Welt direkt verändern kann. Wenn man die Welt Ökosysteme – immer im Plural – richten. Da geht nach Kasachstan, er fährt nach Ohio, um sich dort verändern will, muss man einfach anders handeln. es einmal um industrielle Fischerei, es geht um die anzuschauen, wie leben die Leute, die das auch Aber man kann die Voraussetzungen für eine Ver- Verlegung von Flüssen, es geht um Zuckerproduk- vor Ort betreiben, was für Maschinen setzen sie änderung schaffen. Man kann Leute dazu bringen, tion, es geht um Fracking, Abbau von Ölsanden in ein. Das ist ein dokumentarischer Blick, der aber die Welt anders wahrzunehmen. Das wäre dann Kanada und wie sich das auf Menschen in Bangla- nicht mit Vorurteilen anfängt, sondern der eher eine Handlungsbasis für Veränderung. Es gibt ei- desch auswirkt, die sich dann auf einmal Dämme einen Blick auf die Welt richtet, so wie sie eben nen langen Streit darüber, ich habe mich mit Ar- bauen müssen, um sich vor dem Hochwasser zu gerade ist. Bei vielen anderen Arbeiten ist es eine tur Zmijewski, der hier auch kein Unbekannter ist, schützen. Und es geht auch um die Frage, ob man Mischung aus Dokument und Fiktion, aber immer darüber gestritten. Der hat eine Berlin Biennale der Natur ein Menschenrecht einräumen muss, basierend auf einer Realität. Da ist ein sehr großes kuratiert, wo er immer nur den Aktivismus gezeigt soll, darf – müsste. Das ist ein Gedanke, der von Interesse am Faktischen. Ein großes Interesse an hat. Aber eine Zuckerskulptur ist natürlich keine Michel Serres kommt, einem französischen Phi- der Welt. Form eines öffentlichen, aktivistischen oder wie losophen, der schon 1990 ein Buch darüber geschrieben hat, „Der Naturvertrag“ heißt es auf Und wenn der Besucher die Ausstellung verlässt, Deutsch, wo er diese Idee formuliert. Interessan- möchte er gerne zurück zur Natur? terweise gibt es da in Südamerika einen ersten Ich glaube, ein Zurück-zur-Natur gibt es nicht. Das Versuch, wo das vor Gericht verhandelt worden ist ist eine totale Utopie. Ich glaube, man muss zeitgemäße Lösungen finden für den Bedarf, der ja da und da ging es um die Rechte des Urwalds. ist. Und die Lösungen sind schon da. Sie müssen Würde der neue Blick auf Rohstoffe auch dem nur noch umgesetzt werden. Aber das ist eben gegen die großen Industrieinteressen. Kohlearbeiter in Argentinien gefallen? Ich glaube, es würde ihn durchaus interessieren, weil es in dem Projekt nicht darum geht, zu sagen, INTERVIEW: PETER ORTMANN wir müssen mit dem Konsum aufhören, wir müssen unseren Verbrauch von Materialien, von Roh- „World of Matter – Über die globalen Ökologien stoffen, radikal einstellen. Das schwingt sicherlich von Rohstoff“ | 1.3.-22.6. | HMKV im Dortmunder U ZUR PERSON in allen Projekten mit. Und das ist wahrscheinlich 0231 496 64 20 Inke Arns, geboren in Duisdorf/Bonn; 1988-1996 Studium auch bei vielen Leuten Konsens, dass man über der Slawistik, Osteuropastudien, Politikwissenschaften und kurz oder lang sein Leben radikal verändern muss. Kunstgeschichte in Berlin und Amsterdam. Seit 2005 künstleLesen Sie die Langfassung unter: Die ganze Weltbevölkerung, vor allem natürlich rische Leiterin des Hartware MedienKunstVereins Dortmund. www.trailer-ruhr.de/sammlung die erste Welt, muss ihren Lebensstil radikal verFoto: Anne Bergner

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Kunstwandel

Kunst in NRW

Marijke van Warmerdam, Rrrolle – red © Marijke van Warmerdam; Kunsthalle Düsseldorf

Christian Rohlfs, Der Gefangene, 1918 (Ausschnitt) © Osthaus Museum Hagen

Geheimnisvoll einfach

Die Wucht der Schnitte

Von Thomas Hirsch Am schönsten ist Kunst, wenn sie einfach aussieht. Besonders verführerisch ist sie, wenn sie von einfachen Dingen handelt, von Alltäglichem, notiert ohne besonderes Zutun, lapidar und humorvoll. Freilich, im Einfachen können eine enorme Präzision und eine dramatische Zuspitzung liegen, gesättigt auch von Humanität, „Präzision geht im etwa wenn sie sich unserer Lebenswirklichkeit Intuitiven auf“ widmet und die Menschen in dieser zeigt. All das trifft auf die Werke der Amsterdamer Künstlerin Marijke van Warmerdam zu. Van Warmerdam wurde vor allem mit kurzen Filmen bekannt, die in der nahtlosen Wiederholung unspektakulärer Vorgänge für feine Details sensibilisieren. Ein Windstoß wirbelt Unrat auf einem Industriehof auf. Vor einem Tulpenfeld kreist ein Papagei Kopf voran um eine Stange. Natürlich sind diese Filme genau geschnitten, überhaupt in ihrer Konzeption komplex, sie verfügen über Zitate und kunsthistorische Verweise, aber Marijke würde jetzt sagen: „Was hast du für eine blühende Fantasie“. Marijke van Warmerdam wurde 1959 geboren, heute lebt sie in Amsterdam und Karlsruhe, wo sie eine Professur an der Kunstakademie innehat. Bereits 1995 hat sie auf der Biennale Venedig und 1997 auf der documenta in Kassel ausgestellt, seitdem sind ihre Werke in aller Munde. Und doch ist das jetzt in der Kunsthalle Düsseldorf ihre erste Werkübersicht in Deutschland. Sie zeigt, dass van Warmerdam mit den gleichen Intentionen auch eine vorzügliche Malerin und Objekt- und Installationskünstlerin ist. Die 1968 in Italien geborene, heute in Paris lebende Tatiana Trouvé ist eine Künstlergeneration jünger als Marijke van Warmerdam. Auch sie hat bereits an den wichtigen Orten ausgestellt und auch sie hat jetzt ihre Premiere in einem deutschen Museum, und zwar im Kunstmuseum Bonn. Auch bei ihr geht es um genuin lapidare Sachverhalte, vorgetragen als Bildhauerei. Aber der Teufel steckt hier im Detail: Da ist das Feld aus Senkbleien, die eben nicht lotrecht von der Decke hängen, sondern an schräg gespannten Seilen auf den Boden zeigen. Oder in einem Raum sind in freier Anordnung grün flimmernde Glasvitrinen mit Holzstücken kombiniert, variieren in ihrer Anordnung und wirken vielleicht wie ein Museumsraum zu Beginn der Aufbauphase. Immer wieder sind Formen und Objekte verdoppelt, und am eindrucksvollsten ist es, wenn Trouvé auf diese Weise ganze Räume gestaltet, ja, auf deren Architektur reagiert. In der Verwendung von Kupferrohr, Bronzeabgüssen von Holz, Grafit und fließendem Wasser, überhaupt in den Materialkontrasten und im Prozesshaften lässt ihr Werk an die Arte Povera denken. Aber Trouvés Kunst ist reduzierter, fast minimalistisch und befreit so die Materialien von jeder mythischen Schwere. Alle Präzision geht im Intuitiven auf, welches die Objekte und den Raum atmosphärisch auflädt. Daraus erwächst eine Poesie, die uns vorsichtiger und leiser auftreten lässt und ein eigenes Gefühl für Zeit entwickelt – auch das hat Tatiana Trouvé mit Marijke van Warmerdam gemeinsam. Beide AusstelThomas Hirsch lungen gehören mit zum Besten, das es derzeit in NRW zu Kunsthistoriker, Kurator und Journalist sehen gibt.

Ein Foto im Hagener Katalog zeigt Christian Rohlfs als alten, etwas kauzigen Herren mit weißem Bart, einen Zylinder auf dem Kopf, die Haut faltig, wacher Blick, eine Zigarre anzündend. Das Foto macht an dieser Stelle Sinn: Unter den druckgraphischen Blättern von Christian Rohlfs findet sich auch das Porträt eines Rauchers, der ein bisschen an Rohlfs selbst erinnert. Rohlfs, der mit seinen weichen Tempera-Malereien bekannt ist und zu den herausragenden Malern des deutschen Expressionismus gehört, zeigt in seinen Druckgraphiken eine andere Seite seines Schaffens. 1908 hat er – als schon gestandener, reifer Künstler – den Holzschnitt für sich entdeckt und im Laufe von nicht einmal zwei Jahrzehnten ein enormes Ausdrucksspektrum entwickelt, das zwischen lyrisch und hart, lapidar und komplex, erzählerisch und deskriptiv wechselt. Aber bereits 1926 stellt er die Druckgraphik wieder ein. Einen umfassenden Einblick in diesen wichtigen Aspekt von Rohlfs Arbeit liefert jetzt die Ausstellung in Hagen mit 185 Blättern aus einer Privatsammlung. Besser geht es nicht, zumal das Osthaus Museum, in dem sich seit 2011 das Christian Rohlfs Archiv befindet, im Altbau auch einen Einblick in die Malerei zeigt, etwa mit dem pointilistischen Ölgemälde „Interieur des Museum Folkwang Hagen“ von 1903, das wieder eine andere Phase seiner Malerei repräsentiert. Christian Rohlfs wird 1849 im Kreis Segeberg in Holstein geboren, mit 24 Jahren muss ihm, infolge des Sturzes von einem Baum, ein Bein amputiert werden. Er studiert in Weimar; zunächst wird er mit seiner Landschaftsmalerei im impressionistischen Stil bekannt. 1901 lädt ihn der Hagener Museumsgründer Karl Ernst Osthaus ein, sich hier niederzulassen. Er soll an einer geplanten Malschule unterrichten und erhält Wohnung und Atelier im Hagener FolkwangMuseum, dessen Sammlung später (nebst dem Museums-Namen) nach Essen abwandern wird. Aber Rohlfs bleibt. 1924 wird er hier Ehrenbürger, 1930 eröffnet das „Christian Rohlfs-Museum“ als erstes öffentliches Museum, das einem Vertreter der Moderne gewidmet ist. Aber die Nazis konfiszieren 1937 seine Werke als „entartet“ und erteilen ihm Ausstellungsverbot. Im Januar 1938 stirbt Rohlfs in seinem Hagener Atelier. In Hagen hat Christian Rohlfs wesentliche Impulse für seine Kunst erhalten. In der Sammlung von Karl Ernst Osthaus sieht er Werke von Vincent van Gogh, Edvard Munch und Emil Nolde, die seinen eigenen Weg hin zum Expressionismus beeinflussen. Sehr gut lässt sich dies auch anhand der Druckgraphiken – von denen die weitaus meisten Holzschnitte sind – verfolgen. Ganz in der expressionistischen Tradition steht das Blatt „Der Gefangene“ (1918), das Rohlfs in Reaktion auf den Krieg gedruckt hat. Er setzt die Holzstrukturen zur Intensivierung der Aussage ein. Der Bildausschnitt wird zum Fensterrahmen, und indem der Gefangene ihn mit seinen knochigen Fingern umgreift, überwindet er die Distanz zum Betrachter. Die Querbalken aber demonstrieren das Unüberwindbare der Gefangenschaft. Die Weißaussparung steht gleichwertig neben den groben Konturen, mit denen Rohlfs den Leib modelliert... Birgit Schulte und Tayfun Belgin ist es im Osthaus Museum gelungen, auch mit diesen kleinformatigen Blättern die großzügigen und hohen Ausstellungsbereiche zu aktivieren. Rohlfs Holzschnitte behaupten sich in der Weite, ebenso wie in den Kabinetten. Und so karg im einzelnen Blatt, reduziert im Format die Beiträge dieser Ausstellung auch sind, so aufregend ist doch der umfassende Blick auf diesen wichtigen Künstler.

Ausstellungen in Bonn und Düsseldorf

„Tatiana Trouvé – I tempi doppi“ | bis 4.5. Kunstmuseum Bonn | 0228 77 62 60 „Marijke van Warmerdam – Nahebei in der Ferne“ | bis 16.3. Kunsthalle Düsseldorf | 0211 899 62 40

Das druckgraphische Werk von Christian Rohlfs

THOMAS HIRSCH

„Christian Rohlfs – Das sind so neue, kühne, ernste Sachen, diese Schnitte!“ bis 4.5. | Osthaus Museum Hagen | 0228 77 62 60

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Kunstkalender KÖLN – Kunstverein www.koelnischerkunstverein.de

Pietro Roccasalva bis 23.3. Erste institutionelle Ausstellung des 1970 geborenen Künstlers in Deutschland, der altmeisterliche Gemälde ebenso wie Filme und Performances erstellt KÖLN – Museum Ludwig www.museum-ludwig.de

Oscar Tuazon bis 13.7. Lebensgroße, teils begehbare Konstruktionen zwischen Skulptur und Architektur, die der amerikanische Künstler mit einfachen Baumaterialien realisiert hat KÖLN – Rautenstrauch-Joest-Museum www.museenkoeln.de

Made in Oceania bis 27.4. Thematisiert wird der Tapa, ein rötlicher Stoff, der aus der Baumrinde gewonnen und in der Pazifikregion im alltäglichen Leben und im Kunstbetrieb verwendet wird LEVERKUSEN – Museum Morsbroich www.museum-morsbroich.de

Achim Hoops bis 22.6. Der Hamburger Künstler (geb. 1953) mit Zeichnungen, die Settings von Medienbildern auf ihre Substanz reduzieren und damit zur kollektiven Erfahrung freigeben MÜLHEIM – Kunstmuseum www.muelheim-ruhr.de

August Macke bis 27.4.

Ausstellungsansicht Emil Schumacher Museum, Foto: Werner Hannappel, Essen © VG Bild-Kunst; Nachlass Kricke Eine Ausstellung zum rheinischen

Expressionisten (1887-1914), der der Künstlergruppe Blauer Reiter verbunden war, aus dem Bestand der Stiftung Ziegler

Museumslandschaft NRW

NEUSS – Langen Foundation

BEDBURG HAU – Museum Moyland

DÜSSELDORF – Museum Kunstpalast

ESSEN – Museum Folkwang

www.moyland.de

www.smkp.de

www.museum-folkwang.de

C. Bachmann/S. Banz bis 27.4. Caroline Bachmann und Stefan Banz: Installation zur Beuys-Arbeit „Das Schweigen von Marcel Duchamp wird überbewertet“

Grosse Kunstausstellung NRW bis 9.3. Die traditionelle, jurierte Jahresausstellung mit Künstlern, die in ganz verschiedenen Medien arbeiten und unterschiedlichen Generationen angehören

Karl Lagerfeld bis 11.5. Eine Inszenierung mit Fotografie, Film, Buchgestaltung, Zeichnung und Mode als Überblick über das Gesamtwerk des berühmten Modeschöpfers aus Paris

J. Parker Valentine bis 29.6. Deutschlandpremiere der 1980 geborenen Amerikanerin, die von der Zeichnung ausgehend, Malereien und Skulpturen, Fotografien und Filme anfertigt

GLADBECK – Neue Galerie

OBERHAUSEN – Ludwiggalerie

www.neue-galerie-gladbeck.de

www.ludwiggalerie.de

Gerhard Richter bis 9.3. Der weltberühmte Künstler, der mühelos zwischen Realismus und Farbfeldmalerei wechselt, mit einem Überblick über sein grafisches Werk und seine Editionen

Doll vs. Havekost bis 4.4. Tatjana Doll (geb. 1970) und Eberhard Havekost (geb. 1967) mit neuen Malereien, die ihre Bedeutung für die zeitgenössische, gegenständliche Malerei belegen

Andy Warhol bis 18.5. Der große Andy Warhol mit seinen wichtigen Siebdrucken und LeinwandArbeiten, mit denen er die Pop Art mitbegründete und definierte

DÜSSELDORF – Kunsthalle

HAGEN – Emil Schumacher Museum

www.kunsthalle-duesseldorf.de

www.esmh.de

Marijke van Warmerdam bis 16.3. Frühe und aktuelle Arbeiten der multimedial tätigen, holländischen Künstlerin, die vor allem mit ihren kurzen, lapidaren Filmen bekannt wurde

Kricke und Schumacher bis 14.4. Eine dialogische Präsentation mit dem Bildhauer Kricke und dem Maler Schumacher, deren Werke seit den 1950ern Linie und Raum thematisieren

DÜSSELDORF – NRW-Forum

HAGEN – Osthaus Museum

www.duesseldorfphotoweekend.de

www.osthausmuseum.de

Duane Michals bis 2.3. Fotografien und fotografische Sequenzen von 1958 bis 2013 des wichtigen New Yorker Fotografen, der sein eigenes Leben in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellt

Christian Rohlfs bis 4.5. Das druckgrafische, zwischen 1908 und 1926 entstandene Werk von Rohlfs, der ab 1901 und bis zu seinem Tod sein Atelier im Museum Folkwang in Hagen hatte

DUISBURG – Lehmbruck Museum

KÖLN – Museum für Angewandte Kunst

BOCHUM – Kunstmuseum www.kunstmuseumbochum.de

DÜSSELDORF – K20

Hans Kaiser bis 27.4. Fotografische Arbeiten und multimediale Projektionen des berühmten Künstlers

www.kunstsammlung.de

BONN – Bundeskunsthalle www.kah-bonn.de

Kasimir Malewitsch 8.3.-22.6. Werküberblick mit 300 Gemälden, Grafiken und Skulpturen des berühmten Hauptvertreters des Suprematismus und der sowjetischen Avantgarde BONN – Kunstmuseum www.kunstmuseum-bonn.de

Juan Uslé bis 25.5. Der spanische Künstler mit Malereien, die zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit oszillieren BOTTROP – Museum Quadrat www.quadrat-bottrop.de

Josef Albers als Lehrer bis 30.3. Der berühmte Farbfeldmaler als Lehrer am Bauhaus, am Black Mountain College und der Yale University mit Werken von sich und von seinen Schülern BRÜHL – MAX ERNST MUSEUM www.maxernstmuseum.lvr.de

Seine Augen trinken alles bis 29.6. Werke der 1910er und 1920er Jahre von Max Ernst im Dialog u.a. mit Delaunay, Klee, Macke, Picasso DORTMUND – Museum Ostwall www.museumostwall.dortmund.de

Matthias Beckmann bis 27.4. Im letzten Jahr angefertigte KonturZeichnungen zur Struktur und zu Details des Dortmunder U aus wechselnden Perspektiven

www.lehmbruckmuseum.de

www.makk.de

Mischa Kuball bis 11.5. Fotografien von Immigranten aus 100 Ländern, die im Ruhrgebiet heimisch geworden sind und die hier auch in Tondokumenten zu Wort kommen

Typisch deutsch? bis 21.4. Der in London lebende Designer und Künstler Rolf Sachs visualisiert die Attribute, die den Deutschen gemeinhin als Eigenschaften zugeschrieben werden

DUISBURG – Museum DKM

KÖLN – Käthe Kollwitz Museum

www.museum-dkm.de

www.kollwitz.de www.kollwitz.de

Thomas Virnich bis 25.8. Der 1957 geborene, ehemalige documenta-Teilnehmer, der Fundstücke zerlegt, mit anderen Stücken kombiniert und zu wuchernden Objekten zusammensetzt

Emil Orlik bis 27.4. Der deutsch-böhmische Künstler (1870-1932) mit seinen v.a. von Reisen, besonders einem Japan-Aufenthalt, beeinflussten farbigen Druckgrafiken

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www.langenfoundation.de

REMAGEN – Museum Rolandseck www.arpmuseum.org

Rendez-vous des amis bis 1.6. Die in Teilen neu konzipierte Sammlungspräsentation mit Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp im Dialog mit ihrem Künstlerfreund Alexej Jawlensky WUPPERTAL – Neuer Kunstverein www.neuer-kunstverein-wuppertal.de

Christian Schreckenberger 8.3.-6.4. Eine Installation des Düsseldorfer Bildhauers, die mit minimalen Mitteln ein ungelöstes Rätsel schafft und dabei Alltägliches beleuchtet WUPPERTAL – Kunsthalle Barmen www.von-der-heydt-kunsthalle.de

Sabine Moritz 9.3.-29.6. Die Kölner Malerin und Zeichnerin mit ihren atmosphärisch dichten Malereien, die mit Helikoptern oder Blumen, Ahnungen und kollektive Vorstellungen initiieren

Empfehlungen von Thomas Hirsch

bildet

Verlagssonderveröffentlichung

„Die neue Generation scheut den Arbeitsplatzwechsel nicht“, Foto: Irma Flesch

Gebildet heißt flexibel

Weiterbildung fördert auch neue Arbeitszeitmodelle Der Zynismus des Wirtschaftslebens hat wohl erst dann ein Ende, wenn Kinder und pflegebedürftige Verwandte endlich in die Arbeitszeitplanung mit einfließen können. Nur mit Weiterbildungsmaßnahmen können sich Arbeitnehmer den Vorsprung verschaffen, der nötig ist, um im Zweifelsfall flexible Arbeitszeiten und auch –orte anzumahnen oder, wenn es nicht anders geht, schnell das Unternehmen zu wechseln. Wohl dem, der Krisenfälle schon einmal durchgespielt hat und sich mit Zusatzqualifikationen und Kontaktpflege gezielt bei Konkurrenten ins Gespräch bringen kann. Die neue Generation Y, vor der es einigen Personalchefs mit altertümlichen Ansichten immer mehr graut, scheut nicht mehr den Arbeitsplatzwechsel, und stellt das Privatleben wie selbstverständlich über den Job. Um die neuen klugen Köpfe dieser Generation für sich zu gewinnen, müssen Personaler umdenken und möglichst früh beim Einstellungsgespräch auf die Leistungen und Freiräume des Unternehmens verweisen. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie lancierte Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung stellt unter www.kompetenzzentrum-fachkraeftesicherung.de mehrere lesenswerte Publikationen zum Download zur Verfügung.

Wohl fühlen und lernen Die Bochumer Widar Schule Was brauchen junge Menschen wirklich von der Schule? Eine Frage, die angesichts fortwährender Leistungsdiskussionen und absurder Hochleistungsarbeit aktueller denn je ist. Einerseits prognostizieren Experten ein „Verschwinden der Arbeit, wie wir sie kennen“, andererseits kommt ein Großteil der Bevölkerung gar nicht mehr aus dem Arbeiten heraus. Auf was soll die Schule also nun vorbereiten? Die Bochumer Widar Schule wagt seit drei Jahrzehnten mit ihrer Waldorfpädagogik ein komplexes Schulprogramm – und glaubt an ein Nebeneinander von Persönlichkeitsförderung und Leistungsforderung. Patrick Neal von der Widar Schule: „Leistung muss ein Baustein unter vielen sein. Man darf nicht vergessen, dass sich die Arbeitswelt komplett verändert hat. Wir müssen unsere Schülerinnen und Schüler nicht auf eine Industrie-, sondern auf eine Kreativwirtschaft vorbereiten. Ziel der Widar Schule ist es deshalb, die kreativen, intellektuellen und sozialen Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen zu entwickeln, so dass sie zu vielseitigen, lebensfrohen und verantwortungsvollen Persönlichkeiten

Bildung für Ihren Erfolg mit Brief und Siegel

staatlich anerkannte

Schule für Logopädie Modellschule des Landes NRW

Meisterkurse

keine Wartezeit nach Gesellenprüfung

Fördermöglichkeit nach Meister-BAföG Vollzeit und berufsbegleitend Module einzeln buchbar

Ausbildung zum Logopäden mit der Möglichkeit der Doppelqualifikation zum Bachelor

Akademie für Unternehmensführung

Studiengänge zum/zur Betriebswirt/-in (HWK) mit Fördermöglichkeit nach Meister-BAföG Management-Seminare UnternehmensManager (HWK)

Ausbildungsbeginn jährlich April, Juli und Oktober

Kaufmännische Seminare Technische Seminare Inhouse-Schulungen EDV-Seminare Sparen Sie Seminarkosten mit Fördermitteln – Lassen Sie sich beraten!

Anmeldung und Info´s unter 0211-73779680 www.duesseldorfer-akademie.de

Bildungszentrum HWK Dortmund • Ardeystr. 93-95 • 44139 Dortmund Kontakt: Stephan Czarnetzki • [emailprotected] 0231 5493-602 • Fax: 0231 5493-608 • www.hwk-do.de

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bildet

Verlagssonderveröffentlichung

heranreifen können. Die Vielfalt des Angebots erlaubt eine Entwicklung der Persönlichkeit, die weit über eine rein intellektuelle Fähigkeitsbildung hinausgeht. Dabei greifen die Bereiche ineinander: Wenn Herz und/oder Hand angesprochen werden, profitiert auch der Kopf davon – und umgekehrt.“ Der Herausforderung der staatlichen Stichtagregelung begegnet die Widar Schule zudem mit dem Konzept der „Brückenklasse“. Eltern, die sich sorgen, ihren Nachwuchs zu früh einzuschulen, können ihre Kinder in diese „nullte Klasse“ schicken. Der zweiten Herausforderung der Rundumbetreuung stellt sich die Widar Schule sowohl inhaltlich als auch architektonisch. „Architektur, Mensa, Betreuungsangebote, Schulgarten, Veranstaltungen und vieles mehr schaffen eine lebendige Atmosphäre und sorgen dafür, dass sich Schüler, Lehrer und Eltern wohlfühlen und gern hier aufhalten.“ Weitere Informationen unter Tel. (02327) 9 76 10 oder www.widarschule.de

dabei unterstützen, sich über die zahlreichen Perspektiven zu informieren, und sie für eine Ausbildung im Handwerk begeistern“, betont Otto Kentzler, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Dortmund und zugleich des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). Impulse e.V. – Schule für freie Gesundheitsberufe Rubensstr. 20a, Wuppertal, Tel. (0202) 73 95 40, www.impulse-schule.de Vielfältige Studiengänge für Fitnesstrainer, psychologische Berater, Heilpraktiker. Weiterbildungsinstitut WBI Dortmund – Essen – Oberhausen Hoffnungstr. 2, Essen, Tel. (0201) 97 79 90, www.weiterbildungsinstitut.de Professionelles Büromanagement, kaufmännische Qualifizierungen, Vertrieb, Marketing, Coaching.

BILDUNG RUHR – AKTUELLE TIPPS UND ADRESSEN:

DA Düsseldorfer Akademie Harffstr. 51, Düsseldorf, 0211 73 77 96 80, www.duesseldorfer-akademie.de Die Bildungseinrichtung vereint ein Therapie- und Förderzentrum für Logopädie, Ergotherapie, Lese- und Rechtschreibtraining, eine renommierte Schule für Logopädie und ein Weiterbildungs- und Trainingszentrum unter einem Dach. Ausbildung zur Logopädin / zum Logopäden mit der Möglichkeit der Doppelqualifikation zum Bachelor. Euro-Schulen Bochum Herner Str. 299, Bochum, Tel. (0234) 54 06 46, www.bochum.eso.de Sprach- und Kommunikationstraining, Computer- und Fremdsprachenkurse. Neu: Integrationskurse. Handwerkskammer Dortmund – Bildungszentren Ardeystraße & Hansemann Ardeystr. 93-95, Barbarastr. 7, Dortmund I Tel. 0231 54 93 400 und 54 93 850, www.hwk-do.de Maßgeschneiderte Angebote für die handwerkliche Aus- und Weiterbildung. Auf www.handwerk.de/super-koenner kann man sich genauer über berufliche Chancen und Weiterbildungsmöglichkeiten im Handwerk informieren „Mit dem Angebot möchten wir junge Menschen in der Berufsphase

Widar Schule Höntroper Str. 95, Bochum I 02327 9 76 10 I www.widarschule.de Einzügige staatlich anerkannte Waldorfschule, in der alle SchülerInnen ab der 1. Klasse gemeinsam lernen können, mit dem Angebot aller Abschlüsse bis zum Abitur. Zwei Fremdsprachen von Beginn an sind ebenso selbstverständlich wie die ausgeprägte Förderung der natur- und geisteswissenschaftlichen Fächer. Zentrum Frau in Beruf und Technik Erinstr. 6, Castrop-Rauxel, Tel. (02305) 9 21 50 10, www.zfbt.de Das Zentrum Frau in Beruf und Technik bündelt Kompetenzen in den Bereichen Gender Mainstreaming und berufliche Chancengleichheit von Frauen.

TEXT/ZUSAMMENSTELLUNG: JULES LUX www.auslandsgesellschaft.de

Auslandsgesellschaft NRW Steinstr. 48, Dortmund, Tel. (0231) 83 800 15, www.agnrw.de Studien- und Sprachreisen weltweit, Business-Sprachreisen, Auslandspraktika (u.a. China, Japan), High-School- und Schulbesuch im Ausland (auch in staatliche Colleges in den USA). Am 14. Mai 2013 wfindet im Dortmunder Rathaus von 15 bis 20 Uhr eine große Info- und Messeveranstaltung zu den Themen Schüleraustausch, Ausbildung, Studium, Arbeit, Qualifizierung, Freiwilligendienste, Praktika und Jobs im europäischen Ausland statt.

Praktikum im Ausland Work & Travel  Europäischer Freiwilligendienst  Sprachreisen weltweit Business 50 + Erwachsenen Schüler

High-School Jugendaustausch  Studienreisen weltweit Auslandsgesellschaft NRW e.V. Steinstr. 48  44147 Dortmund Jörn Janssen 0231 838 00 36  [emailprotected]

Alle Jahrgangsstufen von der 1. Klasse bis zum Abitur (G9), Angebot aller staatlichen Abschlüsse, ganzheitliches Konzept für Kopf, Herz und Hand. Zwei Fremdsprachen von Beginn an und über 30 Fächer von Holzwerken bis Informatik, von Biologie bis Tanz. Nachmittagsbetreuung mit AGs für die 1. bis 6. Klasse.

Widar Schule

Widar 3CHULEs(ÚNTROPER3TRs"OCHUMsq^sWIDARSCHULEDE

Die Waldorfschule in Ihrer Nähe

Jetzt notieren: Sehen, erleben, verstehen beim Tag der offenen Tür am Samstag, 17.05., ab 10:30 Uhr

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Auswahl Auswahl

BOCHUM BAHNHOF LANGENDREER Do 23.3. 15 Uhr

Barbara Steinitz: Schnurzpiepegal

Kunst- und Designliebhaber kommen bei der parallel stattfindenden „gut.- die Messe“ voll auf ihre Kosten. Sozial, fair und zukunftsfähig: Das gilt nicht nur für primäre Bedürfnisse, sondern auch im künstlerischen Bereich. Infos: 030 25 20 19 37

ZECHE Fr 21.3. 20 Uhr

Demon’s Eye – A Tribute to Deep Purple

FZW

KUNSTMUSEUM

Barbara Steinitz hat mit „Schnurzpiepegal“ ein wunderschönes Bilderbuch über das Anderssein und das Überwinden von Gruppendruck geschrieben und gemalt: Während in der Stadt und im Park Hund und Herrchen stets einander ähneln, lebt die dicke Opernliebhaberin Dorothea zusammen mit dem schlanken Hund Fidelio, der dürre Pralinenerfinder Joschka hingegen mit der mopsigen Hündin Pistazia. Als die beiden ihre Hunde tauschen, wird zwar nicht mehr hinter ihren Rücken getuschelt, aber glücklich ist keiner von den Vieren… Steinitz, deren Papiertheater auch im Video zum Song „Down Under Mining“ von Dear Reader zu bewundern ist, bietet mehr als Lesung oder auch Bilderbuchkino: In einem Koffer erweckt sie Kulissen und Figuren vor den staunenden Kinderaugen (ab 5 Jahren) – live begleitet vom Gitarristen Björn Kollin. Infos: 0234 687 16 10

ENDSTATION KINO Mo 17.3. 20 Uhr

Vinyl Café Im seit Januar 2013 existierendem Vinyl-Café sprechen Musikschaffende über Musik. Im Stil eines interaktiven Live-Talks gehen Publikum und Gäste den verschiedensten musikalischen Fragen auf den Grund. Zusätzlich aufgelockert wird das Ganze nicht selten durch Akustik-Sets oder kurze Film-Sequenzen. Im März widmet sich das Vinyl-Café der Fusion aus Musik und Fotografie. Mit den Fotografen Markus Hausschild, Jens Oellermann und Thaisen Stärke wird u.a. das Besondere eines Bandfotos erörtert. Infos: 0234 687 16 20

Kingdom“ letztes Jahr sogar einen weltweiten Club-Hit, und mit Anstam bringen sie auch noch einen großartigen jungen Support-Act mit. Gleich mehrere Gründe also, um mal wieder ins FZW zu tanzen. Infos: 0231 17 78 20 Sa 1.3. 20 Uhr

bis 27.4., Di-So 10-17, Mi 10-20 Uhr

The Bollock Brothers

Hans Kaiser

Mit Synthie-Pop, New Wave und Punk Rock begeistern The Bollock Brothers bereits seit 1979 ihr Publikum. Die Londoner Rockband hat dabei beachtliche Erfolge vorzuweisen, die sich in zahlreichen Studio- und Live-Alben, Videos und SingleAuskoppelungen niederschlagen. Bekannt wurde die Band, die von dem Londoner Promoter, DJ und Manager Jock McDonald entdeckt wurde, durch ihre englischsprachige Interpretation des Songs „Harley David (Son of a Bitch)“. Im Original erschien dieses Lied auf Französisch, geschrieben von Serge Gainsbourg. Alte Hasen sind sie auf der Bühne und sicherlich zählen sie mittlerweile zu den Legenden der Musikgeschichte. Und so dürfen sich die Fans auf Rockmusik vom Feinsten und sicherlich über die eine oder andere Anekdote aus dem Musikerleben freuen. Infos: 0231 286 80 89 10

Demon’s Eye lassen die Siebziger Jahre wieder auferstehen. Ein Umstand, der sie bei ihren Fans mehr als beliebt macht. So steht im Vordergrund auch nicht die absolute Übertragung des Originals in Demon‘s Eye-Performance, sondern vor allem das Gefühl und die Leidenschaft. Infos: 0234 720 03

ZECHE So 23.3. 15 Uhr

Potts-Blitz Festival

Hans Kaiser, Barnabas, 1966 © Sammlung Schoenbach, Foto: Maike Klein, Hamburg

Der 1914 in Bochum geborene und 1982 in Soest gestorbene Maler Hans Kaiser wird der Kunstströmung des (abstrakten) Informel zugerechnet. Jedoch gibt Hans Kaiser nie den Bezug zur sichtbaren Wirklichkeit auf. Er geht von Landschafts- und Naturerfahrungen aus und bezieht sich auf Raumerlebnisse; eine wichtige Rolle spielt die fernöstliche Spiritualität, die sich bei ihm noch in kalligraphischen Anklängen und zeichenhaften Formulierungen äußert. Die Ausstellung liefert einen Überblick über Kaisers Gesamtwerk. Infos: 0234 910 42 30

SCHAUSPIELHAUS So 23.3. 19 Uhr

Fickende Fische

DUISBURG CAFE STEINBRUCH Di 11.3. 19.30 Uhr Bochum ist nicht unbedingt als Punkrock-Hochburg bekannt. Umso erfreulicher ist es daher, dass das Potts-BlitzFestival mit seinem namhaften Line-Up in der Zeche Premiere feiert. Insgesamt sechs Bands gibt es an jenem Tag auf die Ohren. Darunter Szene-Lieblinge wie The Idiots oder Kotzreiz und Geheimtipps à la Scheisse Minelli. Auch für die nötige Infrastruktur ist gesorgt: Das Festival lockt mit veganem Essen, Leckereien vom Grill und einem Platten- und Merchandisemarkt zu fairen Preisen. Infos: 0234 720 03

DORTMUND FZW

JAHRHUNDERTHALLE

Maria Taylor Beheimatet im Indie-Rock und im Folk, spielte Taylor zunächst in einigen Bands, um dann schließlich im Jahre 2005 ihr erstes Soloprojekt zu veröffentlichen. Nach „11:11“ erschienen dann „Lynn Teeter Flower“ im Jahre 2007, „Lady Luck“ im Jahre 2009 sowie „Overlock“ im Jahre 2011. Taylor gilt als Multi-Instrumentalistin und zeigte ihr Können unter anderem in der Zusammenarbeit mit Moby. Ihr zuletzt erschienenes Projekt „Something about Knowing“ sprüht nur so vor Emotionen und Leidenschaft, etwas, was man nicht missen möchte, hat man erstmal Feuer gefangen. Taylors Tournee ist ein Muss für Indie-Rock- und Folk-Begeisterte. Infos: 0203 363 28 82

EXPLORADO KINDERMUSEUM

Do 6.3. 20 Uhr

Moderat + Anstam

Fr 21.3. bis Mo 24.3.

Heldenmarkt & gut. – die Messe: „Design – sozial, fair, zukunftsfähig“ Fairness, Nachhaltigkeit, in Maßen genießen und Verschwendungssucht einstellen: Aktuelle Foodsharing-Kampagnen und Berichte über unsere Abfallgesellschaft bilden nur die Spitze des Eisberges, der für die Konsumgesellschaften unserer heutigen Welt steht. So ist es nicht verwunderlich und vor allem begrüßungswert, dass sich immer mehr Produzenten und Konsumenten dem Gebot der Nachhaltigkeit verpflichten. Der sogenannte „Heldenmarkt“, der neben Bochum auch in anderen Großstädten Deutschlands zu besuchen ist, ist ein Beispiel dieser Nachhaltigkeitskampagnen. Interessierte können sich in Workshops informieren, probieren, testen und Fragen stellen, bis die Füße qualmen und der Wissensdurst gestillt ist. Auch

Foto: Diana Küster

HIV ist in den letzten Jahren mehr und mehr aus dem Bewusstsein der Gesellschaft verschwunden, auch wenn die Infektion immer noch nicht zu heilen ist und die Ansteckungsrate seit einiger Zeit wieder steigt. Umso wichtiger ist es, wenn Autoren wie Almut Getto es schaffen, eine so sensible Thematik mit ganz viel Feingefühl, Offenheit und Wortwitz zu erzählen. Regisseurin Martina van Boxen inszeniert diese rührende Geschichte um Nina und Jan, die miteinander und mit Jans Eltern einen Weg finden müssen, um der Krankheit nicht die Oberhand zu geben. Infos: 0234 33 33 55 55

Foto: Explorado Kindermuseum

Moderat sind das Zusammentreffen dreier der besten deutschen ElectroKünstler unserer Zeit: Auf der einen Seite ist „Modeselektor“, die mit ihren enthusiastischen Club-Auftritten lange Zeit den Stand der Dinge in ihrem Genre definierten. Auf der anderen Seite „Apparat“, der wohl beste Songwriter der elektronischen Musik in den letzten 10 Jahren. Als Moderat hatten sie mit „Bad

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Eingefleischte Lego-Fans aus Duisburg haben ihr Steineparadies seit letztem Jahr nicht mehr vor der Haustür im Innenhafen sondern müssen bis nach Oberhausen pilgern. Dafür warten an alter Stelle im Explorado Kindermuseum nun neue Abenteuer und Forschungsreisen auf alle interessierten Gäste zwischen 4 und 12 Jahren. Das Herz des Kindermuseums ist seine Mitmachausstellung auf drei Etagen. Dort können junge Entdecker auf spielerische und gleichwohl pädagogisch-angeleitete Weise allerlei Faszinierendes kennenlernen. Die behan-

Auswahl Elegiendichter Philip Miller. Sich selbst schreibt er die Rolle eines Herausgebers zu, der die Gedichte mit biographischen Angaben unterfüttert und wissenschaftlich kommentiert. Ein lustvolles Spiel mit Literatur und dem Literaturbetrieb – und gleichzeitig hochpoetisch. Infos: 0201 23 40 44

delten Wissensbereiche sind vielfältig: sie reichen von Alltagswissen über historische oder biologische Kenntnisse hin zu technologischen Errungenschaften, die von den kleinen Besuchern neu entdeckt und hautnah erlebt werden können. Infos: 0203 29 82 33 40

oder die auratische, unberührte Ferne und als solche auch Struktur. Zu den eingeladenen Künstlern gehören Birgit Jensen, Miriam Vlaming und Andreas Gefeller. Abgedeckt sind die Bereiche der Druckgrafik, Malerei, Fotografie und Skulptur. Infos: 0203 718 78 41

GRAMMATIKOFF

LEHMBRUCK MUSEUM

Di 18.3. 19.30 Uhr

bis 11.5., Mi-Sa 12-18, Do 12-21, So 11-18 Uhr

GREND

Mischa Kuball – New Pott

Julian Dawson

Eine Ausstellung mit 100 fotografischen Tableaus und multimedialen Aufzeichnungen von Gesprächen: Mischa Kuball hat Migranten aus 100 verschiedenen Ländern zu ihrem Leben befragt, die sich mit ihren Familien im Ruhrgebiet niedergelassen haben, hier arbeiten und heimisch geworden sind. Die Fotografien zeigen sie in ihrer Wohnung, leitmotivisch hat Kuball jeweils eine Lampe dazu gestellt: formal etwas arg bemüht und nicht besonders originell, ist diese Ausstellung in ihrem Aussagewert doch sehr informativ. Infos: 0203 283 32 06

„Ein großer Glatzkopf mit Gitarre“, so beschreibt sich Singer/Songwriter Julian Dawson selbst. Über 35 Jahre macht er nun Musik, hat mit den ganz Großen wie Bob Dylan, Little Feat, Plainsong, den Eagles und BAP zusammen gespielt und sicherlich ein wertvolles Stück Musikgeschichte geschaffen. „Life and Soul“ heißt die im September 2013 erschienene Compilation, die aus drei ganzen Boxen besteht. Den Reiz machen dabei nicht nur bekannte Songs des Musikers aus, sondern auch die Fülle an unveröffentlichtem Material, das einen Einblick in mehrere Jahre an Musikleben nachzeichnet. Und so heißt es, diesen Erfolg zu feiern und die anstehende Tour zu genießen. Infos: 0201 851 32 10

Frank Goosen

Frank Goosen ist ein Ruhrgebiets-Urgestein. Als Kabarettist und Autor ist der Bochumer schon seit den frühen 90er Jahren aktiv. Fußball-Fan ist Goosen vermutlich noch länger. Seine Liebe zum VFL Bochum bringt er u.a. mit seinem Posten im Aufsichtsrat des Zweitliga-Clubs zum Ausdruck. In seinem neuen Roman „Raketenmänner“ erzählt Goosen von Männern unserer Zeit, die sich zwischen Liebe, Fußball, Musik und Freundschaft eigentlich nur ein wenig Halt in ihrem Leben wünschen. Mit ausgewählten Häppchen aus seinem neuen Werk geht Goosen im März auf Lesetour durch den Pott. Infos: 0203 36 39 96 81

ESSEN BUCHHANDLUNG PROUST Mi 12.3. 20 Uhr

Jan Wagner zu Gast

Fr 7.3. 20 Uhr

MUSEUM KÜPPERSMÜHLE 21.3.-15.6., Mi 14-18, Do-So 11-18 Uhr

K.O. Götz

Foto: © Villa Massimo – Alberto Novelli

Jan Wagner, Jahrgang 1971, zählt bereits seit Mitte der 1990er Jahre zu den bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikern der jungen Generation, mit Literaturpreisen und Stipendien überhäuft. Während seines Aufenthaltes in der Villa Massimo in Rom ist ihm ein geradezu genialer Coup gelungen: Für seinen Band „Die Eulenhasser in den Hallenhäusern“ hat er drei fiktive Dichter ersonnen: den Bauerndichter Anton Brant, den in Berlin lebenden Anagramm-Dichter Theodor Vischhaupt und den in Rom lebenden

KUNSTVEREIN bis 16.3., Do-Sa 17.30-20, So 14-18 Uhr

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One million traces Foto: K.O. Götz, Giverny VII/1, 1988, MKM Museum Küppersmühle, Sammlung Ströher, © VG Bild-Kunst, Bonn; Foto: Olaf Bergmann, Witten

Foto: Birgit Jensen, TVK III, 2006, Acryl/Lw, 95 x 140 cm, © B. Jensen, VG Bild-Kunst, Bonn

Der Kunstverein bringt sieben Positionen aus dem Umfeld der Düsseldorfer Kunstakademie zusammen, die sich mit der Landschaft als Thema oder doch Motiv beschäftigen: Landschaft ist in der Ausstellung entweder der urbanisierte, vom Menschen veränderte oder besetzte Raum,

Karl Otto Götz ist einer der herausragenden deutschen Maler der Gegenwart. Er gehört zu den Pionieren des Informel, der abstrakt gestischen Malerei der 1950er und 1960er Jahre. Die Kontinuität seines Werkes verdeutlicht nun der Überblick in der Küppersmühle, der Mitte der 1930er Jahre einsetzt und bis 2010 reicht. Grundsätzlicher Anlass ist das Werk von K.O. Götz selbst, der auch als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie gelehrt hat, und dann gibt es einen weiteren Grund: K.O. Götz hat jetzt seinen 100. Geburtstag gefeiert. Infos: 0203 30 19 48 11

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Auswahl Auswahl GRILLO-THEATER Di 4.3. 19.30 Uhr

Finnisch

angrenzenden westlichen Ländern und umspannen den Zeitraum vom ersten Drittel des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart und sie umfassen ebenso den etablierten Bereich, etwa der Opernpremiere, wie das off-Theater. Ein Ziel der Ausstellung ist es, den Plakatgestalter trotz aller Vorgaben in diesem Medium, für den künstlerischen Reichtum zu sensibilisieren. Infos: 0201 884 50 00

schon immer eine atemberaubende Sache aus Schemen, Gegenlicht und abstrakten Tänzen. Dicke Empfehlung! Infos: 0201 834 44 10

ZECHE CARL Di 25.3. 20 Uhr

Spieler der Nacht

PHÄNOMANIA ERFAHRUNGSFELD Wer kennt sie nicht, diese Minuten, Sekunden, bevor man den oder die Angebetete trifft? Was überlegt man sich nicht alles: Was sage ich? Wie sage ich es? Wie bringe ich sie dazu, vielleicht doch ein Sekündchen länger stehen zu bleiben? In Martin Heckmanns Monolog „Finnisch“ stellt sich der Protagonist all diese Fragen. Um seine angebetete Postbotin endlich wiederzusehen, hat er sich selber ein Paket geschickt. Doch was tun, wenn man eigentlich zu schüchtern ist? Regieassistentin Katarzyna Maria Noga entführt das Publikum in die ganz eigene, ein wenig verschrobene und eigenbrödlerische Welt des Protagonisten, gespielt von David Simon. Mit einem Hauch von Humor, Einsamkeit und Angst, aber auch Sehnsucht in Verbindung mit der „Außenwelt“ zu treten, beleuchtet Noga dessen Leben. Infos: 0201 812 22 00

MUSEUM FOLKWANG 8.3.-15.6., Di-So 10-18, Fr 10-22.30 Uhr

Theater für die Straße

KUNSTMUSEUM

Dass Zollverein in Essen sich mit dem Titel UNESCO-Welterbe schmücken darf, wissen mittlerweile die meisten Menschen im Ruhrgebiet. In dem riesigen Areal verstecken sich jedoch einige Perlen, die noch nicht so bekannt sind wie das Gesamtkonstrukt. Dazu zählt definitiv das Phänomania Erfahrungsfeld. An 80 Stationen auf über 1500qm können die Besucher interaktiv ihre Sinne testen und schärfen und dabei viel Spaß haben. Das explizit auch für Erwachsene geeignete Erfahrungsfeld lädt dazu ein, die Natur, die uns jeden Tag prägt, besser kennen zu lernen und an Einrichtungen wie der Optischen Scheibe, der Wasserklangspritzschale oder dem Riechbaum die eigenen körperlichen Fähigkeiten bewusst zu erleben und deren Grenzen auszuloten. Infos: 0201 30 10 30

„Kunst schafft Stadt“ wird ab März den jungen Regisseur und Filmemacher Sebastian Fritzsch begleiten, der im Laufe des Jahres sein neues Projekt „Spieler der Nacht“ drehen wird. Ort des Geschehens wird Essens Stadtteil Altenessen sein. Während Hollywood selten authentische Einblicke in den Prozess des Filmemachens gibt, bietet sich dies in Essen nun geradezu an: Kunst schafft Stadt verfolgt den jungen Regisseur auf Schritt und Tritt, um dann am Ende vom Sein und Werden eines Filmprojektes erzählen zu können. Als Auftaktveranstaltung wird Fritzsch im Lichthof in Essen seine gesamte Projektidee vorstellen. Infos: 0201 834 44 28

KAUE Sa 15.3. 20 Uhr

Timo Gross Trio

Dillon

www.heldenmarkt.de

Zu sehen sind rund achtzig Plakate für das Theater aus der Sammlung des Deutschen Plakat Museums. Die Plakate stammen aus Deutschland und seinen

Doppeltgemoppelt In seiner Ausstellungsreihe mit einzelnen Klassen deutscher Kunsthochschulen, stellt der Kunstverein Gelsenkirchen nun im Kunstmuseum die Klasse von Ayse Erkman an der Kunstakademie Münster vor. Ayse Erkman wurde mit subtilen architekturbezogenen Installationen bekannt, die mit Wiederholung und Spiegelung handeln und sich erst auf den zweiten Blick erschließen. Anzunehmen ist, dass ihre 19 Studenten diese konzeptuelle Linie aufgreifen und sich mehr oder weniger direkt auf die Ausstellungsräume beziehen. Infos: 0209 169 43 61

HEINRICH-VON-KLEISTFORUM Mo 17.3. 19.30 Uhr

Thomas Meyer: Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse

Do 27.3. 20 Uhr Endlich veröffentlicht das aus Brasilien stammende, in Köln aufgewachsene und in Berlin lebende Electro-Wunderkind Dillon ihr zweites Album. Auf „The Unkown“ entfernt sich die Frau mit der märchenhaften, zerbrechlich wirkenden Stimme noch ein weiteres Stück von ihrem ursprünglichen Dance-Sound und wird zu einer der großen Chanteusen der Republik! Ihre Konzerte waren dagegen

bis 23.3., Di-So 11-18 Uhr

GELSENKIRCHEN HAMM

ZECHE CARL

© VG Bild Kunst, Bonn, 2014 Foto: (Ausschnitt) Museum Folkwang, 2014

Gespräch, wie seine internationalen Auftritte mit Stars aus der Blues-Szene. Der vielbeachtete Hannoveraner krönte seinen bisherigen Erfolg unter anderem durch den Südpfälzer Musikpreis. Für sein Album „Fallen From Grace“ wurde ihm der Preis der Deutschen Schallplattenkritik überreicht. „Landmarks“ ist Gross‘ neustes musikalisches Projekt, das mit knackigem Bluesrock besticht und sicherlich im Mittelpunkt seiner derzeitigen Tour steht. Bluesfans und solche, die es werden wollen, werden Timo Gross lieben, wenn er seine Songs zusammen mit Bass und Schlagzeug live interpretiert. Infos: 0209 954 30

Timo Gross ist kein unbeschriebenes Blatt, schaut man auf seine bisherigen musikalischen Projekte. Eine Zusammenarbeit mit Rolf Stahlhofen (Söhne Mannheims), Gunter Gabriel oder Kathy Kelly (Kelly Family) brachten ihn ebenso ins

Dieser wunderbare Debütroman des Schweizer Journalisten und Werbetexters Thomas Meyer war im vergangenen Jahr für den Schweizer Buchpreis nominiert und schaffte es immerhin auf die Shortlist. Die Emanzipationsgeschichte des jungen Motti, der sich in der jüdischorthodoxen Gemeinde Zürichs seiner übermächtigen Mame und ihrer vehementen Verkupplungsversuche erwehren muss, ist ein Paradestück feinsinnigen Humors auf den Spuren Woody Allens. In einem schweizerisch angehauchten

M nac esse hh fü Kon altiger sum n

21./22./23. März Jahrhunderthalle Bochum Freitag 16 - 20 | Samstag 10 - 20 | Sonntag 10 - 18 Uhr Eintritt: 9,50 EUR46 | ermäßigt 6,00 EUR | Kinder bis 14 Jahre frei

Auswahl Jiddisch erzählt Motti, wie er sich nicht zu den Heiratskandidatinnen von Mutters Gnaden, sondern ausgerechnet der nichtjüdischen Kommilitonin hingezogen fühlt, die in engen Jeans ihren wohlgeformten „tuches“ zur Geltung bringt. Eine Reise nach Tel Aviv bringt Motti zwar auf andere Gedanken, aber ganz anders, als es die Mutter sich gedacht hatte… Infos: 02381 17 56 02

MARL SKULPTURENMUSEUM GLASKASTEN bis 6.4., Di–So 10–18 Uhr

Mit Drake und The Weeknd treffen sich an diesem Abend zwei der angesagten und auch gehaltvollsten neuen R&BKünstler in Oberhausen. Beide schaffen es aufs Feinste, unbedingte Eingängigkeit und Hit-Potenzial mit einem SoundGewand zu vereinen, das nicht allzu hysterisch auf kommerzielle Interessen ausgerichtet ist und oft sogar Substanz und Innovation ausstrahlt. Die Szene liebt Drake sowieso schon längst – also ruhig einfach mal mitreißen lassen. Infos: 0208 820 00

THEATER OBERHAUSEN Do 6.3. 19.30 Uhr

Mein innerer Elvis

Auke de Vries Auke de Vries, der als Professor an der Reichsakademie in Amsterdam unterrichtet hat, gehört seit drei Jahrzehnten zu den Bildhauern, die das eigentlich schwere, spröde, steife Material Stahl zu Leben erwecken, gar zum Schweben bringen. Auch in Deutschland sind seine hochaufragenden vielteiligen Großplastiken im öffentlichen Raum zu bewundern. Wie sehr sie noch Skizze sind, Bewegung symbolisieren und Prozess und Veränderung thematisieren, das zeigen nun zwei Installationen im Museum Glaskasten. Infos: 02365 99 22 57

OBERHAUSEN DRUCKLUFT Fr 28.3. 20 Uhr

Jodymoon

Dirk Bernemann Dirk Bernemann nimmt nur selten ein Blatt vor den Mund. In seinen Romanen legt der Ex-Punk und Teilzeit-PoetrySlammer aus Berlin gleich mehrere Finger in die klaffenden Wunden unserer Wohlstandsgesellschaft. Der erhobene Zeigefinger bleibt dabei jedoch meist in der Tasche. Herauskommen dabei Buchtitel wie „Ich hab die Unschuld kotzen sehen“ oder „Asoziales Wohnen“. Im Alternativen Kulturzentrum Recklinghausen wird er seine neueste popliterarische Sozialstudie mit dem Namen „Die Zukunft ist schön“ vorstellen.

ZUSAMMENGESTELLT VON: THOMAS HIRSCH, ANNA LENKEWITZ, FRANK SCHORNECK, BENJAMIN SEIM, CHRISTIAN STEINBRINK Veranstalter-Infos an: [emailprotected]

bis 13.4., Di-So 11-18 Uhr

re:set

TURBINENHALLE

Pelmke Noir mit Empire Escape

Die von den Malern Claudia Desgranges und Friedhelm Falke zusammengestellte, sogar ihre eigenen Werke berücksichtigende Ausstellung, untersucht die Aktualität der abstrakten Malerei in einer Zeit, in der Ornament, Farbigkeit und Malspur am Computer entwickelt und sich selbst überlassen werden. Zu sehen sind Arbeiten überwiegend deutscher Künstler, die sich auf völlig unterschiedliche Weise mit Farbe und den Vorgängen des „Malerischen“ auseinander setzen, auch Videoarbeiten sind hier ausgestellt. Infos: 02361 50 19 35

HAGEN PELMKE Do 13.3. 20 Uhr Die Konzert-Reihe „Pelmke Noir“ erfreut sich stetig steigender Beliebtheit. Angelehnt an das „TV-Noir“-Format von Tex Drieschner, ist bei diesen Konzerten alles auf Wohnzimmer und Gemütlichkeit getrimmt. An jedem zweiten Donnerstag im Monat trifft gedimmtes Licht auf Großmutter-Mobiliar und stromlose AkustikKlänge. Ein weiterer Pluspunkt: Der Eintritt ist immer frei, ein Spendenhut darf jedoch gerne mit Kleingeld gefüllt werden. In der März-Ausgabe bekommt es das Publikum mit den Wave-Klängen der Berliner Band Empire Escape zu tun. Support sind Chester aus Witten. Infos: 02331 33 69 67

2006 traf sich das niederländische Duo zum ersten Mal und dies setzte den Startschuss für die Indie-Band „Jodymoon“. Sängerin und Pianistin Digna Jansen und der Musiker und Instrumentenvirtuose Johann Smeets nehmen ihre Zuhörer in ihren Songs unter anderem mit auf die Reise und die Suche nach Liebe und dem Erwachsenwerden. Folk, Pop, Klassik und Americana sind die musikalischen Einflüsse, die den Liedern die gehörige Portion Gefühl und Authentizität verleihen. „The Life You Never Planned On“ ist die neuste Veröffentlichung des Duos und Anlass genug, auf Tour zu gehen und mit den Fans in den Niederlanden und dem restlichen Europa zu feiern. Infos: 0208 85 24 54

Drake + The Weeknd

Do 20.3. 19 Uhr

„Mein innerer Elvis“ ist die Coming of Age Geschichte der 15-jährigen Antje, deren einziger Freund ihr Idol Elvis Presley ist. Mit ihm fühlt sie sich verbunden, denn so fragt sie sich „war er nicht auch fett und von der ganzen Welt unverstanden?“. Dass ihre Eltern eine Reise nach Amerika planen, bringt sie ihrem Idol ein ganzes Stück näher, doch wie so oft haben die Eltern ganz andere Pläne als Antje. So wird die Reise in die Staaten zum ganz persönlichen Selbstfindungstrip der jungen Schülerin. Unter der Regie von Michaela Kuczinna erarbeiteten die Mitglieder des „Clubs der Bürger“ dieses von Jana Scheerer verfasste Stück. Besonderes Highlight werden nicht nur die eingespielten Filmsequenzen sein, sondern vor allem die Live-Musik während der Auftritte. Info: 0208 857 81 84

Woodkid

Fr 7.3. 20 Uhr

ALTERNATIVES KULTURZENTRUM

und Katja Strunz gehören, waren schon bei früheren Ausstellungen in Witten dabei. Nun aber bespielen sie jeweils einen Ausstellungsraum, und doch nehmen ihre Werke über die Raumöffnungen miteinander Kontakt auf. Im Grunde also sechs Einzelausstellungen zur zeitgenössischen Kunst in Deutschland – und doch reicht der Erkenntnisgewinn darüber hinaus. Infos: 02302 581 25 50

KUNSTHALLE Foto: Ines Koehler

Fr 7.3. 19.30 Uhr

KÖNIG PILSENER ARENA

RECKLINGHAUSEN

WITTEN MÄRKISCHES MUSEUM bis 18.5., Mi, Fr-So 12-18, Do 12-20 Uhr

Widersprüchliche Konturen Als der Franzose Woodkid mit seiner ersten EP „Iron“ 2011 der Shooting Star der Indie-Szene war, konnten seine Liveshows der opulenten Dramatik seiner Musik noch nicht gerecht werden. Mittlerweile hat er mit „The Golden Age“ sein erstes Album veröffentlicht und es bis in die deutschen Albumcharts geschafft, und seine Konzerte sind ein aufwendiges, emotionales Ereignis für alle Sinne. So etwas hat man in der Turbinenhalle sicher noch nie sehen können. Infos: 0208 250 50

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Einladungskarte Märkisches Museum Witten, © Märkisches Museum

Vorgestellt werden sechs Künstlerinnen, die, lebend in Berlin oder Düsseldorf, zwischen 1968 und 1979 geboren sind. Einige Künstlerinnen, zu denen Alicja Kwade

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Name: Dean Jakubowski Ret

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Address: Apt. 425 4346 Santiago Islands, Shariside, AK 38830-1874

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Job: Legacy Sales Designer

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